Donnerstag, 23. August 2007

Alltag, hoher Besuch, Fest

Jetzt bin ich schon einige Tage hier und habe ein interessantes Erlebnis nach dem anderen! Der Chinesischkurs läuft gut, ich kann jetzt sogar schon einige Sätzchen bilden. Die Lehrerin ist sogar auch schon einmal ab uns verrückt geworden, ich habe noch nie eine Asiatin gesehen, die angry wurde (bis jetzt). Wir haben zuviel miteinander geredet, so hat sie die Trinkflasche einfach aufs Pult gehauen und sagte, dass wir nun 10 min. Pause haben. Asiaten können wohl nicht richtig böse sein ;-)
Das Essen ist sehr gut (jedenfalls für mich), wenn man Reis und Nudeln mag, ist man dabei. Man muss auch mut haben, Sachen zu essen, die man noch nie gesehen hat und keine ahnung hat, was es sein könnte. Einfach probieren! Bis jetzt habe ich Alles essen können, aber was dies Alles gewesen ist, weiss ich meistens nicht. Heute hatten wir jedoch Pizza zum Mittagessen (kaum vergleichbar mit unseren italienischen gourmet Pizzas). Vielen Austauschschülern passt das essen hier gar nicht, manche sind zudem noch Vegetarier (die verpassen was in Taiwan!!!). Deren Einstellung ist eben zum Teil nach dem Motto "was der Bauer nicht kennt, isst er nicht". Das asiatische Essen riecht man übrigens auch im Urin (sorry ;-). Die letzten Tage war es so richtig heiss, ca 35°C, ganz nach meinem geschmack. Einfach traumhaft hier, auch die Landschaft (unten: teil vom Schulgelände!):

Bei dieser Hitze ist ein kühles bad genau das richtige. Bis jetzt sind wir ach jeden Abend in unserem Schul-Hallenbad baden gegangen. Die nehmens da so richtig ernst mit der Hygiene! Badekappen obligatorisch! Wir erhielten im Hallenbad extra unseren Badebereich, sehr nett. Das dumme ist nur, dass die Wassertiefe mit 1.3 und 1.7m nicht gerade sehr tief ist (Asienstandard?). Auch die Duschköpfe sind viel zu tief unten platziert, sodass ich mich immer bücken muss ;-) Ich habe leider meine Badehosen bei meiner Familie in Chung Li vergessen, also kaufte ich mir ein paar Neue (für umgerechnet ca. 7.-). Die Aufpasserstudenten haben mich dabei begleitet. Ja, sie kümmern sich fast ein bisschen zu sehr um uns, denn wir dürfen nicht alleine in die Stadt gehen. Sie sagten, dass sie die Verantwortung über uns haben, und nicht wollen, dass etwas passiere (Verkehr!). Sie hätten dann den ganzen Versicherungskram am hals... Wir durften auch erst eine Stunde nach dem Abendessen baden gehen, wegen dem vollen Magen. Sie kümmern sich manchmal zu gut um uns, wir fühlen uns wie die Könige (im goldenen Käfig). In dieser Schule werden die Regeln sehr ernst genommen. Es wurde ein Bild einer Frau (von einer der zahlreichen Überwachungskamera erstellt) überall aufgehängt. Diese Frau soll angeblich etwas gestohlen haben.
Wir Austauschschüler (siehe Bild unten) haben es sehr gut und lustig miteinander, wir sind schon wie eine kleine internationale Familie. Es sind zwar noch nicht alle angekommen, aber die Neuen finden sofort Anschluss.

Hauptsächlich reden wir englisch untereinander, oft aber muss ich auch auf deutsch oder französisch übersetzen ;-). Bis jetzt habe ich schon sehr viele neue Leute kennen gelernt, ich kann mir kaum alle Namen behalten und mein Visitenkartenstapel häuft sich.
Wenn dann die Taiwanesen erfahren (beim Vorstellen), dass ich später in die Chung Li National Highschool gehe, sagen mir alle, dass dies eine sehr gute Schule sei, und staunen.

Heute Morgen hiess es: Passport und Rotaryblazer fassen, wir gehen in die Hsinchu Innenstadt zum City Major House einen hohen Mann besuchen. Er heisst Mr. Lin und ist Mayor von dieser Stadt, zudem gründete er die hiesige Universität. Hsinchu liegt gerade am Meer und ist etwa so in Taiwan anzusehen, wie das Silicon Valley in California (Halbleiter und Computer Technologiezentrum). Das es bei diesem Meeting um eine höhere Person handelte, wurde mir dann klar, als sogar das Fernsehen gekommen ist. Stellt euch vor, ich durfte vor der Kamera ein paar Sätzchen sagen!!! Dieser Mann übergab uns dann so eine Kitsch-Puppe. Zudem kriegten wir noch eine schöne Telephonkarte und ein Buch geschenkt. Photographen schossen Photos. Kleiner Mann mit grossem Einfluss:

Die Kitsch-Puppe, ein "Kässeli":

Am Nachmittag hatten die Taiwanesen dann noch so eine Zeremonie, wo sie Essen "opferten" und Papiergeld verbrannten. Dies soll angeblich die Götter besänftigen und den Taiwanesen gute Zeiten bringen. Wir durften dann auch ein Räucherstäbchen zu den Opfergaben stecken und ein paar Papierscheine verbrennen. Cool! Diese Papierscheine waren sehr schön, also haben wir gefragt, ob wir ein paar zur Erinnerung mit nach Hause nehmen dürfen. Die Taiwanesen sagten ja, dies sei kein Problem. Also nahm ich ein Paar, und weil sie so schön sind, habe ich einen Schein an meinen Rotaryblazer gehängt. Als dann eine Taiwanesin dies gesehen hat, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und fieng an zu lachen. Sie sagte mir dann, dass ich diesen Schein besser wieder wegnehmen soll, denn für die Taiwanesen sind dies Scheine der Toten. Dies habe ich natürlich nicht gewusst ;-) Andere Kultur, andere Sitten, Aberglaube... für mich ist hier alles neu....



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