Freitag, 25. April 2008

Geburtstag meines Rotary Hostclubs „Chung- Li Southeast“

Hier in Taiwan ist es Tradition, dass ein Pärchen, welches ein Baby zur Welt gebracht hat, einen Monat nach Geburt den Verwandten, Bekannten und den Arbeitskollegen ein Essens-Geschenk überreicht. Man nennt dies hier „Voller Monat“ mǎn yuè = 滿月= (complete month; child's achievement of month of life). Ist das Baby ein Mädchen, verschenkt man Cakes und Kuchen, ist es ein Junge, gibt es „Sticky Rice“ (Klebriger Reis), zwei Rote Eier und Pouletschenkel. In meiner Schule hat es sehr viele junge Lehrer, sodass es regelmässig solche Geschenke gibt ;-)!
Mein
Rotaryblazer wird übrigens immer wie schwerer; die Pins, Plaketten, Abzeichen, Anhänger und Souvenirs häufen sich! Hier ein Photo:

Meine Hostmutter kocht ja am Abend immer für die ganze Familie und die Arbeiter. Cool finde ich, dass wenn zufälligerweise Kunden im Geschäft sind, die auch gerade zum Abendessen eingeladen werden ;-)! Dass nenne ich Gastfreundschaft!

Am Freitag Nachmittag nach den allwöchentlichen 2 Lektionen Rotary Chinesisch Kurs bemerkte Markus, ein Austauschschüler aus Schweden, dass sein Fahrrad keine Luft mehr im Vorderreifen hatte! Seine Gastfamilie wohnt ziemlich weit von der Uni entfernt, sodass es keinen Sinn hat, zu Fuss nach Hause zu gehen. Sein Hostfather sagte ihm, er solle in einen Bikeshop gehen, um den Schlauch auswechseln zu lassen. Markus bat mich um Hilfe, da sein Chinesisch nicht so gut ist. Ich half ihm dann, ein Bikeshop aufzufinden, und stand ihm zur Hilfe bei der Kommunikation usw. anlässlich des platten Reifens. Alldies hat super und reibungslos geklappt, Markus verlor nur etwa zehn Minuten! Dies zeigte mir, dass ich mich in Chinesisch nun ohne grössere Probleme durchschlagen kann, woow! Übrigens: Der Wechsel des Schlauches dauerte genau 4 Minuten und kostete Markus nur 200 NT$ (ca. 7 CHF)!

Am Samstag Morgen bin ich mit meinem Hostfather und Hostbruder auf eine schöne Fahrradtour. Wieder ging’s durch die Taiwanesische Wildnis, der Regenwald ist einfach immer wieder ein absolut super Erlebnis!


Am späten Abend dann
nahm mich mein Hostfather mit zu anderen Familienmitgliedern und Bekannten, welche einen kleinen Tempel im Haus hatten, zum Beten. Wie gesagt wird hier zwei Mal im Monat gebetet. Die Leute waren alle sehr sympathisch und nett, niemand hatte etwas dagegen, dass ich als Zuschauer dabei war. Buddhismus ist sehr tolerant! Sie fragen mich dann immer, welcher Religion ich angehöre, und ob ich in der Schweiz jeden Sonntag in die Kirche gehe. Ich antworte dann immer: „Auf dem Papier bin ich eigentlich Katholisch, persönlich stehe ich jedoch nicht zu dieser Religion, für mich lebe ich konfessionslos, neutral. In die Kirche gehe ich nie aus eigenem Willen...“ ;-)
In der jetzigen Gastfamilie isst nur mein Hostfather veget
arisch, beim Abendessen jedoch hat es noch einen Mitarbeiter des Geschäfts, welcher auch seit zwei Jahren sich vegetarisch ernährt. Da hier das Essen immer in die Mitte des Tisches gestellt wird, und sich dann dementsprechend jeder selbst bedienen kann, ist es hier so, dass für jede Schüssel und jedes Teller eigene Chopsticks (Essstäbchen) oder Löffel hingelegt werden. Die gehören dann immer speziell zu einem Gericht, man benützt sie nur um Essen in die persönliche Schüssel zu transportieren. Das Essen in der Eigenen Schüssel kann man dann mit den eigenen Stäbchen essen. Wieso? Da hier zwei vegetarisch essen, sollte man mit den „Herausnehme- Stäbchen und Löffel“ nicht Gerichte berühren, welche Fleisch oder Fisch beinhalten. Meine Gastmutter kocht natürlich auch Fisch und Fleisch für die Nichtvegetarier, also muss streng darauf geachtet werden, dass man das richtige „Besteck“ benützt.
Wenn ich manchmal mit meinem Hostfather alleine auswärts Essen gehe, essen wir immer Vegetarisch. Er sagt mir dann: „Sorry, ich würde dir ja gerne Fisch oder Fleisch bezahlen, dies wäre jedoch paradox, aufgrund meiner Lebens- und Essenseinstellung.“ Er hat nämlich so etwas wie einen Vertrag oder Eid abgeschlossen, dass er vegetarisch leben will. Wenn er den Kollegen eifach Fleisch und Fisch zum Essen gibt, kocht oder kauft, ist dies natürlich schon völlig paradox ;-), dies kann ich gut verstehen. Ab und zu vegetarisch zu essen macht mir nichts aus, denn die Chinesische Vegetarische Küche ist wahnsinnig vielfältig!
Meine Familie hat ein zweites Homecinema im ob
eren Stock eingerichtet, dieses ist noch grösser als dasjenige, wessen ich ein Bild in den Blog geladen habe!
Das Geschäft meiner Gastfamilie hat übrigens si
eben Tage die Woche geöffnet (10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends), ist ja klar, Sonntags wollen viele Leute Sachen kaufen gehen. In Taiwan haben Sonntags alle Läden geöffnet, darüberherein schliessen die erst spät in der Nacht, oft erst nach 24:00, viele haben sogar durchgehend geöffnet (sehr praktisch!). Im Schaufenster sind die grossen Fernseher immer eingeschaltet. Lustig ist, dass dann auf der Strasse neben an die Autos beim Wechsel der Ampel von Rot auf Grün oft vergessen anzufahren; Sie schauen fern, zum Beispiel wenn „National Baseball League“ der USA mit den „New York Yankees“ läuft, welche ja einen super Pitcher aus Taiwan haben ;-)!

Mir ist aufgefallen, dass ich bis jetzt in jeder Gastfamilie Kakerlaken im Haus gesehen habe ;-)! Das Haus kann noch so sauber sein, Kakerlaken bringt man hier wohl kaum weg. Die gehören hier einfach dazu, ich habe mich schon daran gewöhnt. In diesem Haus sind übrigens die WC Türen alle zu klein; ich schlage mir immer den Kopf an ;-)!

Am Donnerstag feierte nun endlich mein Rotary Hostclub „Chung- Li Southeast“ Geburtstag. 5 Jahre (noch sehr jung ;-)! Ich war ja schon an vielen Clubgeburtstagen, endlich nun war unser Club an der Reihe. In einem guten Restaurant mieteten wir einen Saal, wo dann das Jubiläumsmeeting stattfand. Wir luden alle 13 übrigen Rotary Clubs von Chung- Li ein, zudem kamen noch ein paar weitere des Districts 3500. Insgesamt waren wir über 300 Leute! Bevor wir das super Geburtstagsdinner assen, wurde ein Meeting durchgeführt mit Gratulationen, Erinnerungen, Danksagungen, und vielem Mehr, was man halt alles üblicherweise so durchführt. Der Districtgovernor „Stan“ ist natürlich auch gekommen, wir kennen uns ja bereits gut ;-)! Was mich an diesem Abend sehr erfreut hat war, dass mich der Districtgovernor und unser Clubpräsident höchst persönlich vor allen Leuten gelobt und mir gratuliert hat. Ich sei sehr aktiv bei allen Rotary Anlässen dabei, lerne schnell Chinesisch, engagiere mich sehr und sei ein guter Typ. Woow, ich war gerade etwas verlegen ;-)! Darüberhinein setzten die Rotarier absichtlich ein von mir von Hand geschriebener Text ins Rotary Jubiläumsmagazin. Alle Leute konnten so meine Chinesischen Zeichen lesen, juhuiiii!

Hier begrüssten unsere Clubmitglieder alle eintreffenden Gäste mit Applaus.





Nach dem Meeting hielten viele Mitglieder unseres Clubs ein Unterhaltungsprogramm. Einige Frauen sangen chinesische Lieder, ein paar tanzten und manche spielten japanische Trommeln. Auch ein paar Männer boten eine Show, wo auch ich mitmachte: Ein neuseeländischer „Maoritanz“. Ich habe ja schon erzählt, dass
wir seit einiger Zeit diesen Tanz stets übten. Wir verkleideten uns demnach auch wie die Maoris und malten lustige Muster, Bilder und Schriftzeichen auf unsere Körper. Auf meinem Bauch stand 恭喜 gōn = congratulations, und 發財 cái = get rich. Diese beiden Sprüche sagt man einander immer während des „Chinese New Year“.



Schlussendlich wurde natürlich wie immer Karaoke gesungen, auch ich trat mit meinem üblichen Lied auf. Das war cool, ein super Rotarygeburtstag!

Dienstag, 15. April 2008

Rotary District 3500 Jahresmeeting

Die neue Familie ist wirklich super toll, besonders die eine ältere Tante (oder was auch immer), welche im Bureau arbeitet hat richtig einen drauf! Vorallem läuft immer was, da ja im Parterre das Elekto- TV- HiFi- Geschäft ist. Da ist immer leben in der Bude! Noch speziell ist, dass wir beim Abendessen immer etwa 10 bis 12 Leute sind. Die Hostmother kocht für die ganze Familie und auch für die angestellten Arbeiter des Geschäfts. Infolgedessen ist die Essensvielfalt und Auswahl dementsprechend bunt. Was noch lustig ist, ist dass viele der Zahlreichen Superfernseher unten im Geschäft stets eingeschaltet sind. Wenn ich also mal ein anderes Programm sehen will, kann ich einfach Fernseher wechseln, ohne die anderen zu stören. So kann jeder schauen, was er will ;-). Auch diese Familie hat sehr Freude am chinesischen Tagebuch, welches ich oft schreibe. Ich fühle mich sehr wohl bei ihnen, die Atmosphäre ist super! Das „Homecinema“ haben sie mir schon vorgeführt. Woow, besser als im Kino: Super Beleuchtung, Soundanlage und Bildqualität, ich bin völlig begeistert! Das man so etwas bei sich zu Hause haben kann, ist irgendwie unglaublich. Was noch lustig ist, ist dass diese Familie alles nur „natürliche“ Produkte verwendet: Damit meine ich Wasch-, Abwasch-, Reinigungs-, Duschmittel, Seife, Zahnpasta usw. Dies sind alles natürliche Produkte ohne irgendwelche künstlichen Chemikalien. Mir ist dies eigentlich egal, wenn es gegebenenfalls nichts nützten würde, schadet es höchstwahrscheinlich auch nicht… Lustig ist, dass die Zahnpasta nach Schweizer Weihnachtsgüezi schmeckt, ich freue mich immer aufs Zähneputzen ;-)! Die Kleider waschen wir alle zusammen, ich helfe dabei. Übrigens: Mein Hostfather ist ein Landrover Fan, so wie ich! Er will bald den neuen Discovery 3 kaufen ;-).

Vor kurzem ist mir etwas Spezielles passiert: Ich fuhr mit dem Fahrrad von der Schule nach Hause, und da schlug mir plötzlich etwas an den Hals. Ein Motorrollerfahrer hat mich beim vorbeifahren gekläpft (oder nur gerammt???), und machte sich sogleich aus dem Staub!?! Einfach so und ohne Grund. Bis jetzt ist dies die einzig schlechte Erfahrung mit Taiwanesen.
Mister Lu handelt ja stets mit Aktien. Mir ist aufgefallen, dass hier steigende Kurse ROT angezeigt werden, sinkende GRÜN. Wieso? Mr. Lu erkl
ärte mir, dass ROT hier eben die Farbe des „Glücks“ sei, deshalb werden positive Resultate (sowie steigende Kurse) in rot angezeigt. Grün dagegen ist jedoch nicht etwa Farbe des „Pechs“, allerdings Gegenfarbe von rot, deshalb sind sinkende Kurse grün.
Ja, wir haben im Moment Frühling, das Wetter spielt verrückt! Sonnenschein und Wolkenlos, starker Wind und Windstille, Bewölkt oder Regen we
chseln sich unglaublich schnell ab. Die Meteorologen haben da ein schweres Spiel, nicht zuletzt, da Taiwan ja eine Insel ist…
Ich habe ja mal erzählt, dass der
Freeway (Autobahn) hier nicht gratis ist; es hat überall Maut- Stationen, wo man bezahlen muss. Jede Durchfahrt kostet 40 NT$ (ca. 1.4 CHF). Dabei gibt es drei mögliche Bezahlungsarten: 1. Ganz einfach direkte Bargeldzahlung. 2. Man kann im Voraus einen Ticketbogen mit vielen Tickets kaufen; bei jeder Durchfahrt reisst man dann eines ab und reicht es der Sammelperson beim vorbeifahren hin. Die dritte, modernste und komfortabelste Methode ist eine so genannte „ETC- Karte“: Im Auto hat man ein kleines Gerät, in welches man die Karte reinstecken kann. Dieses wird bei der Durchfahrt automatisch erkennt und registriert, es belastet demnach das Persönliche „Maut- Konto“. Dabei muss nicht angehalten werden, ein grosser Vorteil.
In meinem Blog hat es ja ein Bild von diesen hier seh
r verbreiteten „Plumpsklos“. Mir ist aufgefallen, dass es manchmal in den Toiletten „normale“, uns vertraute Sitz- WC’s hat, daneben hat es aber zudem noch die Plumpsklos, wo man nicht sitzen kann. Der WC Benützer kann also oft wählen. Für uns ganz selbst verständlich, wir würden alle das Sitz- WC nehmen. Bei den Taiwanesen sieht dies jedoch anders aus! Die benützen beinahe IMMER die Plumpsklos! Ich habe bis jetzt schon hunderte male beobachtet, dass die Taiwanesen das Plumpsklo wählten, falls sie die Wahl von Sitz- und Plumpsklo hatten. Wieso nur? Sitzen ist doch viel angenehmer! Der Grund ist ganz einfach: Viele sind mit der Hygiene sehr heikel, sie möchten nichts Schmutziges berühren. Die WC- Brillen sind ihnen angeblich „zu Unrein“, sie denken: „Lieber unbequeme Stellung in der Luft, als Unhygienische WC- Brillen berühren!“

Was ich im letzten Eintrag ganz vergessen habe ist, dass mich der Districtgovernor vom Rotary D 3500 höchst persönlich zu seinem jüngeren Bruder für einen Nachmittag in seine Villa eingeladen hat! Was für eine Ehre! Wir Austauschschüler waren letzten Sonntag wieder zum Tanzüben fürs Jubiläum aufgefordert worden, in einem Riesigen Basketballstadion in Zhu- bei, namens 小巨蛋 = xiǎo dàn = small, huge egg = kleines, gigantisches Ei ;-):

Dort fand auch das Jahres- Jubiläumsmeeting vom Rotary Distrikt 3500 statt. Wir waren erst am Abend mit dem Üben an d
er Reihe, meine Gastmutter aus der dritten Familie nahm mich jedoch schon am Morgen mit nach Zhu- bei, da sie mit ihrer Tanzgruppe früher Übungslektion hatte. Der Districtgovernor „Stan“ war dort auch anwesend, und sah, dass ich noch lange warten musste. Also lud er mich einfach zu seinem jüngeren Bruder in seine Super- Mega- Riesen- Luxusvilla ein. Der handelt nämlich mit Luxusvillen, vor allem solche im „American- Style“, wie er mir erzählte und ich auch feststellen konnte. In diesem Quartier wimmelte es nur so von amerikanischen Luxusvillen, woow! Wir schauten zusammen Fern, assen, und gingen zusammen später noch auf den Nightmarket, ehe er mich dann wieder zurück zum Stadion zum Tanzüben brachte. Was für ein Erlebnis!

Am Freitag übernachteten wir Austauschschüler erneut in der UNI in Hsin- Chu, die letzte Trainingsphase unseres Tanzes für das Rotary D3500 Jahresmeeting war angesagt. Am nächsten Tag war es dann so weit: Das grösste und wichtigste Meeting des Jahres vom Rotary Distrikt 3500 fand statt. Woow: In der Sporthalle des obigen Bildes waren alle 71 Rotary Clubs eingeladen; insgesamt etwa 2700 Mitglieder! Natürlich wurde viel geredet, gratuliert, gelobt, gedenkt, erklärt und gratuliert. Das Fernsehen und die Presse waren selbstverständlich auch anwesend, den ganzen Tag wurde gefilmt.

Zudem wurde auch musikalische und tänzerische Unterhaltung geboten. Unter Anderem konnten die Clubs mit deren Mitgliedern selbst etwas präsentieren. Vorallem waren dies alte oder und neue, moderne oder traditionelle, kulturelle, einheimische oder internationale Tänze. D
ie Austauschschüler mussten natürlich auch was zeigen, eben diesen modernen „Cheer Leading“- Tanz, welchen wir mit Mühe und Not seit langem geübt hatten. Der absolute Hammer war, dass auf unseren Kostümen ein Schreibfehler stand: Anstatt „Angel“ (= Engel) stand „Angle“, was soviel wie „Winkel“ oder „Ecke“ in Englisch bedeutet ;-)! Wir konnten uns vor Lachen kaum halten…

Ein paar Austauschschüler konnten dann noch irgendeinen selbst gewählten Song vorsingen, ich sang natürlich mein übliches Chinesisches Lied, welches ich ja zu Karaokezwecken gelernt habe. Ganz alleine, vor 2700 Zuschauern! Das kam wirklich gut an; nach der Vorstellung sprachen
mich alle darauf an und lobten mich ;-)! Das Meeting begann schon am Mittag und dauerte bis etwa zehn Uhr abends. Den ganzen Tag wurde stets erstklassige Verpflegung geboten, alles super organisiert. Das Abendessen war dann der absolute Höhepunkt:

Zwei drittel der riesigen Halle wurde mit Stühlen und Tischen gefüllt
, ein erstklassiges spezial- Catering Team mit etwa 150 Personen an Köchen und Servierpersonal servierte 2700 hungrigen Rotariern ein supergutes 12 Gänge Menu! Was für ein Erlebnis; An so einer riesigen „Luxus- Essens- Schlacht“ habe ich noch nie teilgenommen!

Am selben Samstag wäre eigentlich in meiner Schule eine coole Veranstaltung gewesen: So etwas wie ein „Markt“, wo jede Klasse einen Stand hat, und selbst gekochtes oder zubereitetes Essen und Trinken verkaufen kann. Wäre sicher eine tolle Sache gewesen! Na ja, man kann eben nicht alles haben…
Nach kurzem Schlaf nahm mich meine neue Familie a
m Sonntag Morgen um 03:50 mit zu einer speziellen, einmal im Monat stattfindenden „Buddhisten“ Zeremonie (wiess auch nicht, wie ich dies nennen soll…). In den Hügeln von Taiwan liessen ein paar Mönche und etwa 70 Leute buddhistischen Glaubens Fische wieder zurück in einen See. Buddhisten sind ja Vegetarier, essen also weder Fleisch, noch Fisch. Die Fische wurden auf den Fischmärkten in Taiwan gekauft (noch lebendig), zu diesem See transportiert, und anschliessend wieder „FREI“ gelassen. Vor und nach dem Freilassen wurde gebetet und gesungen, ich verstand kein Wort, es war nicht in Mandarin Chinesisch. Während dem Freilassen der Fische sangen die Leute dann stets „A’MI’TO’FO = ā tuó ; Dies ist der Name eines transzendenten Buddha, dem im gesamten sino-japanischen resp. ostasiatischen Raum höchste Verehrung zugeteilt wird. Sie sagten mir dann auch, dass man diese „Laute“ auch als „Langes, gesundes Leben“ bezeichnen kann. Die lebendigen Fische wurden von den Wassercontainern des Lastwagens in Säcke gelegt, und dann „von Hand zu Hand“, Mensch zu Mensch weitergereicht, bis sie die letzte Person am Ufer ins Wasser liess. Diese „gute Tat“, das Retten der Fische, soll angeblich Glück für das eigene Leben bringen… Zudem soll man NICHT töten, so wie es der Buddhismus sagt. Mister Lu erzählte mir aber dann in der Schule, dass solche „Fischfreisetzungen“ böse Folgen für die Biosphäre der Gewässer haben kann: Arten können aussterben oder zur Plage werden, wenn falsche oder zu viele Fische in falschen Gewässern freigesetzt werden.
Sie sagte
n mir, dass sie an diesem Tag an insgesamt etwa 5 Tonnen Fischen wieder die „Freiheit“ zurückgegeben haben! Nach dem Freisetzten gab’s dann Suppe, Salat und Sushi, alles vegetarisch versteht sich. Die Leute waren neugierig, ist wohl nicht alltäglich, dass ein Ausländer kommt und zuschaut. Viele versuchten mit bröckeligem Englisch irgendwas anzufragen, und waren dann überaus erstaunt, dass ich ganz normal in Chinesisch antwortete ;-)! Meine Familie machte da mit, weil mein Hostfather auch buddhistisch vegetarisch leben will. Mein Hostfather lebt schon seit sieben Jahren vegetarisch, und sagte mir, dass es ihm seit dem körperlich und geistig viel besser geht. Na ja, dass muss jeder für sich bestimmen, ich will jedoch nicht auf Fleisch und Fisch verzichten ;-)! Meine Hostmutter musste lachen und sagte zu ihrem Mann: „Schon noch komisch, du nimmst einen Austauschschüler, welcher fürs Leben gerne Fisch isst, mit zu einer Tätigkeit, wo Fische, welche zum Verzehr gedacht wären, wieder freigelassen werden… ;-)!“
Am nächsten Montag Abend hatte wieder einer der 14 Rotary Club’s von Chung- Li ein Jubiläum: 25 Jahre. Ich bin mit meinem Hostbruder hin, um beim super Dinner mitzuessen ;-)! Ich habe eine neue Natelnummer, denn die alte Simkarte war die meines ersten Hostbruders, und die ist vor kurzem abgelaufen. Ab nun gilt: +886 930 31 44 51. Ich kaufte mir eine „
Prepaid- Card“ wo man Geld aufladen kann, also kein Abonnement. Die Tarife sind ja wahnsinnig günstig: 0.09$ pro Gesprächssekunde, 1$ pro SMS und 5$ pro MMS. 1 CHF ist im Moment stets um die 30 NT$ wert, 1 NT$ ist also ca. 3 Rappen!

Dienstag, 8. April 2008

Wanderung, Familienwechsel

Mir ist aufgefallen, dass die Unternehmungen hier in Taiwan immer „gute, glück bringende oder ehrenhafte“ Namen haben. In den Namen ist also zum Beispiel stets „Gold, Jade, Schatz, Glück, Ehre, Gross, Hell, Vertrauen, Ruhm, Stolz, Frieden, Moral, Held, Reichtum, Freundschaft,…“, oder was auch immer enthalten. Hat wahrscheinlich auch ein bisschen mit Aberglaube zu tun; ein schlechter Name würde ja vielleicht Unglück und rote Zahlen bringen.
Sehr komisch finde ich, dass hier viele Leute ihre Haare, welche aus ihren Gesichtsmuttermalen wachsen, nicht ausreissen, sondern etwa 10 cm wachsen lassen. Wieso? Dies sieht voll komisch aus, zudem würde mich so etwas wahnsinnig stören. Bringen lange Haare in den Muttermalen ebenfalls Glück?
Was ich noch nie erzählt habe ist, dass ich Chinesisch in „Englisch“ lerne. Ich übersetze also vom Englischen ins Chinesische und umgekehrt. Ein Grund ist, weil
es kaum Deutsch- Chinesisch Wörterbücher gibt, zum Anderen auch weil hier meine „zweit meist“ gebrauchte Sprache eben Englisch ist. Guter Nebeneffekt ist, dass ich des Weiteren auch Englisch lerne, zwei Sprachen in einem also ;-).
Was ich hier ein bisschen vermisse sind gute Milchprodukte. Im Carrefour kann man zwar europäischer Käse und Yoghurt kaufen, dies jedoch zu Wucherpreisen (klar, bei so weit entferntem Import). Also trinke ich halt einfach viel Milch, die ist gar nicht mal so übel. Es gab schon Tage, da habe ich einen Liter Milch getrunken ;-)! Leider ist die hier nicht sehr preisgünstig (1L ist doppelt so teuer wie in der Schweiz! Viehwirtschaft ist in Taiwan eben nicht so üblich, auf Feldern werden hier Früchte, Reis oder Obst angebaut.): Milch und teure Importprodukte aus Europa sind die einzigen Güter, welche ich bis jetzt gesehen habe, für die man hier mehr Geld ausgeben muss als in der Schweiz.
Auf dem Nightmarket habe ich etwas Neues entdeckt: Hauswurz- Blätter! Ja, Hauswurz, die Pflanze, welche auch in der Schweiz in unseren „Steingärten“ wächst. Deren Blätter kann man essen, ausserdem wird auch Saft daraus gemacht. Hauswurz ist hier einfach viel grösser, die Blätter haben fast kein Geschmack, deshalb fügt man hier sehr spezielles, super süsses „Pflaumenpulver“ dazu. Dessen Geschmack ist sehr intensiv und wird hier oft über Früchte gestreut. Zudem habe ich noch etwas Weiteres auf meinem exotischen Speiseplan; Eigentlich sollte ich dies nicht sagen, denn dieses Tier ist Geschützt und vom Aussterben bedroht: Walhai! Schmeckt gut, ist eine Delikatesse. Pro Fischermann dürfen nur 30 Tiere pro Jahr gefischt werden, man will den Bestand nicht noch weiter schrumpfen lassen, ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass weit mehr als 30 Tiere pro Fischer gefangen werden…
Am Samstag waren in Taiwan die Präsidentenwahlen (Tai
wan ist seit den 90er Jahren eine parlamentarische Demokratie mit einem direkt gewählten Präsidenten), meine Gasteltern gingen auch abstimmen. Ich wollte natürlich mit, um zu sehen, wie die Wahlen hier funktionieren. In einem Öffentlichen Institut (bei uns war es eine Schule) konnten meine Eltern ihre Zettel in eine Urne werfen, dazu mussten sie mit ihrem „Namens-Siegel“ unterschreiben. Ich konnte leider keine Photos schiessen; Sie sagten mir, dass sonst die Polizei käme. Gewonnen hat schlussendlich ein Mann von der KMT (Kuomintang = Nationale Volkspartei). Die zweite dominierende Partei ist die DPP (Demokratische Fortschrittspartei = Democratic Progressive Party). Eine weitere, etwas kleinere Partei ist zudem noch die PFP (People’s First Party). KMT und DPP sind sich ständig in Opposition, wobei die KMT eher links gerichtet ist (zwar gegen Kommunismus, will sich jedoch mit dem Festland China vereinigen), und die DPP die rechte Seite besiedelt (demokratisch, Freiheit und Fortschritt, Taiwan als eigener Staat). In Taiwan hat es sehr viele Leute, ihre Wurzeln im kommunistischen Festland China haben oder sehen, deshalb hat wahrscheinlich die KMT die Mehrheit erlangt. Zudem hat der vorherige DPP Präsident seinen Job nicht so gut erledigt (angeblich Wirtschaftsrezession). Wer sich dafür interessiert, muss sich leider selbst darüber informieren, ich komme da nicht so draus und will kein Quatsch erzählen.
Sonntag und Montag sind wir D3500 Austauschschüler nach Hsin- Chu, um einen Tanz zu lernen und üben. Demnächst ist nämlich die „Jahresversammlung“ vom ganzen 3500 Rotary Distrikt, es werden über 2000 Leute anwesend sein. Jeder Club kann dort etwas Präsentieren, zudem auch die Austauschschüler. Mit ein paar Taiwanesen werden wir nun etwas vortanzen; ziemlich
Anspruchsvoll! Ich werde sogar zwei Mal zum Auftritt kommen, denn auch mit meinem Gast- Rotary Club von Chung- Li werden wir so einen Maoritanz von Neuseeland tanzen. Jede Woche treffen wir uns zum gemeinsamen Üben.

Diesen Dienstag wurden in der Schule alle Third- grade Students in einer Versammlung auf dem Sprotplatz zum Lernen und Erfolg angespornt. Es verbleiben nur noch 100 Tage, bis sie denn grossen Universitätstest haben.
Am selben Tag feierte die Kaffeehauskette „
Starbucks“ „10 Jahre China als Absatzmarkt“. Anlässlich wurde gratis Kaffe und Kuchen in den Cafés ausgegeben. Ich und Mr. Lu haben uns dies natürlich nicht entgehen lassen, und standen sowie hunderte andere Kaffeeliebhaber Schlange ;-)!
Am Abend dann hatten wir Rotarymeeting. Unser Club wa
r bei einem anderen Club von Chung- Li zu Gast. Deren Meetingraum ist in einer grossen Fabrik, wo Kugellager hergestellt werden. Ich habe das Bureau vom Boss gesehen, was für ein Luxusbureau! Essen gab’s in der Fabrikkantine ;-), anschliessend wurde ein ganzes Meeting klassischer europäischer Musik gewidmet: Mit einer riesigen Musikanlage spielten sie Ausschnitte von den uns sehr wohl bekannten Musikstücken von Beethoven usw. ab. Auch einige Akte aus Opern wurden uns abgelassen. Wie schon gesagt ist hier „das europäische“ sehr beliebt und gut angeschrieben. Sie sagten: „Wir können es weder verstehen, noch interpretieren; jedoch mögen und geniessen tun wir die Musik sehr!“
Donnerstag und Freitag waren in der Schule wieder Midterm- Exams angesagt, wie üblich machte ich nur beim Englisch mit.
Beim nächsten Rotarymeeting kamen Leute von der Weltbe
rühmten Unternehmung „LG Electronics“, und hielten eine Präsentation über deren Produkte, mit speziellem Fokus auf Klimaanlagen (welche hier ja zur Alltags- Wohnungsausstattung gehören, wie bei uns jeder Winterreifen hat…). Zudem wurden die April Geburtstage und Hochzeiten mit grosser Torte gefeiert.
Nächsten Freitag hatten wir alle Schulfrei, da ein Nationaler Feiertag war; der sogenannte „Tomb sweeping day“ = „Grab putz Tag“. Viele Taiwanesen gehen während dieser Zeit zu den Gräbern der verstorbenen Familienmitglieder, beten und gedenken. Dazu werden die Gräber geputzt, der sich im Verlaufe des Jahres angesammelte Dreck wird weggewischt. Meine Familie ging auch Beten, ihre Gräber haben sie jedoch schon „geputzt“, sie machen dies nach einem anderen Datum.

Am Samstag bin ich mit einem meiner Englischlehrer und ein paar Schülern aus der Klasse 111 auf eine 6 Stündige Wanderung im Nordosten von Taiwan: Einmal mehr wurde ich von der absolut phantastischen Landschaft überwältigt! Die Strecke war insgesamt etwa 12 km, die hatten es jedoch in sich, stets ein Auf und Ab! Habe ich meine Wanderschuhe doch nicht um sonst mit nach Taiwan transportiert ;-)! Sehr speziell war, dass ein Teil völlig tropischer Regenwald war, und der zweite Teil in den höheren Lagen etwas Alpiner, sehr speziell! Wir sahen sogar ein paar Kühe oder Büffel ;-). Die Gerüche, und die Laute der Natur unbeschreiblich! Von den Hügelgipfeln konnten wir manchmal das Meer sehen (nicht immer, denn plötzlich tauchte dichter Nebel auf, trotzdem war es unglaublich heiss und üppig), wunderschön! Was mich sehr verwunderte war, dass der Wanderweg in absolut super gutem Zustand war. Überall gut markiert, Kreuzungen und Wege klar ersichtlich und angeschrieben (Distanz, Höhe, Ort, Richtung, Wegname), im Regenwald war seitlich der Wege das Gestrüpp zurückgestutzt, damit man sich ohne Hindernisse fortbewegen kann. Zudem waren steile Abschnitte mit Steintreppen präpariert worden. Der Tropische Regenwald erinnerte mich an die „Tropenhäuser“, welche wir in einigen Schweizer Zoos haben, hier ist es jedoch Natur pur!
Am Montag zügelte ich in die vierte Gastfamilie um. Bei der alten bedankte ich mich überaus, sie schätzten dies auch sehr und hatten Freude an meiner Dankenskarte. Ich verbrachte wirklich eine supertolle Zeit mit ihnen. Wir treffen uns ja an den Rotarymeetings wieder. Die Neue Familie heisst Family Huang (huáng). Sie wohnen in sehr guter Lage; In der Mitte meiner meist besuchten Orte: Bahnhof, Schule, Nightmarket und Uni. Alles innert 10 Minuten erreichbar. Die Familie besteht aus vier Mitgliedern: Der Gastvater mit Englischem Namen „Sounder“, er betreibt ein kleines Geschäft mit 6 Angestellten; Er handelt mit HiFi- Anlagen, Fernsehern, Kühlschränken, Elektroartikeln usw… Das Geschäft befindet sich im Parterre des Hauses:
Seine Frau heisst „Alice“, sie arbeitet ebenfalls im Geschäft des Hostfathers. Dann habe ich einen 13 Jährigen Hostbruder mit Englischem Namen „Bob“ und eine 14 Jährige Gastschwester namens „Lillian“. Beide gehen noch in der Mittelstufe zur Schule.

Auch diese Familie hat wieder einen Hund, die Rasse ist mir nicht bekannt, jedoch ist er mittelgross mit weissem, mittellangem Fell. Er heisst „Gucci“, vier jährig, und ist sehr niedlich. Am ersten Abend übergab ich ihnen meine letzten Schweizer Gastgeschenke, sie freuten sich darüber sehr; auch hier war das Schweizermesser der absolute Renner. Sie richteten mir bereits das Internet ein und „möblierten“ mein Zimmer mit IKEA Artikeln ;-). Das jetzige Haus ist wie gesagt ziemlich im Zentrum von Chung- Li, demzufolge logischerweise verglichen mit der letzten Familie viel kleiner. Natürlich habe ich wieder mein eigenes Zimmer ;-), habe mich schon eingerichtet! Der absolute Hit ist, dass diese Familie ein „Home- Cinema“ in einem Zimmer eingerichtet hat, natürlich mit bestem Beamer und HiFi Anlage!

Freue mich schon auf den ersten Film; Privatkino Pur! Was noch speziell ist, ist dass mein Hostfather Vegetarier ist. Er sagte mir, wegen der „Gesundheit und der Religion“ will er vegetarisch leben. Die restlichen Familienmitglieder sind dies jedoch nicht. Informationen aus dem Alltagsleben der neuen Familie folgen ;-)… Hier ist die neue Adresse:

Family Huang (huáng)
No. 373,
Xinsheng Road,
Jhongli Cit
y,
Taoyuan County
320,
Taiwan
(R.O.C.)

In den letzten paar Tagen war es SEHR heiss, schon am Morgen um die 30°C, zudem ist die Luft sehr feucht, was alles noch viel heisser macht. Für mich natürlich der absolute Hammer, so etwas erleben zu können! Ich bin nun schon sieben Monate hier in Taiwan, es gefällt mir immer noch absolut super, ich erlebe hier unvergesslich spannende Erlebnisse! Irgendwie komisch finde ich jedoch, dass ich noch nie Krank gewesen bin, ja nicht einmal einen Sonnenbrand hat mich erwischt. Ist ja eigentlich gut so…