Sonntag, 6. Juli 2008

Letzte Tage in Taiwan, Rückreise

Während meinen letzten Tagen in Taiwan lief noch sehr viel. Ich hatte eine ganze Menge zu erledigen; Kleider, Souvenirs, Elektronikartikel usw. kaufen (was ja hier alles sehr günstig ist: 8 Gigabyte USB Stick für 850 NT$ = ca. 25 CHF), zum Coiffeur gehen (150 NT$ = ca. 4.5 CHF) und vieles mehr… Auch das letzte Packet ist nun auf dem Weg nach Hause; nochmals 6.8 Kg für 560 NT$ (ca. 17 CHF). Zudem traf ich mich noch einmal mit einigen meiner guten Schulkollegen, um auf Wiedersehen zu sagen und alles Gute zu wünschen.
Absolut unglaublich war dann das Abschied
sgeschenk, welches mir meine Hostfamilien geschenkt haben: Sie fragten mich, an „was“ ich Freude hätte, und da sagte ich, dass ich traditionelle Chinesische Landschaftsbilder mit Chinesischen Zeichen drauf sehr möge. Infolgedessen nahmen sie mich zu einem berühmten Maler und Kalligraphisten mit, wo ich mir ein Bild aussuchen konnte! Dieser Mann ist 87 Jahre alt und unterrichtet immer noch Kalligraphiestunde, für mich schaute er jedoch eher wie ein 70 Jähriger Mann aus! Er ist sehr berühmt: Jedes Jahr geht er nach Festland China, um bei grossen Bilderausstellungen seine wertvollen Werke zu präsentieren. Die Bilder, welcher er Malt, sind sehr teuer! Eines in normaler Grösse verkauft er üblicherweise nicht unter 40'000 NT$ (ca. 1'200 CHF). Für mich jedoch machte er einen Spezialpreis, ich konnte mir ein Bild aussuchen, welches mir gefällt, und dies gab er mir dann für 8'000 NT$ (ca. 240 CHF). Darüberherein schenkte er mir noch ein weiteres mittelgrosses Bild, einfach unglaublich! Hier ist dasjenige, welches ich mir ausgesucht habe:

Für dieses Bild benötigt der Mann ungefähr einen halben bis einen ganzen Tag! Kaum zu glauben, die Hostfa
milien haben mir diese Bilder bezahlt, ich hatte gleich ein schlechtes Gewissen! Natürlich bedankte ich mich tausend Mal, einfach unfassbar!
In dieser Woche lud mein erster Hostfather alle Hostfamilien und mich zu einem gemeinsamen Abschlussessen ein, ich fand es sehr schön, noch einmal alle beisammen s
ehen zu können! Meine vierte Gastmutter konnte leider nicht kommen, ansonsten waren alle Gasteltern anwesend, des Weiteren kamen auch noch der Clubpräsident und ein paar Mitglieder. Wir hatten es wirklich toll, Kommunikation ist ja jetzt kein Problem mehr. Cool war, dass sie all meine Lieblingssachen bestellten ;-)! Ich bedankte mich erneut für all die guten Taten, die Gastfreundlichkeit und all die Mühe, welche sie sich für mich gegeben haben. Einfach unglaublich, ich schätzte dies irrsinnig, ungemein und überaus hoch! So gute Hostfamilien findet man wohl nur selten auf dieser Welt!

Am Mittwoch Morgen erlebte ich das erste Mal in Taiwan Stromausfall. Entlang der gesamten linken Strassenseite der Xin Sheng Road fiel der Strom für etwa 1.5 Stunden aus. Der Grund war wahrscheinlich Stromverbrauchsüberlastung: Es ist Sommer, dementsprechend sehr heiss, jeder lässt die Klimaanlage an. Zudem haben seit kurzem die Schulferien begonnen, sodass viele Leute zu Hause sind, Fern schauen und Computer spielen, und obendrein gleichzeitig die Klimaanlage laufen lassen… Einmal mehr wurde mir so bewusst, wie abhängig wir eigentlich vom Strom sind! Ohne Strom läuft einfach fast nichts mehr. Kochen dagegen war jedoch kein Problem, meine Familie kocht mit Gas (bei den Meisten Leuten ist dies hier der Fall).
Am Abend nahm mich mein Hostfather zu einem seiner Freunde noch aus seiner High- School Zeit mit, der malt nämlich Kinderbilderbücher. Der kann super gut malen und zeichnen, er arbeitete unter Anderem auch bei den Disney Zeichentrickfilmen „Mulan“, „Tarzan“,
usw. mit! Er Schenkte mir einige seiner Bilderbücher und unterschrieb sie für mich, zudem zeichnete er auch mich ab ;-). Seine Bücher wurden übrigens schon auf Koreanisch, Englisch und Französisch übersetzt! Die Geschichten erfindet er selbst, das „Geschriebene“ lässt er von seinen kleinen Kindern schreiben, sodass die Buchstaben (Chinesischen Schriftzeichen) auch „härzig kindlich“ aussehen. Ausserdem gibt es zu jedem Buch eine CD, wo die Kinderstimmen von seinen eigenen Kindern gesprochen werden. Es war wirklich cool, diese Familie kennen zu lernen!

Am Donnerstag fand für mich das Letzte Rotary Meeting meines Hostclubs „Rotary Club of Chung-Li Southeast“ statt. Für den Club war es zugleich das „erste“ Meeting im neuen Rotary Jahr, sodass dies anhand eines grossen Dinners in dem luxuriösen Japanischen Restaurant eines Mitglieds gefeiert wurde. Der neue Clubpräsident hielt sein erstes Meeting, auch alle anderen Rollen wurden zum ersten Mal von anderen Mitgliedern ausgeführt. Am Ende des Meetings habe ich mich dann vor allen Leuten „offiziell“ verabschiedet, mich noch einmal ganz herzlich für die grosse Mühe und Gastfreundlichkeit, welche sie sich gegeben haben bedankt. Zudem wünschte ich allen alles Gute und weiterhin ein schönes Leben, und falls jemand mal in die Schweiz kommen wird, hiess ich auch sie herzlich Willkommen! War schon etwas speziell, nach 10 Monaten kennen lernen, abschied zu nehmen, ich kann es halt auch nicht ändern. Auf jeden Fall hatten wir eine super unvergessliche Zeit miteinander erlebt! Auch sie hiessen mich herzlich Willkommen, wenn ich wieder einmal zurück nach Taiwan kommen werde.


Meiner vierten Hostfamilie überreichte ich zum Dank eine von mir geschriebene Dankenskalligraphie und eine Dankenskarte, sowie ich dies bei allen Familien getan habe. Natürlich hatten sie sehr Freude, Kalligraphien kommen immer gut an ;-)!
Am letzten Abend nahm mich meine Gastfamilie zum
grössten Landestempel von ganz Taiwan mit. Woow, dieser war einfach RIESIG, und da er an einem Hang liegt, kriegt man ihn gar nicht auf ein Bild, wenn man ihn photographieren will. Um Mitternacht waren immer noch sehr viele Leute dort, es war richtig überfüllt! Bei so einem Gott konnte man ein paar Münzen hinlegen und „weniger“ Münzen wieder hinausnehmen und gleichzeitig die Statue berühren, dies soll Glück und Reichtum bringen: Sozusagen viel Geld gegen Kleingeld eintauschen. Des Weiteren konnten die Leute bei einem Opfer- Altar Münzen zu dieser Götterfigur hineinwerfen, auch dort ging’s um Glück und Reichtum…


Am letzten Tag vor dem Abflug ist meine Gastfamilie mit mir noch in ein japanisches „All you can eat“ Restaurant gross essen gegangen. Das spezielle an diesem Restaurant war, dass dies rein vegetarisch war (Mein Hostfather ist ja Vegetarier, und wir wollten ja zusammen essen gehen). Woow, ich habe noch nie in meinem Leben so viele spezielle „fleischlose“ Sachen gesehen, welche man essen kann! Vegetarier hier in Taiwan müssen sich überhaupt nicht „eintönig“ ernähren, im Vergleich zur Schweiz ist hier die Vegetarische Küche hundertmal grösser, vielfältiger und abwechslungsreicher!

Nach dem Essen gings dann auf den International Airport in Taoyuan zum Einchecken. Meine Gastfamilie begleitete mich dabei. Die Gepäckstückgewichtslimite ist auf 20 (max. 23) Kg begrenzt, meine Tasche wog jedoch 29! Also musste ich 6 Kg loswerden; Ich gab dann halt meiner Familie die alten Kleider und sagte ihnen, sie könnten sie wegschmeissen, Hauptsache, dass ich meine „neue“ Garderobe bei mir habe. Anschliessend kam dann der Abschied, was natürlich allen etwas schwer fiel. Wir werden uns aber bestimmt wieder einmal sehen, auch wenn es erst in 10 Jahren sein wird. Kontaktadressen haben wir ja.


Zufälligerweise traf ich auf dem Flughafen Sasha Briner, er war auch ein Rotary Austauschschüler in Taiwan, und sass dann im selben Flug wie ich zurück in die Schweiz. Im Flieger waren unsere Sitze nicht weit voneinander entfernt, sodass wir unsere Erfahrungen und Erlebnisse austauschen konnten. Auch er erlebte ein absolut tolles und unvergessliches Jahr! Was noch speziell war, war dass die Boeing 747-400 von Taipei (Taoyuan) nach Amsterdam (mit Zwischenlandung in Bangkok) ein Passagier UND Frachtflugzeug in einem war. Etwa 2/3 wurde mit Sitzen ausgestattet, der Rest war Frachtraum. Leider war diese Maschine SEHR alt, sodass die Sitzrücklehnen KEINE Fernseher hatten, superlangweilig! So unterhielt ich mich halt einerseits mit Sasha und andererseits mit meinen Taiwanesischen Sitznachbarinnen auf Chinesisch. Was ich einfach unglaublich finde ist, dass ich bei der Hinreise nach Taiwan praktisch kein Wort Chinesisch konnte, beim Rückflug nach 10 Monaten zurück in die Schweiz mich jedoch ohne Probleme auf Chinesisch unterhalten konnte! Ich kann’s selbst kaum glauben! Der Flug von Taipei nach Bangkok dauerte ca. 3 Stunden, die Zwischenlandung in Bangkok etwa eine Stunde, und der zweite Teil weiter nach Amsterdam nochmals 11 Stunden. In Amsterdam wurde unser etwa 45 Minuten dauernden Rückflug nach Zürich ge- „cancelled“, sodass wir insgesamt 4 Stunden auf dem Flughafen auf den nächsten Flug warten mussten…

In der Schweiz angekommen, wurde ich dann von meinen richtigen Eltern warm und herzlich abgeholt. Sie kochten mir dann Teigwaren mit Parmesankäse, ein grosses Stück, uns gewohntes „normales“ Muskelfleisch, und eine grosse Schüssel Salat; genau das, was ich in Taiwan manchmal etwas vermisst habe. Vielen Dank!!! Eine 10 monatige Lebensschule, Abenteuer, Erfahrungs- und Erlebnisaufenthalt nahm so sein Ende.

Übrigens, da ich gerade beim Flugverkehr bin: Endlich seit langem sind nun Direktflüge zwischen Taiwan und dem Festland China möglich! Vorher musste ein Flugzeug, welches zum Beispiel von Taipei nach Beijing fliegen wollte, zuerst nach Hongkong oder Bangkok, weil es aufgrund des „China – Taiwan“ Konflikts keine Direktflüge gab! Das war ja ein RIESEN Umweg! Dennoch, obwohl jetzt Direktflüge möglich sind, sind die Touristenzahlen immer noch stark begrenzt; Pro Tag dürfen nicht mehr als 2'000 Festland Chinesen als Touristen nach Taiwan einreisen. Später soll die Zahl womöglich auf 10'000 erhöht werden…

10 Monate, welche mein Leben geprägt und verändert haben:

Sehr interessant an diesem Austauschjahr war, dass ich in 4 verschiedenen Gastfamilien leben durfte, ich fand dies absolut super toll. Es waren allesamt Taiwanesische Rotaryfamilien, trotzdem waren alle völlig verschieden, keine wie die andere! Sie kümmerten sich alle so warm und liebevoll um mich, sie sind mir wirklich ans Herz gewachsen! Ich fühlte mich immer willkommen und wie zu Hause. Ich bin mir nämlich darüber im klaren, dass ein Austauschschüler zu beherbergen nicht immer einfach ist, wir haben dies in der Schweiz ja auch schon erlebt.
Zum weiteren hatte ich die Möglichkeit, mit einem Taiwanesischen Rotaryclub gemeinsam Sachen zu unternehmen und an Meetings teilzunehmen, und so andere Sitten und Gewohnheiten kennen zu lernen. Auch der Rotaryclub kümmerte sich sehr gut um mich, ich fühlte mich immer sehr integriert und als „Erwachsener“ behandelt. Organisatorisch gab es NIE irgendwelche Schwierigkeiten! Auch das „Rorary Youth Exchange
Committee“ unternahm mit uns Austauschschülern sehr viel, ebenfalls hier war immer alles gut organisiert und verlief ohne Probleme. Die Taiwanrundreisen waren der absolute Hammer! In ganz Taiwan waren wir ja insgesamt über 60 Austauschschüler aus der ganzen Welt. All diese Jugendlichen kennen zu lernen und mit ihnen Sachen unternehmen war eine supertolle Erfahrung.
Wo ich den grössten Teil meiner Zeit verbrachte, in der Chung-Li National Senior High School, fühlte ich mich ebenfalls sehr wohl, erlebte so manches, lernte sehr viel (nicht nur Chinesisch) und konnte unzählige interessante Stunden mit den Lehrern (besonders Mister Lü) und den Schülern verbringen. Ich war insgesamt in 4 verschiedenen Klassen und lernte dort viele Schulkollegen kennen. Obwohl die alle sehr gestresst waren, fanden wir doch ab und zu Zeit, um miteinander etwas zu unter
nehmen. Jugendliche aus einer anderen Kultur kennen zu lernen war eine supertolle Erfahrung. Wir hatten es immer gut zusammen, Lachen ist eben eine internationale Sprache ;-)! Mit einigen Schülern werde ich weiterhin in Kontakt bleiben, ebenso mit manchen Lehrern, Austauschschülern, Rotarymitglieder und vor allem mit meinen Gastfamilien! Mein Bekannten und Freundeskreis hat sich sehr vergrössert; alle sind sehr wertvolle, liebevolle und freundliche Menschen mit gesundem Menschenverstand. Mit diesen Personen habe ich Tausende von unbeschreiblich schönen und unvergesslichen Momenten geteilt und erlebt!
Auch das Land Taiwan an sich selbst ist der Hit, vor allem die Landschaft! Taiwan ist sozusagen ein völliger Kontrast zur Schweiz, weil eben hier einfach ALLES anders ist: Dass Klima, das Wetter, die Landschaft, die Städte, die Zivilisation, die Schule, das Arbeitsleben, das Essen, die Kultur, die Leute, die Sprache, und überhaupt die gesamte Lebensweise. Ich hatte ja jetzt die Chance, in dieses „andere“ Leben hineinzusehen, ja sogar mitzuleben, was natürlich äusserst interessant und unbezahlbar wertvoll war. Insgesamt habe ich über 23 Gigabyte Photos und kleine Filmchen gemacht, Erinnerun
gen, welche Gold wert sind! Obwohl das Austauschjahr eine absolut super Erfahrung war, muss ich trotzdem sagen, dass ich halt eben meine Wurzeln schon noch in der Schweiz und in unserer Kultur sehe, und auch dahin gehöre. Wir jammern zwar oft über unsere Problemchen und Sörgelein in der Schweiz oder in Europa, dies jedoch auf einem sehr hohen Niveau! Wir Europäer wissen gar nicht, was wir im Grunde alles haben und wie gut es uns eigentlich geht!!!

Für mich war dieser Auslandaufenthalt eine lebenslänglich unvergessliche und tief prägende Lebenserfahrung, ich konnte nicht nur ein völlig anderes Land und eine völlig andere Kultur sehen, nein, ich konnte darin und mit ihr Leben! Ich habe so viele Dinge und Sachen gelernt (nicht nur Chinesisch ;-)…), welche man nicht einfach so „lernen“ oder kaufen kann. Nur durch „Erfahrung“ und „Erlebnis“ ist dies möglich. Für mich war dies wie eine 10 monatige „Lebensschule“! Diese 10 Monate kamen mir aber irgendwie vor wie 10 Jahre, wahrscheinlich weil in dieser Zeit sooo viel gelaufen ist.
Vor allem ist mir aufgefallen, dass das „VON MIR GEGEBENE (Fröhlichkeit, Geschenke, Dankeschön, Lächeln, Aufmerksamkeit,…)“ 1000 Mal von meinen Familien, dem Rotaryclub usw. zurückgekommen ist, und dies von ganzem Herzen! Wirklich kaum zu glauben, wie nett
mein Umfeld hier war, das werde ich mein Leben lange nie vergessen!
Ein wenig stolz bin ich ebenfalls auf meine „Chinesisch Kenntnisse“ (welche weitaus besser sind, als ich vor dem Austauschjahr erwartet habe!), ich finde dies eine super Sache. Auch wenn diese Kenntnisse nie wieder benötigt werden, sind diese für mich eine absolut unbezahlbare und wertvolle Bereicherung, welche nicht jedermann besitzt, und auf welche ich stolz sein kann.

Was ich auch gelernt habe, ist mich in einer völlig fremden Welt wo alles anders ist durchzuschlagen und durchzukommen. Ich habe absolut keine Hemmungen mehr vor zum Beispiel „jemanden, der meine Sprache nicht kann, etwas fragen“, oder „vor 2'700 Schülern einen Vortrag ohne Notizen auf Chinesisch zu halten“, oder „vor 3'000 Rotariern alleine ein Karaokelied zu singen“… Es ist mir bewusst geworden, dass wir alle auf der Welt einfach Menschen sind, und voneinander keine Angst haben zu brauchen, egal wie „hoch“ oder „wichtig“ zu Beispiel ein Districtgovernor ist!

Könnte ich noch mal ein Austauschland wählen und dort ein Jahr (10 Monate) verbringen, würde ich alles noch einmal genau so machen, wie ich es getan habe. Noch praktisch wäre jedoch, wenn ich schon zu Beginn gut Chinesisch sprechen könnte; Somit würde ich schon von Anfang an viel mehr mitbekommen, und wäre weniger „isoliert“ in der ganzen chinesischsprachigen Umwelt und dem Lebenskreis. Andererseits war der Beginn als „nicht Chinesisch sprechender“ auch eine sehr interessante Herausforderung ;-)!
Ach ja, Krank war ich übrigens NIE hier in Taiwan, Probleme gab’s auch nie, und darüberhinein war ich auch nie von Heimweh geplagt. Für mich ist dies der Beweis, dass alles gut gelaufen ist! Sicher auch ein Grund dafür ist, weil die Taiwanesen ein sehr tolerantes, angenehmes und „warmes“ Volk sind, die Meisten wissen noch was „Respekt“ heisst, und haben einigermassen gesunden Men
schenverstand. Ich fühlte mich immer Willkommen, Ausländer werden hier noch ganz anders behandelt, als in vielen anderen Ländern. Natürlich habe aber auch ich mich immer benommen und versuchte, als Ausländer einen guten Eindruck zu machen, ich bedankte mich zudem stets.

Einzig und allein was mir in Taiwan nicht gefiel war die Umweltverschmutzung und der viele Müll, welcher überall herumliegt. Im Bereich Umweltschutz und mit dem Umgang der wertvollen Umwelt und Natur sollte Taiwan unbedingt etwas tun! Am schlimmsten sind die Motorroller (Scooter); Zweitaktmotoren, welche stinken und die Umwelt belasten. Wären es nur wenige, wäre alles halb so schlimm, Taiwan hat jedoch eine Bevölkerung von rund 23 Millionen, und davon besitzen über 10 Millionen solche Motorroller! Beinahe jede zweite Person, das ist ja wahnsinnig! Auch die vielen alten Lastwagen sind grosse Stinkbomben, welche in der Gegend herumrussen.
Was ich sicher von Taiwan vermissen werde ist das tropische K
lima und das Wetter, die atemberaubende, uns fremde Landschaft, meine Rotaryfamilien, den Rotaryclub und all meine Freunde und Bekannte in Taiwan. Auch vermissen werde ich die praktischen Ladenöffnungszeiten; Shops und Einkaufszentren haben hier ja oft 24 Stunden und 7 Tage die Woche geöffnet, und wenn dies nicht der Fall ist, dann schliessen sie FRÜHESTENS um 22:30 Uhr abends… Vom Essen her werde ich auf jeden Fall die exotischen superfrischen Früchte, Seafood, die unzählig verschiedenen Pilze, Bambus, die vielen verschiedenen exotischen Gemüsesorten, Tee, und all die speziellen „Tofuerzeugnisse“ vermissen (die Chinesen können Tofu herstellen, wie wir Schweizer Milchprodukte im Griff haben…). Das gute Essen konnte ich leider nur in Form von 8 Kg mehr Körpergewicht mit nach Hause nehmen ;-)… Eine meiner Lieblingsspezialitäten, wofür Taiwan sehr berühmt ist: Stinky Tofu mit Gänseblut:

Tofu ist dort übrigens supergünstig, je nach Art kostet 1 Kg etwa 15 Rappen! Die Essenskultur in Taiwan ist völlig anders als in Europa. Man isst Sachen, von welchen man bei uns nicht einmal im Traum daran denken würde, dies zu probieren. Vom Essen her bin ich nun abgehärtet; wenn ich muss, bringe ich alles hinunter. Ich denke, wenn man frittierte Bienen, Hühnerherze, Gänsezunge, Schweineblut, Schnecken und jegliche Art Innereien gegessen hat, kann man wirklich alles essen…!
Was ich bestimmt NICHT vermissen werde ist wie schon gesagt die Umweltverschmutzung, vor allem die verdreckte Luft, den verrückten Verkehr mit all den Motorrollern, den Müll, welcher überall herumliegt, und die riesigen (meist etwa 8 – 10 cm grossen) Kakerlaken in den Häusern und in meinem Zimmer (war jedes Mal ein Kampf mit denen…)!
Hätte ich noch ein paar Monate länger in Taiwan bleiben können, wäre dies natürlich der Hit gewesen. Ich wusste jedoch mein Rückreisedatum schon seit langem, sodass ich mich darauf eingestellt habe, deshalb war es ganz normal für mich, Abschied zu nehmen.
Worauf ich mich in der Schweiz Freue ist mein „neues“ Leben, welches ich vor mir habe! Auch auf wieder einmal „Schweizer Sachen“ essen zu können freue ich mich, besonders die Milchprodukte (welche ja in Asien nicht gerade so der Hit sind…). Ich freue mich aber natürlich auch sehr, meine richtige Familie wieder zu sehen, Freunde zu treffen, Bänzli, saubere Luft zu atmen, mein eigenes Bett, Auto zu fahren, und vieles mehr! Was mir auch recht kommt ist, wieder einmal „0815“ zu sein, und nicht immer der „exotische Amerikaner“, welcher schon von weitem stets unter Millionen von Taiwanesen erkannt wird.

Nun schreibe meinen letzten Blogeintrag, und dabei wird mir gegenwärtig bewusst, dass ich eigentlich der glücklichste Mensch auf dieser Welt bin! Ich habe ein absolut phantastisches Austauschjahr erleben dürfen, und kann mich nun auf meine weitere Zukunft in der Schweiz freuen. Die Matura habe ich ja bereits schon in der Hand ;-), nun geht es vorwärts mit Optimismus und Neugier weiter: Militär, ein Jahr Praktikum in ein oder mehreren Unternehmungen, und dann Maschinenbaustudium an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg- Windisch…
Von meiner Seite her möchte ich mich noch einmal abertausend Mal herzlich bei all denjenigen bedanken, welche mir dieses Austauschjahr ermöglicht haben. Es fällt mir schwer, mich in Worten zu fassen, jedenfalls in unserer Sprache!!! Vielen Dank auch euch allen Lesern für euer Interesse an meinem Blog, hoffentlich habe ich nicht zu langfädig geschrieben… Man sieht sich!