Was ich wahrscheinlich noch gar nie erzählt habe ist, dass man hier IMMER die Schuhe auszieht, wenn man bei sich oder jemandem anderen in die Wohnung eintritt. Darauf wirt wirklich sehr grossen Wert gelegt. Jede Familie hat auch immer genügend „Schlärpli“ oder Hausfinken zur Verfügung, um diese den Gästen zum brauchen zu geben. Die Aussen- und Innenwelt wird also „schuhmässig“ klar getrennt. ;-).
Meine Hostmother Rose ist für ein paar Tage nach Thailand verreist, um dort Golf zu spielen. Dies heisst für uns: Jeden Abend auswärts essen, juhuiiiii (mein Hostfather will nicht kochen ;-)!
Am Montag bin ich nach Taoyuan mit zwei Austauschschülern (Schweden, USA) in ein Internetcafé für ein paar lumpige Fränkli ein halber Nachmittag gamen gegangen. Später sind wir ins Haus des Schweden, um eine DVD zu schauen. Seine Gastfamilie ist superreich! Die haben zwei grosse Wohnungen und zwei Hausmädchen, welche permanent angestellt sind!
Dienstags lernte mir Mister Lu ein neuer Kalligraphiesatz, in welchem unter Anderem eine Maus vorkommt. Der Grund: Das Jahr 2008 ist das Chinesische Jahr der Maus (oder Ratte). Letztes Jahr war übrigens das Jahr des Schweins. Später besuchten wir einen alten Mann (85 Jahre alt), welcher ein „Kalligraphie und Malmeister“ ist. Seine Bilder und Schriften sind der absolute Hammer, sehr wertvoll und teuer! Er schrieb mir zwei wunderschöne Exemplare, eines ist hier zu sehen:
Wenn ihr das Bild gross anschaut, sind darauf zwei rote Siegel Abdrücke zu erkennen. Eines davon ist sein Name. Jede Person und Familie hier besitzt ein eigenes „Namenssiegel“, mit welchem wichtige Unterlagen usw. stets „unterschreiben“ werden. Ich konnte dies bis jetzt schon sehr oft beobachten. Die Siegelstempel sind stets aus wertvollen „Jade-“ oder „Chickenblood-“ Stein gemacht. Den Siegelabdruck hinterlässt man immer in ROTER Farbe. Die Inschrift ist oft in sehr alten und schönen Schriftzeichen. Ich will mir auch so ein Siegel machen lassen!
Am Mittwoch hatten wir Austauschschüler wieder Rotary Culture class: Wir besuchten ein historisches Theater, welches jetzt ein Museum und Kino ist. Dort schauten wir uns einen guten Film an, „Little miss sunshine“. Der Eintritt war NUR 10 NT$ (= weniger als 40 Rappen!!!)! Zu Mittag assen wir in einem Italienischen Restaurant, wessen taiwanesischer Koch fliessend Deutsch sprechen konnte. Dort hatte ich dann das BESTE Cappuccino bis jetzt in Taiwan! Nachmittags gingen wir alle in ein riesiges Bowlingcenter bowlen, das war cool!
Mit Mister Lu (voller Name: 呂 宗 溪 lü3 zong1 xi1 ) half mir diesen Donnerstag ein Packet nach Hause zu schicken. Ich habe bereits so viele Souvenirs und sonstige Sachen, welche hier einfach nur herumstehen; also dachte ich mir, es mal per Post zu versuchen, bereits etwas los zu werden, denn im Flugzeug darf ich ja nur 20kg Gepäck haben. Mein Packet war „nur“ 3.2kg schwer, und kostete per Schiffpost 420 NT$ (ca. 15 CHF). Sehr günstig, kann aber bis zu 70 Tage dauern. Die Zeit drängt ja nicht… Das selbe Packet hätte per Luftpost 1251 NT$ gekostet, und wäre dann innert 14 Tagen in der Schweiz. Da ich gerade auf der Post war, kaufte ich mir noch ein paar schöne Briefmarken aus Taiwan als Souvenir (leicht, und braucht nicht viel Platz ;-).
Am Rotarymeeting war diesmal bei uns ein reiner Frauenclub von Taoyuan zu Gast. Die Frauen hielten einen Vortrag über Barock: Berühmte Maler, Gemälde, Architektur usw. Europäische Kultur, Wirtschaft, Autos, Häuser, Landschaft, Musik (besonders Klassische), und zum Teil auch der Europäische Lebensstil ist hier zum Teil sehr beliebt, und wird oft als „Luxus“ angesehen.
Am Freitag Abend hatte ein Rotarymitglied unseres Clubs ein Arbeiteressen seiner Unternehmung in einem super guten Japanischen Restaurant (welches auch einem Rotarymitglied gehört) organisiert. 120 Gäste waren eingeladen, unter Anderem seine Angestellten, der Rotaryclub und viele Freunde. Das Essen war einfach phantastisch! Cool war, dass wir alle „Bingo“ spielen konnten; Es wurden viele Preise verteilt, darunter vor allem die fürs „Chinese New Year“ typischen roten Couverts mit Geld darin. Dies erinnerte mich irgendwie an die Arbeiteressen meines Vaters ;-)…
Am Samstag wollten wir eigentlich wieder auf eine Fahrradtour, es regnete jedoch wie aus sieben Eimern, sodass wir die Tour abblasen mussten. Nicht schlecht gestaunt habe ich, als dann der kleine Hund Pipi plötzlich ganz verrückt an zu bellen begann: Der Sohn meiner Gastfamilie, Hermes, welcher als Rotaryaustauschschüler in den USA war, ist nach Hause gekommen! Er war nur etwa sechs Monate in im Bundesstaat Tennessee, und musste zurückkehren aufgrund irgendwelcher Probleme mit dem dortigen Rotaryclub. Sie sagten mir, dass derjenige Club sehr schlecht organisiert war und keine Hostfamilie mehr für Hermes gefunden hat. Na ja, weis auch nicht, was da alles gelaufen ist. Jedenfalls war die Familie glücklich nach so langer Zeit wieder zusammen zu sein. Hermes spricht nun supergut English, er ist 16 und gleicht seinem Vater sehr. In die Schule kann er im Moment nicht, da ja erst ein halbes Jahr vorbei ist. Er wird wahrscheinlich irgendwo arbeiten gehen, sie wissen aber auch noch nicht, wie es genau weitergehen soll. Am Nachmittag sind wir alle zusammen Bowling spielen gegangen. Ein paar Schulkollegen von Hermes waren auch dabei. Die Bowlinganlage war wieder riesig: 62 Bahnen, 24 Stunden durchgehend geöffnet!
Am nächsten Montag machte meine Klasse 111 einen Ausflug. Wir fuhren mit dem Car südwärts zu einer „Kuh Farm“, welche schon seit 1975 dort in Betrieb ist. Die Kühe waren die Selben, welche man in der Schweiz auch sieht, schwarz-weisse und braune. Der ganze Betrieb war kommerziell- touristisch organisiert, so wie ein Freilichtmuseum wo es Kühe, Souvenirläden, Blumengärten, usw. hatte. Kaufen konnte man dort Milch und Milchprodukte wie Eiscrème, Milchgebäck, Kuchen, Süssigkeiten, Yoghurt und vieles mehr, alles von der eigenen Milch hergestellt. Käse hatte es nur eine Sorte: Schmeckte absolut schlecht! Überhaupt, alle Milchprodukte sind hier im Vergleich zu den Schweizer Produkten viel schlechter. Die Milch schmeckt irgendwie komisch, die Glacen hingegen sind nicht übel. Eiscrème konnten wir dort alle selbst herstellen; Wir brauchten dazu nur drei Zutaten: Milch, Sahne und Zucker. Das Resultat war schlussendlich gar nicht mal so übel!
Leider regnete es den halben Tag, sodass wir unter einem grossen Baum lustige Spiele spielten.
Auf der Hin und Rückfahrt sangen die Klassenkameraden die ganze Zeit Karaoke! Das hättet ihr euch anhören sollen ;-)! Trotz des Regens verbrachten wir alle zusammen einen tollen Tag.
Am Dienstag hatten wir Austauschschüler wieder „Culture-class“. Als Erstes trafen wir irgendeine hohe Person von Hsin-Chu, ein „Education Leader“. Wir mussten uns auf Chinesisch vorstellen, danach erhielten wir Geschenke und Souvenirs zum Andenken. Als Zweites besuchten wir alle ein Teehaus, wo wir in die „Chinesische Tradition des Tee- Trinkens“ eingeführt wurden. Phantastisch, aber kompliziert: Der Tee wird etwa hundert mal auf- und umgegossen, die Ziehzeit ist speziell zu beachten, welche Hand man benutzt (links oder rechts) hat Einfluss, zudem hat der gesamte Ablauf Regeln und ist „ritualisiert“. Die Teetasse sollte man übrigens nicht mit dem Zeigefinger anfassen (dieser ist „unrein: nase-,ohregrüble,…“), Daumen und Mittelfinger ist OK. Beim Teetrinken gibt es drei „Genusspunkte“, wurde uns erklärt: Der Geruch (Nase), der Geschmack (Mund), und die Farbe (Auge). Zudem kann man beim Teetrinken richtig relaxen und Energie auftanken. Teetrinken ist hier wirklich ein super Erlebnis. An diesem Tag trank ich etwa zwei Liter Tee ;-)!
Nach einem guten, ebenso traditionellen Mittagessen besuchten wir ein Laden mit vielen wertvollen Chinesischen Gütern, sowie Sandelholzschnitzereinen, Vasen aus speziellem Stein, schöne Bilder, Möbel, Buddhas, Schmuck usw… Als Letztes gingen wir dann noch in ein Atelier eines Künstlers, welcher Maschinen, Geschirr und vieles mehr mit speziellen Lacken bemalt. Seine Hauptmotive sind Baum- und Buschblätterabdrücke. Die Lacke werden aus Essenzen spezieller Bäume hergestellt, eine Japanische Erfindung. Wir durften alle selbst ein Tellerchen bemalen und mit Blätterabdrücken versehen, wir hatten spass daran.