Samstag, 12. Januar 2008

Biketouren, Kalligraphie

Ich möchte euch gerne den „New Taiwan Dollar“ (kurz NTD) vorstellen, die Währung, mit welcher ich ja täglich zu tun habe: http://de.wikipedia.org/wiki/Neuer_Taiwan-Dollar

Viele Leute (vor allem grobe Arbeiter) hier in Taiwan kauen die so genannten „Beetle oder Betelnuts“. Dies sind Nüsse von Palmen, welche eine stimulierende Wirkung haben und den Speichelfluss anregen. Betel eignet sich angeblich auch als Aphrodisiakum. Der Saft der Nüsse ist rot. Wenn die Leute diese Nüsse kauen, sieht es aus, als ob sie bei einer Prügelei eine auf Fresse gekriegt hätten und nun bluten. Die Betelnut- Kauer spucken den roten Saft oft einfach an den Boden, nicht gerade so höflich und appetitlich… Reiche Leute sieht man kaum Betel Nüsse kauen, aufgrund des Saftes, welcher die Zähne und das Mund rot färbt. Auf dem Markt und den Baustellen kaut indessen jeder zweite diese Nüsse. Man sagt, dass das Kauen der Nüsse die Zähne und das Zahnfleisch angreift und Krebs fördert. Kaufen kann man die Nüsse überall an so kleinen Kiosks. Zum Teil sind dies kleine Hüttchen mit Glasscheiben und „leicht bekleideten“ Frauen (Betelnut-Girls) darin, geht wohl häufig unter der Gürtellinie zu und her da… Ein gutes Girl kann übrigens bis zu 80'000 NT$ im Monat verdienen (= knapp 3'000 CHF), für den Taiwanlebensstandard wohl gar nicht mal so übel. http://rollmops.wordpress.com/2007/01/15/betelnut-girls/
http://de.wikipedia.org/wiki/Betelpalme
oder http://en.wikipe
dia.org/wiki/Betel_nut

In Taiwan ist etwas ganz einfältiges nicht gleich, wie in der Schweiz: Wenn man einen Fragebogen ausfüllt, hat es ja immer so Quadrätchen, wo wir Schweizer stets die Entsprechenden ankreuzen. In Taiwan macht man aber KEINE Kreuze ×, NEIN!, man muss Häkchen machen. Ansonsten wird das angekreuzte Kästchen als „nicht dieses!“ angesehen. Ich habe dies natürlich falsch gemacht, da ich mich ja gewohnt bin, Kreuzchen zu machen ;-).

In letzter Zeit sieht man SEHR viel Werbung für die anstehenden Legislatorenwahlen. Es ist wirklich extrem, wie die Legislatoren (=Gesetzgeber) um sich werben: Überall sind Veranstaltungen mit Tanz und Musik, auch im TV kommt stets Werbung. Beinahe an jedem Pfosten, an allen Stangen und Bäumen sind Plakate aufgehängt! Zudem fahren den ganzen Tag hindurch Werbelastwagen mit Lautsprechern herum, in drei Sprachen (Mandarin- Chinesisch, Hakka und Taiwanesisch) wird dann voller Lautstärke herumgeworben. Manchmal sind dies richtige „Werbekonvois“ mit Fahnen und Plakaten. Ja sogar Feuerwerk wird mitten auf der Strasse abgelassen! Es kam mir vor wie Fastnacht! Einer dieser Legislatoren, derjenige mit der Nummer 1 (jeder Kandidat hat eine Wählnummer), traf ich ja auf dem Nightmarket, wie ich bereits berichtete (siehe unten)… In Taiwan darf man übrigens erst ab 20 Jahren wählen gehen, volljährig ist man jedoch schon mit 18.

Diese Woche feierten wir im Rotarymeeting wieder Geburtstag eines Mitgliedes, es gab wie immer eine grosse Torte. Da dies das erste Meeting im Jahr 2008 war, wurde über organisatorische Dinge gesprochen. Am Sonntag bin ich mit den Fahrradkollegen wieder auf eine grosse Tour, diesmal gings ans Meer und wieder zurück, insgesamt 75 km. Es war super angenehm zum fahren, der Kälteeinbruch ist vorbei. Am Morgen um 7:00 war es bereits 18°C, am Nachmittag über 25°C. Und dies im Winter… Komisch war, dass wir an diesem Tag an 8 Hochzeiten vorbeigefahren sind. War wohl irgendein spezielles Datum?!? Mir ist aufgefallen, dass im „Taiwanwinter“ der Wind nicht so extrem stark weht, wie im Sommer. Fürs Fahrradfahren ist’s recht so ;-)!


Am diesem Abend hat meine Gastmutter Froschschenkel gekocht. Endlich hatte ich jetzt mal die Gelegenheit, Frosch zu essen, denn in Taiwan habe ich es schon oft gesehen, kam aber bisher noch nie dazu. Frosch schmeckt sehr gut, wirklich! Das Fleisch ist SEHR zart, noch zarter als hochwertiges Poulet. Mit Poulet kann man es jedoch nicht gut vergleichen, denn dafür ist die Konsistenz des Froschfleisches zu gummig, die des Poulets zu faserig.


Wenn ich schon bei Poulet bin: In Taiwan ist Pouletbrust vom Preis her günstiger als Pouletflügel oder Schenkel; komisch, Pouletbrust ist ja eigentlich das „Qualitätsmuskelfleisch“ des Huhnes. Der Grund ist, dass die Taiwanesen Pouletbrust zu trocken und faserig finden. Viele mögen lieber saftiges Fleisch mit haut und Knochen. Aufgrund der demnach grösseren Nachfrage nach Pouletflügel und Schenkel ist der Preis für Pouletbrust hier niedriger. Sehr beliebt ist hier auch Schweinezunge (habe ich oft schon gegessen), eigentlich ist dies nichts Spezielles, in der Schweiz wird das ja ebenfalls des Öfteren gegessen. In dieser Woche brachte mir Mister Lu getrocknetes Jackfleisch aus Tibet mit in die Schule zum kosten. Nun steht auch Jack auf meiner exotischen Speisekarte ;-), schmeckt wie normales getrocknetes Rindfleisch. Was ich ganz vergessen habe: In Taiwan isst man oft Seegras, und zwar gibt es dies in unzählig vielen verschiedenen Varianten. Ich mag es sehr gerne, gerade eben weil es so speziell ist. Man sagt auch, dass es sehr gesund sei… Zudem gibt es manchmal sogenannte „Holzpilze“, auch „Baumohren“ genannt. Dies sind so pilzartige, braune Dinger, die eben an Bäumen wachsen und wie Ohren aussehen. Schmeckt sehr speziell und „sanft“, kaum zu beschreiben.

Am Dienstag sind alle Kalligraphielehrer zusammen mit mir auswärts in ein urchiges chinesisches Restaurant das Mittagessen essen gegangen. War cool! Diese Woche habe ich jeden Tag „Kalligraphiert“. Der Grund ist das nach dem Chinesischen Mondkalender auf den 6. und 7. Februar fallende „Chinese New Year“ (6. = New Years Eve, 7. = Chinese New Year). Ich schrieb mit schwarzer Tinte auf rotes Papier ein uraltes Chinesisches Zeichen, oder besser gesagt einen ganzen Satz, welcher in einem Zeichen komprimiert ist.

(Sorry, kann das Bild nicht drehen!?!) Die Bedeutung ist = zhāo cái jìn bǎo = welcome wealth enter treasure (willkommen Reichtum eintreten Schatz). Ins Deutsche übersetzt soll dies Bedeuten: Die Familie heisst Reichtum und wertvolle Schätze herzlich willkommen, ins Haus einzutreten. Viele Familien hängen am Chinese New Year (und an anderen Festen) stets solche rote Papiere oder Zettel an die Haustüre oder darüber, um Glück, Reichtum, Sicherheit, usw. ins Haus (Familie) zu bringen. Mister Lu hat mir gesagt, dass am Chinese New Years Eve stets ein riesiges Hänkersmahlzeitfestessen stattfindet, und dass die Kinder von wohlhabenden Eltern stets Geld in einem ebenfalls roten Briefcouvert erhalten. Bin ja mal gespannt, das Chinese New Year werde ich bereits in meiner nächsten Gastfamilie verbringen, ich freue mich schon ;-)!

Wie gesagt schrieb ich die ganze Zeit solche Zettel, ich bin voll busy! Natürlich werde ich all meinen Gastfamilien ein solches Papier schenken. Am Freitag war in unserer Schule dann eine Kalligraphieshow, wo „alte Meister“ ihr können präsentierten. Wow, die habens im Griff, auch MR. Lu. Ich durfte auch mitschreiben. Vielen Lehrern in der Schule gefallen meine Werke so sehr, dass diese alle ein Exemplar von mir haben wollen… Ufff, das gibt Arbeit, denn für ein Blatt benötige ich etwa 25 Minuten (gefällt mir aber)!

Am Rotarymeeting hielt diesmal ein Mann einen interessanten Vortrag, schade, dass ich nicht so viel verstanden habe. Soviel ich mitgekriegt habe ging’s um Erziehung (Jugendliche), finanzielle Dinge, interessante Fakten über Mann und Frau, Chinesen und nicht-Chinesen, überhaupt wurden viele gute Tipps fürs Leben und dessen Problemsituationen gegeben.

Am Freitag hatte mein Hostfather Ken Geburtstag. Meine Hostmutter Rose bereitete deshalb ein riesiges Essen zu, es kamen viele Rotarier und Freunde zum Dinner. Wir hatten es lustig, und da ja wie so oft etwas über den Durst getrunken wurde, landete die Torte am Schluss in Ken’s Gesicht ;-)! Die Geburtstagstorten in Taiwan sehen immer SEHR schön aus. Jedoch schmecken tun sie nicht halb so gut, die sind meist gar nicht süss! Oft sind es zwei trockene luftige geschmacklose „toastartige“ Brothälften mit Jelly, Pudding und Marmelade dazwischen. Bedeckt sind sie oft mit geschmackloser Sahne und schlechter Schokolade. Wenigstens sind sie aber oft mit guten Früchten garniert.

Am nächsten Samstag bin ich mit meinem Englishlehrer „Muskie“ und einem seiner Freunde auf eine RIESIGE Fahrradtour. Im Ganzen legten wir genau 130 Kilometer zurück!!! Wow, dies war das erste Mal in meinem Leben, wo ich die hunderter Marke geknackt habe, und dies in Taiwan bei einer atemberaubenden Landschaft! Der Fahrradcomputer von Muskie zeigte am Ende des Tages eine Fahrtzeit von 7.5 Stunden an mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,6 km/h; gar nicht mal so übel, denn die Strecke war SEHR hügelig. Ein Hügel kann man sogar mit der „Schwängimatt“ vergleichen, so hoch und steil war der! Dort war auch der schönste Teil der Landschaft: Von Zivilisation keine Spur, das einzige was man hören konnte war das zwitschern der Vögel:


Die Vegetation völlig tropisch, einfach phantastisch! Das Wetter war voll heiss, am Morgen um 06:30 zeigte das Bahnhofthermometer bereits 21°C an! Dass es im Taiwanwinter nicht so stark windet stimmt übrigens nicht. An diesem Tag haben wir das Gegenteil erlebt; etwa 40 km hatten wir extrem starken Gegenwind. Muskie sagte mir, dass es eigentlich im Winter oft stärkeren Wind als im Sommer hat. Am Ende der Tour sind wir zusammen noch in ein gutes thailändisches (diesmal ist „Thailand“ gemeint, und nicht Taiwan) Restaurant Abendessen gegangen. Muskie ist wirklich ein super Typ. Vorallem genoss ich es, wieder einmal „tiefere“ Gespräche mit jemandem führen zu können, und nicht immer nur Smalltalk (in Chinesisch, mit Taiwanesen, welche kein English können). Muskie beherrscht wirklich ein absolut perfektes American-English (in Taiwan wird ja das American-English gelernt, und nicht das Britische). Was für eine Tour, einfach ein unvergessliches Erlebnis! Wir machten an sehr vielen interessanten Orten kurze Halte; bei Flüssen, Früchteplantagen, Villen, Tempel, im „Dschungel“,…


An diesem Samstag waren ja die Legislatorenwahlen (neu 113 Sitze). Hier einige Angaben: http://german.rti.org.tw/German//2008-legislative-election/news-index.aspx und Ergebnisse: http://german.rti.org.tw/German//2008-legislative-election/result.aspx Viel über Taiwanpolitik weis ich nicht, Interessenten müssen sich da leider selbst informieren (sorry).

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo Benj
Ich kann es kaum erwarten zu Dir nach Taiwan zu kommen, so wie Du erzählst, muss es ja wirklich wunderbar sein. Wir haben nun schon diverse Flüge ausgesucht und werden sicher nächste Woche dann auch buchen, wir werden Dir dann die Termine noch bekannt geben.
Liebe Grüsse
Dein Pap