Dienstag, 1. Januar 2008

Speaking Contest, Fahrradtour, Christmas and New Year

In Taiwan ist mir aufgefallen, dass die Zahl 168 sehr häufig vorkommt. Es gibt ein „all you can eat“ Restaurant mit diesem Namen (Eintritt ist dementsprechend 168 NT$), ein Motel heisst auch so, zudem kosten viele Menus, Speisen, Gerichte, Waren, usw. genau 168 NT$ (= ca. 6 CHF), besonders wenn Aktion oder Rabatt dabei ist. Ich fragte Mister Lu und der sagte mir dann, dass „168“ auf Taiwanesisch sehr ähnlich klingt wie „Ein Weg zum Erfolg“.

Übrigens: Ich habe eine weitere „Arbeitsplatzbeschaffungsmethode“ von Taiwan entdeckt: Nirgendwo bei Parkplätzen (besonders bei denjenigen am Strassenrand) gibt es Ticketautomaten, wo man bezahlen muss. Nein, den ganzen Tag kurven überall extra Angestellte mit ihren Motorrollern herum und klemmen „Rechnungszettel“ unter die Scheibenwischer. Zuerst dachte ich, dass dies Strafzettel sind aufgrund Falschparkens. Dem ist jedoch nicht so. Wenn man also Glück hat, muss man fürs Parken nichts bezahlen, falls gerade kein Zettelmann vorbeikommt ;-)! Wenn ich schon beim Parken bin: Sehr viele Parkhäuser hier sind sehr clever gebaut und arrangiert, sie sind nämlich doppelstöckig! Ein Parkfeld bietet also platz für zwei Autos: Das Erste kann hinfahren, dies wird dann mit einem Seilzug nach oben befördert. Das Nächste hat dementsprechend unter dem Ersten ein Parkplatz. Nachteil ist lediglich das fortfahren des oberen Fahrzeuges, wenn unten ein Auto stationiert ist. Um diesen Mangel zu beheben können einige Parkings die Plätze auch horizontal verschieben, um die oberen Autos an einer freien Stelle herunterzulassen. Wenn ich schon bei Autos bin: Um den Führerschein zu erhalten braucht es in Taiwan KEINE praktische Autoprüfung, nur eine theoretische. Als mir dies ein Kollege erzählt hat, sind mir fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Er sagte mir, dass er den Führerschein bereits besitzt (auch ab 18), da er die Theorieprüfung bestanden hat, jedoch noch NIE hinter dem Steuer gesessen ist. Mann, dies ist gefährlich, die Leute einfach ohne Fahrerfahrung ans Steuer zu lassen!

Hier noch eine gute Internetseite mit dem Klimadiagramm von Taipei: http://www.iten-online.ch/klima/asien/taiwan/taipeh.htm

In der „neuen“ (wieder ersten) Familie ist noch alles mehr oder weniger beim Alten, nur dass ich mit ihnen jetzt viel besser kommunizieren kann, da ja ein Monat dazwischen liegt, und ich während dieser Zeit im Chinesisch wieder ein Schritt vorwärts gekommen bin. Einzig neu ist ein noch grösserer und besserer Flachbildschirmfernseher (made in Taiwan, versteht sich ;-).

Am Mittwoch hatten in der Schule ein paar christliche Lehrer so ein „Weihnachts-bekehrungs- Mittagessen“ veranstaltet. Ich und Mister Lu sind nur aufgrund des Essens hingegangen ;-). Ja, auch hier gibt es Christen, jedoch nicht sehr viele.

Im allwöchentlichen Rotary- Meeting waren diesen Donnerstag „Wahlen“. Es wurden die üblichen „Jobs“ vergeben, wie Sekretär, Kassier, usw… Zudem hatten wir einen speziellen Gast aus den Ukraine. Er ist Ingenieur und arbeitet in Taiwan. Ich erhielt dann auch endlich mein Flugticket zurück, ein Rotary- Mitglied buchte für mich den Rückflug um, vielen Dank ;-)! Der Rückflug lautet folgendermassen:

Taipei – Amsterdam 5. July 19:30 KL 878

Amsterdam – Zürich 6. July 07:05 KL 1953

Am Freitag sind etwa 20 homosexuelle Jugendliche in die Schule gekommen. Im Health- Care Unterricht konnten wir zusammen diskutieren. War interessant, obwohl ich längst nicht alles verstanden habe.

Am Samstag hatten alle Austauschschüler des Districts 3500 einen „Chinese- Speaking- Contest“. Wir mussten also alle irgendetwas auf Chinesisch vortragen. Einige lasen ein Gedicht vor, sangen ein Lied oder hielten ein Vortrag über ihre Erlebnisse in Taiwan, so wie ich. Mein Chinesischlehrer MR. Lu hat mich sehr gut darauf vorbereitet (mit Gestik, Ton, Sprachgestaltung, Tonguetwister, Idioms, Danksagung,… er ist ein richtiger Rhetoriker!), ihm habe ich demnach zu verdanken, dass ich im Contest erster geworden bin, 100 von 100 Punkte ;-)! Als Belohnung erhielt ich 1000 NT$! Wir waren zwar nur 11 Teilnehmer, die meisten lieferten jedoch mehr oder weniger mangelnde Präsentationen ab, sodass der District Governor (Stan) demzufolge die Leviten lesen musste. Als strafe müssen wir nun irgendein Chinesisches Lied lernen und später vorsingen. Ausserdem besuchten wir noch am selben Tag in Hsinchu ein Glasfabrikmuseum, und am Abend feierten wir mit vielen Gastfamilieneltern eine Karaoke- Christmas party. War noch lustig, jedoch wie gesagt: Weihnachten passt einfach nicht hierher…

Am Sonntag hat mein Hostfather Ken mit mir und den üblichen „Bike- Kollegen“ eine gigantische Fahrradtour unternommen. Wir fuhren durch absolut phantastische Gegenden Taiwans. Es war einfach wie im Märchen, die Natur tropisch traumhaft, überall duftete es sehr speziell. Wir fuhren an kleinen, urchigen, abgelegenen Dörfchen und Tempeln vorbei und genossen die Landschaft in vollen Zügen.


Das Fahrradfahren ist erst seit Kurzem in Taiwan sehr populär geworden und blüht immerzu mehr auf. Dies sieht man an den zahlreichen (vor allem Giant) Bike shops und den neuen „Radwegen“. Zudem sieht am Wochenende immer öfters „angefressene Biker“ mit kompletter Ausrüstung und super modernen top quality Bikes. Wenn man sich auf dem Weg kreuzt, grüsst man sich als Sportsfreund ;-). Die richtigen Radfahrer tragen hier meistens Helme. Auch wir, mit Ausnahme eines Jungen, welcher uns begleitete: Obendrein gerade derjenige ist dann gestürzt, kam aber mit ein paar Schürfungen davon. Die Fahrradstrecke war SEHR lange, führte durch sehr hügliges Gelände mit einem See, welcher hunderte von Auslaufarmen hat. Einfach ein Paradies! Gegenwärtig ist eigentlich eine sehr gute Zeit zum biken, da es nicht so heiss ist, und „eigentlich“ auch nicht so viel regnen sollte. Da ja Murphy regiert, begann es ab km 75 an zu Regnen wie aus sieben Eimern. Wir suchten einen Unterschlupf und riefen Kollegen meines Hostfathers an, welche uns nach langem Warten mit einem kleinen Laster zum Glück abholten. Die gesamte Tour wäre eigentlich 110 Kilometer gewesen (!!!), schade eigentlich, denn ich habe noch nie mit dem Fahrrad über 100 km an einem Tag zurückgelegt, leider auch diesmal nicht. An diesem Tag trafen wir übrigens einen 77 Jahre alten Biker aus Taipei, welcher beinahe so schnell fuhr wie wir! Hut ab, kann ich nur sagen! Trotz des Regens verbrachten wir einen unvergesslichen Tag, nicht zuletzt aufgrund der absolut phantastischen Landschaft:

Am 24. und 25 Dezember mussten wir natürlich alle zur Schule, denn christliche Feiertage werden hier nicht als „Sonntage“ anerkannt. Wir feierten jedoch in jeder Klasse Weihnachtspartys. Ich konnte demnach an 4 Partys teilnehmen ;-)! Wir brachten alle ein kleines Geschenk und tauschten es per „Losverfahren“ aus, zudem sangen wir Weihnachtslieder, ein paar Schüler machten kleine Theater, Weihnachts- Ratespiele, usw… Einige hielten auch eine Präsentation über „was im Grunde Weihnachten ist“. Alle schrieben einen Wunsch fürs nächste Jahr auf einen Zettel und hingen diesen an den Klassenweihnachtsbaum (Plastiktanne). Wir hatten es wirklich lustig.

Zu Hause feierten wir natürlich keine Weihnachten, ist ja klar. Wir gingen an Heilig Abend einfach auswärts in ein gutes Restaurant mit ein paar Freunden essen.

Im allwöchentlichen Morning-gathering hielt ich vor allen Schülern noch einmal meinen „Rotary Speaking Contest Vortrag“, anschliessend ehrte mich die Schulleiterin und übergab mir symbolisch noch einmal das Diplom. Überhaupt, alle Lehrer loben mich stets und haben sehr Freude, dass ich Erster im Contest geworden bin, insbesondere Mister Lu! Er brachte mir diese Woche von seiner Frau selbst zubereiteten Haifisch zum probieren. Schmeckt wirklich gut, wenn ich jedoch nicht gewusst hätte, dass dies Hai ist, hätte ich es einfach für irgendeinen Fisch gehalten. Am Mittwoch präsentierten etwa 10 Klassen eine „Modenschau“. Das Thema war „the whole world“, demnach schneiderten die Schüler Kleider aus allen Kulturen wie Afrika, Asien, Amerika, Südamerika, Arabien, Europa, usw. und präsentierten diese anhand cooler Theater- Sketch- Musical- Dancing- Style Darbietungen. War wirklich erste Klasse, muss ich sagen. Übrigens, es klingt zwar etwas komisch, aber hier in Taiwan gehe ich gerne zur Schule ;-). Die Schüler sind voll nett (Büffeln zwar jeden Tag bis in alle Nacht hinein, Zeit fürs Abendessen auf dem Nachtmarkt haben sie jedoch trotzdem, danach gehen aber viele wieder in die Schule zurück zum weiterbüffeln. Ich habe dies erst geglaubt, als ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe!), auch die Lehrer sind super, vor allem Mister Lu. Ausserdem habe ich kein Notendruck, und nicht zuletzt ist ja alles so speziell und anders… Meine Familie hat mir ein einfaches Karaokelied beigebracht, welches ich an Karaoke- Veranstaltungen dann singen kann. Der Text ist voll easy, ich verstehe jedes Wort. Im Internet könnt ihr euch das Lied anhören und ansehen: http://www.chinesisch-lernen.org/schlager/lied/85/xiaowei.html Am Freitag Abend hatte nämlich mein Hostclub ein Karaokeabend. Wir assen ein grosses Abendessen während stets Leute „karaokierten“ ;-). Ich kam dann auch an die Reihe! Ich war nicht aufgeregt und schämte mich auch nicht, Karaoke ist hier ganz normal, niemand schämt sich beim Singen. Hat gar nicht mal so schlecht getönt, die Rotarymembers strahlten und lobten mich. Wie es eben halt so ist, haben einige etwas „über den Durst“ getrunken ;-)…

Am Samstag bin ich mit meiner Familie ins Kino, wir schauten „The Warlords“, ein asiatischer Kriegerheldenfilm. Da dieser Film im Moment nur in den asiatischen Kinos ausgestrahlt wird, war er auf Chinesisch, mit englischen Untertiteln. War sehr spannend (und brutal). An diesem Abend war das Kino beinahe ausverkauft, da es regnete. Komisch war, dass es schonwieder keine Pause gab. Der Eintritt betrug 245 NT$ (weniger als 9 CHF).

Den Silvester verbrachte ich natürlich in Taipei, um das letzte Feuerwerk des 508m hohen Taipei 101 Wolkenkratzers zu bestaunen. Es sei das letzte, weil es der Regierung zu teuer ist (dieses Jahr kostete das Spektakel 21 Millionen NT$ (= ca. 0.75 Mio. CHF)). Mein Chinesischlehrer Mr. Lu wohnt glücklicherweise in Taipei in einem Hochhaus mit fabelhaftem Ausblick auf den 101 Tower. Er hat sogar 2 Wohnungen, beide befinden sich ziemlich im Zentrum der Stadt (was bestimmt nicht sehr günstig ist…). Zusammen mit seiner Familie und anderen Hochhausbewohnern genossen wir auf dem Hochhausdach das 188 Sekunden andauernde Riesenspektakel. Mann, einfach der Hammer, unbeschreiblich! Das müsst ihr euch ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=l1Ov_ygQzGA oder http://www.youtube.com/watch?v=yKiJ6m2r4no . In dieser Nacht war in Taipei die Hölle los! Von überall kamen Leute her, um das Feuerwerk zu sehen. Allein nur auf dem Taipei 101 Platz waren 600'000 Leute! Der Verkehr kam zu erliegen, die Strassen waren voller Leute, überall sah man Feuerwerke das neue Jahr einknallen. Dass es viele Leute auf der Welt gibt, wusste ich ja, aber dass es gleich sooo viele sind…! Am 1. 1. 2008 war natürlich ein nationaler Feiertag, die meisten Leute mussten nicht zur Schule oder zur Arbeit. Da ich ja bei Mr. Lu übernachtete, verbrachten wir das Neujahr zusammen in Taipei beim Windowshoppen und Spezialitäten vom Markt probieren. Einfach ein phantastisches Silvester/ Neujahrerlebnis!!! Ach ja, aufs Neujahr wurde es für taiwanesische Verhältnisse endlich kalt. In der Nacht sank die Temperatur sogar unter 10°C, am Tag um die 16°C. Diese „Kälte“ wird aber nicht lange andauern, sagten mir die Lehrer, solche Kälteeinbrüche kämen höchstens einmal im Monat vor. Trotzdem laufen viele Taiwanesen mit Mützen, Schälen, Handschuhen und Winterjacken herum ;-)!

Nun wünsche ich euch allen ein super tolles, erfolgreiches, spannendes, glückliches und abwechslungsreiches neues Jahr 2008!!!

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Benj
Ich lese gerade wieder mal Deinen Blog, wahnsinnig interesant. Das Feuerwerk auf dem 101 ist ja bombastisch, ich glaube da werden sogar die Önsinger Pyromanen eifersüchtig :-) :-).
Übrigens herzliche Gratulation zu Deinem Sieg am Chinesischcontest, ich bin stolz auf Dich :-)
Also pass auf Dich auf, ha Di gärn
Di Pap

Livi hat gesagt…

Hallo Benj!
Wow!! Ich habe mir auch gerade die Feuerweke angeschaut, das ist ja der HAMMER! Schön was du alles erlebst! Hey du kommst 3 Tage früher nach Hause als ich :) Ich komme am 9. July in der Schweiz wieder an :) Dann werde ich dich ja dann wieder sehen!! Hast du eigentlich auch einmal Schulferien? Oder gibt es das in Taiwan nicht so wirklich oft? Habt ihr eine grosse Pause so wie Sommerpause oder so?
Also Benj, machs gut und bis bald!
Livi