Je länger ich hier in Taiwanbin, desto mehr fällt mir auf, dass die Taiwanesen immer am essen sind. Ständig passieren "essende" Leute. Läuft man durch die Stadt, sind überall Foodcorners, Essensstände und Restaurants. Die Meisten sind traditionell chinesisch, aber auch die internationalen Fastfoodbuden wie Mc Donald's, KFC, Burger King, Starbucks, usw. sind aufzufinden. Nicht nur das Essen scheint den Taiwanesen wohl wichtig, sondern auch das shoppen. Ja, sie scheinen geradezu eine Shoppingkrankheit zu haben, denn die Läden sind immer voll, auch in der Nacht wimmelt es überall von Leuten, die etwas kaufen oder einfach nur "lädelen" (=windowshopping).
Als wir Austauschschüler auch shoppen gingen, ist mir etwas seltsames passiert: In einem Laden ist eine Taiwanesin gekommen und fragte, woher wir kommen. Sie bestaunte uns, wie wir von einem anderen Planeten kämen. Dann fasste sie mir in die Haare und sagte, dass ich "schönes goldenes Haar" habe. Klar, ich selbst habe ja noch nie ein von Natur aus blondbrauner Asiat gesehen.
Etwas lustiges ist das taiwanesische Fernsehen. Eigentlich völlig langweilig, aber doch einen Blick wert. Es laufen manchmal Nachrichten, zum Teil so doofe Affenshows, Reportagen über chinesische Traditionen und asiatisches Essen, Sportsendungen, Holliwoodmovies (in Englisch mit chinesischen Untertiteln), und vorallem Zeichentrickfilme. Am häufigsten zu sehen ist aber die nervende kitschige WERBUNG! Also, ich persönlich lasse den TV lieber ausgeschaltet, obwohl man bei den Cartoons sicher gut chinesisch lernen könnte. Komisch für mich ist auch, dass jeder Sender immer chinesische Untertitel hat!
Jetzt habe ich mich an die neue Zeitzone gewöhnt. Worauf ich aber beim Schlafen nicht verzichten kann sind Ohropax. Die Airconditions sind dermassen laut, dass es ohne einfach kaum auszuhalten ist. Mit Ohropax schläft man dann wie ein "Murmeltier".
In unserem Chinesisch Intensivkurs haben wir nun begonnen traditionelle chinesische Zeichen zu schreiben (Kalligraphie). Dies ist sehr interessant, es kommt mir vor wie Kunst. Die Zeichen machen uns am Meisten zu schaffen, wir fühlen uns wie Analphabeten. Auch die Aussprache ist sehr schwierig, weil eine Silbe auf 4 (bzw.5)verschiedene Arten betont werden kann, und so immer eine andere Bedeutung hat. Hat man dann den richtigen Ton, kann das Wort immernoch verschiedene Bedeutungen haben...! Sauschwierig! Einfach dagegen ist die Grammatik: Es gibt keinen Plural, keine Artikel; Verben, Adverbien und Adjektive können weder konjugiert, noch dekliniert werden. Modus und Genus gibt es nicht. Auch "Zeiten" gibt es nicht. Zwischen Verben, Nomen, Adverbien und Adjektiven gibt es oft gar kein Unterschied, man braucht einfach das Selbe Wort. Man könnte die chinesische Grammatik eigentlich als Neandertalergrammatik bezeichnen.
Am Donnerstag hatte Alec aus Ohio geburtstag. Diesen feierten wir natürlich. Am Abend gingen wir auswärts essen. Dann schrieben wir alle unsere besten Wünsche für Alec auf so einen riesigen laternenartigen Luftballon, welchen wir dann in der Nacht mit Wunderkerzen in die Luft liessen.
Später gab es dann noch eine riesige Torte und wie immer Photoshooting. Die taiwanesen schmierten sich gegenseitig die Gesichter mit der Torte voll... Langsam habe ich auch das Gefühl, dass die Taiwanesen gar nicht so verschlossen sind. Kennt man sie eine gewisse Zeit, wedren sie immer offener, ja, sie machen sogar manchmal witze "unter der Gürtellinie" ;-) Ich denke, dass sie einfach eine gewisse Zeit brauchen um aufzutauen.
Was auch sehr beliebt ist, ist der sogenannte Bubble Tea, welcher hervorragend schmeckt und süchtig macht. Hier ist ein link: http://www.bubbletea.com/ oder http://www.abseits.de/tee_bars.htm Der Bubble Tea ist so eine süsse Tee-Milch Mischung, die oft noch mit einem speziellen Geschmack versehen ist. Darin befinden sich dann so kleine Kugeln von einer exotischen Frucht (Manjok glaube ich),die man mit einem Strohhalm reinsaugen kann ;-) Wirklich cool...
Was ich völlig vergessen habe: Jeder Austauschschüler in Taiwan hat einen Younger und Elder "Angel". Dies ist jeweils eine junge und ältere Person, die man bei einem Problem und auch sonst immer ansprechen kann. Bei mir sind dies Dream (junger Student) und MOT (erwachsene Frau). Wenn ich aber mal ein Problem haben werde, habe ich noch tausend andere Personen, die ich ansprechen kann... Denn jeder stellt sich immer als Hilfspersonzur Verfügung (fängt schon bald an zu nerven). Mein Visitenkartenstapel und Adressbuch platzt beinahe! Sehr schwierig ist die Alterseinschätzung der Asiaten. Jedesmal, wenn wir jemanden nach dem Alter fragen, sind wir völlig überrascht über das "hohe" Alter gegenüber ihrem Aussehen. Die sehen alle viel jünger aus, als sie wirklich sind. Eine junge taiwanesin hatte ich auf 15 Jahre geschätzt, sie war aber 23!!!
Samstag war dann unser letzter Tag im chinesisch Intensivkurs. Am Nachmittag hatten wir noch alle einen chinesisch Kochkurs, und was für einer! Ein "Goldmedaillen Sternekoch zeigte uns in der Küche von der Uni, wie "man es machen sollte". Der hatte es voll im Griff mus ich sagen. Gekocht hat er lokale Spezialitäten: Fried Rice Noodles und Meatball Soup. Anschliessend durften wir dann selbst ans Werk und unsere fähigkeiten ausprobieren. Ziemlich schwierig, denn man muss sehr gut aufpassen!