Ich habe übrigens auch einen chinesischen Namen: 班傑明 = bān jié míng (ban = Klasse oder Team, jié = Held oder heldenhaft und míng = hell oder klar) Alle sagen aber, dass die drei Zeichen zusammen keine Bedeutung haben, es sei einfach ein Name. Alle Chinesischen Namen bestehen stets aus drei Zeichen. Das erste Zeichen ist der Nachname, und die beiden Anderen sind der Vorname. Ich würde also bān als Nachname haben und zum Vornamen jié míng heissen. Dieser Name steht übrigens auch auf meiner Schuluniform und auf dem Schülerausweis. Übrigens, in Taiwan ist es sehr ratsam und von grossem Vorteil, immer einen Regenschirm bei sich zu haben. Unvorhersehbare, sehr starke tropische und heisse Platzregen sind nicht selten!
Die ersten richtigen Schultage:
Am Dienstag Morgen früh versammelten sich alle Schüler in einer riesigen Sporthalle (ist übrigens jeden Dienstag so), machten ein paar militärische Gesten und Salute, ein paar Leute sprachen. Dann konnte ich mich auf Chinesisch kurz vorstellen (vor 2700 Schülern!). Ein wahnsinniges Erlebnis, wenn einem alle in Reih und Glied zuhören und anstarren! Für mich war es aber kein grosses Problem, ich fand es sogar interessant.
Ich erhielt dann meinen Stundenplan (>anklicken, für Grossansicht):
Insgesamt bin ich nun in 5 Klassen, in einer davon bin ich zu 65%. Eine Klasse davon besteht aus 36 Mädchen und 3 Knaben!!! Meine Fächer (konnte ich auswählen) sind English, Französisch, Mathematik, Informatik (sie haben übrigens super gute Computer!!!), Health Care, Sport und die privaten Chinesischlektionen. Sehr gut finde ich auch, dass jeder auch den sogenannten Cleaning Job machen muss, dies lehrt die Kinder, wie man putzt. Zudem hält man dann die Schule sauber, weil man ja den eigenen Dreck nicht unbedingt wegwischen will. Ein Fach heisst Club Time, dort kann man so verschiedene Projekte mitmachen (div. Sportarten, musische und gestalterische Sachen, div. Sprachen, Science, First Aid, Computerzeug, Spiele usw.) Die Schullektionen dauern immer 50 Minuten, und werden von einer Klingel mit einer besonderen Melodie ein und ausgeläutet. Jede Klasse hat ihr eigenes Klassenzimmer. Die Klassenzimmer sehen alle gleich aus und haben vorne oberhalb der Tafel die Taiwanflagge mit einem Bild von Sun Yat-Sen (war ein chinesischer Revolutionsführer und Staatsmann, Gründer der Kuomintang (KMT) und erster provisorischer Präsident der Republik China. In der Volksrepublik China wie in der Republik China wird er als Gründer des modernen China verehrt). In den Zimmern sind immer sehr kleine und tiefe hölzerne Einzelpulte, schachbrettartig angelegt. Wenn der Lehrer kommt, stehen alle auf, verneigen sich und begrüssen ihn (ist aber nicht so ernst, wie es sich anhört, viele Schüler kommen zu spät, und die Lehrer sagen nichts). Viele Lehrer benutzen auch ein Mikrophon, damit man sie besser hört (bei so riesigen klassen bis zu 50 Schülern). Ich bin übrigens der Schüler mit der Nummer 47. Der Unterricht der Lehrer ist sehr menschlich, man kann also noch Mensch sein ;-). Mit den Lehrern haben wir es gut, wir müssen viel lachen. Besonders mit dem Math und Sport Lehrer kann man richtig "blödele"! Lustig ist auch, dass die Schüler oft klatschen, wenn jemand etwas gewusst hat!
Unter all den Schülern falle ich natürlich völlig auf. Fast jeder grüsst mich beim vorbeigehen, oft ist eine ganze Schaar von Schülern um mich herum. Alle fragen Sachen über mich und die Schweiz, wollen mich einladen, oder dass ich in ihre Klasse gehe… Sie wollen mich in ihre Sport- und Tanzteams aufnehmen (kann leider nur jeweils bei einer Klasse dabei sein), für die Turniere, welche bevorstehen. Sie bezahlen mir auch ständig Drinks! Die Mädchen vor allem behandeln mich fast wie ein Hahn im Korb, sie kichern, fragen allerlei, sind scheu aber trotzdem sehr neugierig, und werden sofort verlegen, wenn ich ihnen in die Augen schaue. Viele machen auch Photos von mir, und fragen mich nach der MSN Adresse (schlussendlich habe ich dann gegen 2000 Adressen???, muss sie leider blockieren!). Wird mir dies wohl mit der Zeit auf die Nerven gehen??? Ein Lehrer sagte mir, dass die Schüler verschiedene Jahresziele haben, eines davon sei eben mit einem Ausländer Kontakt zu knüpfen (das gibt Arbeit!). Die Schuluniform habe ich auch schon erhalten: 4 Paar Hosen, 2 T-Shirts und 2 Pullover. Jacken erhalte ich später. Schulmappe und Rucksack habe ich auch bekommen, alles ist mit dem Namen der Schule versehen. Die Kleider sind SEHR bequem, fast wie ein Trainingsanzug. Ist ja auch wichtig, wenn man sie so viel trägt.Was ich jedoch komisch finde, ist, dass nach dem Sportunterricht NICHT geduscht wird! Im Turnen ist es noch lustig, denn wenn ich in einem Team bin, weis ich nie, wer jetzt mit mir ist, denn in Taiwan gibt es etwa 10 verschiedene Gesichtstypen, welche über die ganze Bevölkerung verteilt sind und immer wieder auftreten. Sie sehen sich also sehr ähnlich, haben alle schwarze Haare und in der Schule die Selben Kleider, sehr schwierig, da noch seine Kameraden unterscheiden zu können!!! In den normalen Lektionen konnten mich dann die Schüler Fragen stellen. Alle wollen Auskunft über meine Schule, die Schweiz usw. Auch meine Grösse wollen sie oft wissen ;-) Ich muss später auch ein Referat über die Schweiz halten, als Gegenleistung machen dann die Schüler eines über Taiwan. Wenn ich dann während den Lektionen westlich schreibe, sagen alle, dass ich eine schöne Schrift habe (für CH Verhältnisse schreibe ich aber eigentlich zum Kotzen!). Die Englischlektionen sind sehr einfach, auch in den Mathematikstunden käme ich eigentlich gut nach, wenn da nicht alles auf Chinesisch wäre… Ich verstehe zwar diejenigen Wörter, welche ich gelernt habe schon, wenn der Lehrer sie sagt, jedoch ist mein Wortschatz einfach noch viel zu klein um mitzukommen (ausser im English). Im Privat-chinesisch Unterricht lerne ich sehr viel. Der Lehrer heisst Mister Lu Tzung Si.
Er will nur immer seine Deutschkenntnisse beweisen und spricht oft ein SEHR langsames Deutsch, was manchmal nervt. Sonst ist er sehr nett, vor allem klug! Er erzählt mir viel über die altchinesischen Traditionen und über die Geschichte.Auch die Zeichen erklärt er mir: Wie sie entstanden sind, wie sie sich zusammensetzen und welche besonderen Bedeutungen sie haben. Er ist leidenschaftlicher Antiquar von chinesischen Schmuckstücken (besonders Briefmarken und Münzen). Er besitzt sogar eine chinesische Münze aus dem Jahre 1200 vor Christus! Er schenkte mir sogar eine sehr schöne alte chinesische Münze (aus dem Jahr 400 n. Chr.!!!!!!!!!). Ich bedankte mich natürlich überaus und schaue nun, dass auch ich ihm ein Geschenk machen kann. Lustig ist, dass er während den Stunden oft an den PC geht, um Aktien zu kaufen und verkaufen ;-) Wir haben es gut zusammen, er bringt mir immer speziellen Tee und besondere Früchte (Dragoneyes). Wir lesen Zeitung und reden viel über China und die Schweiz. Ich muss ihm ständig schweizerdeutsche Sätze vorsagen. Ich zeigte ihm dann die CH Nationalhymne und die CH Münzen und Noten (SNB> Internet). Ich lerne übrigens auch Kalligraphie mit ihm (er schreibt wie ein Meister!!!), kann also mit Schafs- oder Wolfshaar Pinseln und spez. Tinte hantieren. Harmonie, Symetrie, Ausgleich usw. spielen eine sehr grosse Rolle. Am Ende der Schultage kommen dann immer ca. 30 grosse Busse aufs Gelände um die Schüler abzuholen! Sogar der Verkehr wird dann von Polizisten (und Schülern) bei dieser Rush Hour geregelt. Wow, immer ein riesiges Spektakel!
2 Kommentare:
hey bene wow shice du erläbsch jo huuu... vöu! si d taiwanesinne eigentlech hübsch oder gseh aui gliich "boring" us?
gruess räffu
Ha das Schweizer Deutsch ist schon komisch, irgendwie erinnert mich das an das Deutsch meiner Oma (knaben und so ;) und was is eigentlich härzig? ha ha
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