Mittwoch, 5. September 2007

Family life, erste Schultage

In der Gastfamilie habe ich es sehr gut, sie behandeln mich wie ihr eigenes Kind, ich fühle mich also aufgenommen. Wir haben auch keine Hemmungen uns gegenüber. Wir haben es sehr lustig miteinander und müssen sehr viel lachen, weil die Konversation sehr schwierig ist (sie können ja kein English! Und ich kaum Chinesisch). Am Anfang dieses Blogs habe ich euch etwas Falsches erzählt, denn mein Gastbruder ist gar nicht mehr in der Familie, er ist bereits im July in die USA gegangen, und ich bin nun in seinem Zimmer. Dies wusste ich nicht, als ich es dann der Familie sagte, mussten wir lachen ;-) Ich habe die Kollegin (!!!) von meiner Gastschwester Lilly für meinen Gastbruder gehalten (oooohhh ;-))! Die Essensgewohnheiten der Familie sind hier auch etwas anders: Das Morgenessen kann ich entweder im Haus haben, oder dann an einem Essensstand auf dem Schulweg. Muss ich auf dem Schulweg essen, wird mir eifach Geld bereitgelegt. Das Mittagessen ist natürlich in der Schule (Schulzimmer). Die Lunchbox kann ich entweder im Schulshop kaufen, oder dann bringt mir die Gastmutter das Essen zum Schuleingang (Sie muss sowieso für Alle Mitarbeiter des Geschäftes die Lunchboxen bereitstellen). Das Abendessen ist dann zu Hause und wird von der Gastmutter gekocht. Sie kocht übrigens hervorragend! Meist ist die ganze Familie anwesend (Ken nicht immer, er ist sehr busy, das Telephon im Haus läutet etwa alle 5 Minuten...), gegessen wird in der Stube vor dem laufenden Breitbild-Flachbildschirm-Fernseher (mit 90 versch. Sendern)!!! Abwaschen usw. müssen Lilly, Ken und Ich nicht, ich helfe aber trotzdem immer mit dem Tischabräumen, und stelle mich zur Hilfe zur Verfügung. Die Gastmutter hat mir sogar Müesli und Yoghurt fürs Morgenessen gekauft, und als sie dann wusste, dass ich Seafood mag, hat sie extra ein Seafoodabendessen gekocht, sehr härzig. Schön finde ich auch, dass sie mit mir so chinesische Kinderbücher anschauen und sich für mein „Chinesisch“ interessieren. Sie gaben mir sogar eine Aufgabe: Ich muss jeden Tag ein paar Sätzchen auf Chinesisch schreiben (was ich so erlebt und gemacht habe). Das Haus haben sie mir auch schon gezeigt, wirklich schön, für taiwanesische Verhältnisse! Sie nehmen mich auch überall mit hin, was ich sehr gut finde, denn ich möchte soviel chinesisch reden, wie nur möglich. Einmal sind wir in ein Fahrradshop ein Top Bike (GIANT = made in Taiwan) mit ganzer Ausrüstung für die Mutter kaufen gegangen. In diesem Shop verkauften und unterhielten die Taiwan esen qualitativ 1A Bikes! Carbon usw. alles erhältlich!!! Auch die Preise waren saftig, jedoch günstiger als in der Schweiz. Anschliessend wollten sie auch mir ein Bike kaufen, ich verneinte aber klar, denn so etwas wäre ja irrsinnig! Auch zum Einkaufen darf ich mitgehen, sehr interessant. Ich helfe dann auch immer die Taschen tragen usw.

Ich habe übrigens auch einen chinesischen Namen: 班傑明 = bān jié míng (ban = Klasse oder Team, jié = Held oder heldenhaft und míng = hell oder klar) Alle sagen aber, dass die drei Zeichen zusammen keine Bedeutung haben, es sei einfach ein Name. Alle Chinesischen Namen bestehen stets aus drei Zeichen. Das erste Zeichen ist der Nachname, und die beiden Anderen sind der Vorname. Ich würde also bān als Nachname haben und zum Vornamen jié míng heissen. Dieser Name steht übrigens auch auf meiner Schuluniform und auf dem Schülerausweis. Übrigens, in Taiwan ist es sehr ratsam und von grossem Vorteil, immer einen Regenschirm bei sich zu haben. Unvorhersehbare, sehr starke tropische und heisse Platzregen sind nicht selten!

Die ersten richtigen Schultage:

Am Dienstag Morgen früh versammelten sich alle Schüler in einer riesigen Sporthalle (ist übrigens jeden Dienstag so), machten ein paar militärische Gesten und Salute, ein paar Leute sprachen. Dann konnte ich mich auf Chinesisch kurz vorstellen (vor 2700 Schülern!). Ein wahnsinniges Erlebnis, wenn einem alle in Reih und Glied zuhören und anstarren! Für mich war es aber kein grosses Problem, ich fand es sogar interessant.

Ich erhielt dann meinen Stundenplan (>anklicken, für Grossansicht):

Insgesamt bin ich nun in 5 Klassen, in einer davon bin ich zu 65%. Eine Klasse davon besteht aus 36 Mädchen und 3 Knaben!!! Meine Fächer (konnte ich auswählen) sind English, Französisch, Mathematik, Informatik (sie haben übrigens super gute Computer!!!), Health Care, Sport und die privaten Chinesischlektionen. Sehr gut finde ich auch, dass jeder auch den sogenannten Cleaning Job machen muss, dies lehrt die Kinder, wie man putzt. Zudem hält man dann die Schule sauber, weil man ja den eigenen Dreck nicht unbedingt wegwischen will. Ein Fach heisst Club Time, dort kann man so verschiedene Projekte mitmachen (div. Sportarten, musische und gestalterische Sachen, div. Sprachen, Science, First Aid, Computerzeug, Spiele usw.) Die Schullektionen dauern immer 50 Minuten, und werden von einer Klingel mit einer besonderen Melodie ein und ausgeläutet. Jede Klasse hat ihr eigenes Klassenzimmer. Die Klassenzimmer sehen alle gleich aus und haben vorne oberhalb der Tafel die Taiwanflagge mit einem Bild von Sun Yat-Sen (war ein chinesischer Revolutionsführer und Staatsmann, Gründer der Kuomintang (KMT) und erster provisorischer Präsident der Republik China. In der Volksrepublik China wie in der Republik China wird er als Gründer des modernen China verehrt). In den Zimmern sind immer sehr kleine und tiefe hölzerne Einzelpulte, schachbrettartig angelegt. Wenn der Lehrer kommt, stehen alle auf, verneigen sich und begrüssen ihn (ist aber nicht so ernst, wie es sich anhört, viele Schüler kommen zu spät, und die Lehrer sagen nichts). Viele Lehrer benutzen auch ein Mikrophon, damit man sie besser hört (bei so riesigen klassen bis zu 50 Schülern). Ich bin übrigens der Schüler mit der Nummer 47. Der Unterricht der Lehrer ist sehr menschlich, man kann also noch Mensch sein ;-). Mit den Lehrern haben wir es gut, wir müssen viel lachen. Besonders mit dem Math und Sport Lehrer kann man richtig "blödele"! Lustig ist auch, dass die Schüler oft klatschen, wenn jemand etwas gewusst hat!

Unter all den Schülern falle ich natürlich völlig auf. Fast jeder grüsst mich beim vorbeigehen, oft ist eine ganze Schaar von Schülern um mich herum. Alle fragen Sachen über mich und die Schweiz, wollen mich einladen, oder dass ich in ihre Klasse gehe… Sie wollen mich in ihre Sport- und Tanzteams aufnehmen (kann leider nur jeweils bei einer Klasse dabei sein), für die Turniere, welche bevorstehen. Sie bezahlen mir auch ständig Drinks! Die Mädchen vor allem behandeln mich fast wie ein Hahn im Korb, sie kichern, fragen allerlei, sind scheu aber trotzdem sehr neugierig, und werden sofort verlegen, wenn ich ihnen in die Augen schaue. Viele machen auch Photos von mir, und fragen mich nach der MSN Adresse (schlussendlich habe ich dann gegen 2000 Adressen???, muss sie leider blockieren!). Wird mir dies wohl mit der Zeit auf die Nerven gehen??? Ein Lehrer sagte mir, dass die Schüler verschiedene Jahresziele haben, eines davon sei eben mit einem Ausländer Kontakt zu knüpfen (das gibt Arbeit!). Die Schuluniform habe ich auch schon erhalten: 4 Paar Hosen, 2 T-Shirts und 2 Pullover. Jacken erhalte ich später. Schulmappe und Rucksack habe ich auch bekommen, alles ist mit dem Namen der Schule versehen. Die Kleider sind SEHR bequem, fast wie ein Trainingsanzug. Ist ja auch wichtig, wenn man sie so viel trägt.

Was ich jedoch komisch finde, ist, dass nach dem Sportunterricht NICHT geduscht wird! Im Turnen ist es noch lustig, denn wenn ich in einem Team bin, weis ich nie, wer jetzt mit mir ist, denn in Taiwan gibt es etwa 10 verschiedene Gesichtstypen, welche über die ganze Bevölkerung verteilt sind und immer wieder auftreten. Sie sehen sich also sehr ähnlich, haben alle schwarze Haare und in der Schule die Selben Kleider, sehr schwierig, da noch seine Kameraden unterscheiden zu können!!! In den normalen Lektionen konnten mich dann die Schüler Fragen stellen. Alle wollen Auskunft über meine Schule, die Schweiz usw. Auch meine Grösse wollen sie oft wissen ;-) Ich muss später auch ein Referat über die Schweiz halten, als Gegenleistung machen dann die Schüler eines über Taiwan. Wenn ich dann während den Lektionen westlich schreibe, sagen alle, dass ich eine schöne Schrift habe
(für CH Verhältnisse schreibe ich aber eigentlich zum Kotzen!). Die Englischlektionen sind sehr einfach, auch in den Mathematikstunden käme ich eigentlich gut nach, wenn da nicht alles auf Chinesisch wäre… Ich verstehe zwar diejenigen Wörter, welche ich gelernt habe schon, wenn der Lehrer sie sagt, jedoch ist mein Wortschatz einfach noch viel zu klein um mitzukommen (ausser im English). Im Privat-chinesisch Unterricht lerne ich sehr viel. Der Lehrer heisst Mister Lu Tzung Si.
Er will nur immer seine Deutschkenntnisse beweisen und spricht oft ein SEHR langsames Deutsch, was manchmal nervt. Sonst ist er sehr nett, vor allem klug! Er erzählt mir viel über die altchinesischen Traditionen und über die Geschichte.Auch die Zeichen erklärt er mir: Wie sie entstanden sind, wie sie sich zusammensetzen und welche besonderen Bedeutungen sie haben. Er ist leidenschaftlicher Antiquar von chinesischen Schmuckstücken (besonders Briefmarken und Münzen). Er besitzt sogar eine chinesische Münze aus dem Jahre 1200 vor Christus! Er schenkte mir sogar eine sehr schöne alte chinesische Münze (aus dem Jahr 400 n. Chr.!!!!!!!!!). Ich bedankte mich natürlich überaus und schaue nun, dass auch ich ihm ein Geschenk machen kann. Lustig ist, dass er während den Stunden oft an den PC geht, um Aktien zu kaufen und verkaufen ;-) Wir haben es gut zusammen, er bringt mir immer speziellen Tee und besondere Früchte (Dragoneyes). Wir lesen Zeitung und reden viel über China und die Schweiz. Ich muss ihm ständig schweizerdeutsche Sätze vorsagen. Ich zeigte ihm dann die CH Nationalhymne und die CH Münzen und Noten (SNB> Internet). Ich lerne übrigens auch Kalligraphie mit ihm (er schreibt wie ein Meister!!!), kann also mit Schafs- oder Wolfshaar Pinseln und spez. Tinte hantieren. Harmonie, Symetrie, Ausgleich usw. spielen eine sehr grosse Rolle. Am Ende der Schultage kommen dann immer ca. 30 grosse Busse aufs Gelände um die Schüler abzuholen! Sogar der Verkehr wird dann von Polizisten (und Schülern) bei dieser Rush Hour geregelt. Wow, immer ein riesiges Spektakel!

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

hey bene wow shice du erläbsch jo huuu... vöu! si d taiwanesinne eigentlech hübsch oder gseh aui gliich "boring" us?

gruess räffu

Anonym hat gesagt…

Ha das Schweizer Deutsch ist schon komisch, irgendwie erinnert mich das an das Deutsch meiner Oma (knaben und so ;) und was is eigentlich härzig? ha ha