Mittwoch, 28. November 2007

Temperatursturz, Kino, Allerlei

Von den Werbe SMS, welche mein Natel stets erhält, habe ich ja schon erzählt. Was ich aber noch nicht gesagt habe ist, dass sogar ab und zu „Werbeanrufe“ mein Natel nerven. Durchschnittlich 2 Mal die Woche ruft irgendeine Werbeagentur an, welche einem irgendwas andrehen will…

Mit meinem Chinesisch läuft es wie geschmiert, den undurchschaubaren Vorhang der unbekannten Sprache löst sich immerzu mehr und mehr auf. (Im Gegensatz zu anderen Austauschstudenten: Es gibt solche, die wissen jetzt nach drei Monaten immer noch nicht, wie man auf Chinesisch nach der Toilette fragt…!?!)

Anfangs Woche näherte sich der Typhoon Mitag (welcher in den Philippinen grossen Schaden angerichtet hatte) Taiwan, er drehte jedoch vor der Insel ab und entfernte sich. Dies war der 23. Typhoon dieses Jahres im Pazifischen Raum. Die Lehrer sagten mir, dass in dieser Jahreszeit eigentlich nie Typhoons vorkommen, wahrscheinlich ist dies jetzt wohl wegen der Klimaerwärmung. Anstelle von einem Typhoon hatten wir dann also „nur“ starke tropische Regenfälle. Dieses Unwetter brachte uns dann auch einen Temperatursturz: Von einem Tag auf den Anderen war es dann nur noch um die 15°C warm (für Taiwanesen natürlich SEHR kalt ;-)! Drei Tage später stieg die Tagestemperatur jedoch wieder auf 26°C… Nichts desto trotz, in der Nacht ist es jetzt meist ziemlich kühl. Lustig ist, dass sich meine (und viele andere) Familie im Haus eine Jacke anzieht!?! Komisch, denn sooo kalt ist es nun auch wieder nicht, ich trage immerzu noch Shorts und T-Shirt…

Ich habe ein paar Postkarten in die Schweiz geschickt. Wisst ihr wie viel mich eine Karte gekostet hat? 12 NT$, das ist ja NICHTS (ungefähr 45 Rappen)! Um einen normalen Brief in die Schweiz zu schicken bezahlt man 13 NT$, auch dies im Vergleich zur Schweizer Hochpreisinsel ein Pappenstiel!

Hier ein Photo von mir, bin gerade am Kalligraphieren ;-)

Dies ist übrigens äusserst schwierig. Den Pinsel hält man sehr speziell, auch die Pinselführung ist unheimlich kompliziert, ich kriege jedoch langsam den Dreh raus. Man muss aber wirklich aufpassen wie ein „Heftlimacher“, nach einer Stunde schreiben ist man völlig erschöpft! Die Lehrer loben mich immer, wie schön meine Werke sind!?! In der Chinesischen Kalligraphie gibt es sehr viele verschiedene Style, jenachdem sind sie über tausend Jahre alt! Zum Teil sind sie Zeichen dick, dünn, fett, lang, exakt und gut lesbar, oder schnell geschrieben und kaum zu entziffern. MR. Lu hat mir ein spezieller Stil zugeordnet; er sagt mir immer, dass meine Zeichen sehr „fett“ sind. Mir gefällt dieser Stil...

Wenn ich schon bei schwierigen Dingen bin: An das Essen mit Stäbchen habe ich mich schon längst gewöhnt. Für mich ist dies gegenwärtig Alltag, ich beherrsche sie schon beinahe wie ein Meister. Wenn man einmal den Dreh raus hat, läuft es wie geschmiert ;-)!

Jeden Montag und Freitag habe ich ja spezielle Chinesischlektionen mit anderen Austauschschülern in einer Uni in Chung-Li. Hin und zurück fahre ich immer mit dem Fahrrad. Was mir stets auffällt ist, dass ich, wenn ich 16:55 Uhr schon nach Hause gehen kann, für die Strecke nach Hause etwa 15 Minuten weniger Zeit benötige, als wenn ich um 17:05 Schulschluss habe!!! Nach 17:00 beginnt eben die alltägliche „Rush-Hour“. Die Strassen sind dann wie aus dem Nichts plötzlich völlig überfüllt mit Motorrollern, Autos, Taxis (Gelb!), Lastwagen und Bussen. Poah, wie in einem Ameisenhaufen! Und wie es nach Abgasen stinkt, der Gestank ist einfach grässlich, vor allem wenn alle Gleichzeitig beim Wechseln von Rot auf Grün an einer Ampel losfahren! Ja, der Verkehr und die Umweltverschmutzung (insbesondere vom Verkehr verursacht…) hier in Taiwan sind nicht gerade der Hit. Bei den Zweitakt Rollern (wahrscheinlich nahezu alle ohne Katalysator…) und den Lastwagen (alte Diesel ohne Partikelfilter) sieht man meist bis immer eine lange Rauchwolke hinterher schweben (bei Motorroller Weiss, bei Lastwagen Schwarz). Ebenfalls die Strassen sind sehr schlecht, voller Löcher, Dellen und Unebenheiten. Ja sogar die brandneuen Strassen werden so schlecht gemacht und gebaut, dass ebenfalls diese völlig holprig sind! Darüber hinaus hält sich etwa nur jeder dritte an die Verkehrsregeln: Ich habe schon oft beobachten können, wie die Fahrzeuge bei Roter Ampel dessen ungeachtet durchfahren, obhowl an der Strassenecke die Polizei stand!!!

Am Mittwoch Nachmittag hatten wir Schulfrei, da die Midterm exams bereits am Mittag fertig waren. An diesem Nachmittag bin ich mit Klassenkollegen ins Kino. Wir gingen in eine RIESIGE Shoppingmall (nicht weit entfernt von meiner jetzigen Hostfamily), welche bereits völlig Weihnachtlich geschmückt war!?! Passt irgendwie voll nicht hierhin, in mir kam auch keine Weihnachtsstimmung auf! Bevor wir uns den Film anschauten gingen wir alle wie üblich an den Spielautomaten in der Gamezone gamen. Krass ist, dass diese Shoppingmall 14 Kinos hat!!!!!!! Die Leinwand unseres Saals war etwa 1.5 bis 2 Mal so gross, wie die üblichen in der Schweiz, und die Sitze waren sooo gross, dass man sogar den Kopf hinten anlehnen konnte (sogar ich!)! Aber auch hier waren sind nicht viele Leute im Saal gewesen, das Kino war halb leer, genau gleich wie oft in der Schweiz. Der Eintritt kostete 260 NT$, was ca. 9 CHF entspricht. Wir schauten uns den Comedyfilm (mit Ben Stiller) „The Heartbreak Kid“ an. Der Chinesische Name des Films lautet übrigens „7 Tägiges Jucken“. War wirklich lustig ;-)! Der Film war natürlich in Englisch mit Chinesischen Untertiteln.

Die Jugendlichen in Taiwan sind eigentlich genau gleich wie diejenigen in Europa. Die Kleidermode ist gleichbedeutend (vielfältig), die Musik, welche sie hören, ist meist sogar von westlichen Rock, Pop, Hardrock, Hip-Hop, Metal, usw. Bands. Überhaupt, westliche Berühmtheiten, Produkte und Trends sind hier sehr beliebt. Hätte ich nicht gedacht, ist aber so… Selbstverständlich haben sie auch hier ihre lokalen Stars und Trends. Insbesondere ist auch deren „Humor“ buchstäblich genau gleich!!! Es wird über dasselbe gelacht und über dieselben Dinge werden Witze gemacht ;-)! Lachen ist eben eine internationale Sprache, die jeder versteht… Wir haben es wirklich lustig miteinander!

Am Freitag Abend bin ich mit ein paar Rotary Club Members in ein super gutes Japanisches Restaurant essen gegangen. Dieses Restaurant gehört einem unserer Mitlgieder. Am Samstag bin ich alleine mit dem Zug nach Taipei. Mein Chinesischlehrer MR. Lu hat mich nämlich zu einem „all you can eat“ Mongolian BBQ eingeladen. Seine Frau und Töchter sind auch gekommen. Ich ass sooo viel, dass ich mich am Ende kaum noch krümmen konnte ;-)!

An diesem Tag war übrigens der 1. Advent: Ich konnte also das erste Türchen meiner zwei Adventskalender, welche mir meine Schweizer Eltern geschickt haben, öffnen. Wie gesagt habe ich aber kein Weihnachtsgefühl, obwohl auch in Taiwan vielerorts Weihnachtsdekoration zu sehen ist!?!

Am Sonntag Morgen erledigten mein Hostfather, ein paar andere Siedlungsnachbarn und ich Infrastruktur-Angelegenheiten im erst 1 jährigen Appartementgebiet. Ein kleiner Bach war mit grossen Platten zu bedecken. Später gingen wir wieder nach Miaoli zur Familie gross essen und anschliessend bei der Grossmutter in einem abgelegenen Bach fischen. Die Landschaft und die Gerüche waren wieder einmal traumhaft…

Nach den Würmern grübelten wir selbst ;-). Leider biss kein Fisch an, was wir jedoch fingen waren zwei Flussgarnelen ;-). Jimmy begleitete uns beim Fischen dagegen nicht, er machte seinen Mittagsschlaf. Übrigens, auch die Meisten erwachsenen Taiwanesen halten häufig (vor allem am Wochenende) einen Mittagsschlaf. Wenn sie dann einmal darauf verzichten müssen, fallen ihnen beinahe die Augen beim Stehen zu vor Müdigkeit. Wieso sind die hier immer so müde??? Erneut konnten wir selbst gezüchtete, super feine Früchte von der Familie mit nach Hause nehmen. Ach ja, was ich ganz vergessen habe: In Taiwan gibt es eigentlich drei Sprachen. Erstens „Mandarin“ (die offizielle Chinesische Sprache, welche ich lerne), zweitens „Taiwanesisch“ (eine lokale Sprache: Taiwanesisch und Mandarin kann man gegenüberstellen etwa wie Schweizerdeutsch und Hochdeutsch) und drittens „Hakka“ (ist wie eine Eingeborenensprache der Taiwanesen, völlig abweichend von Mandarin). Meine Familie beherrscht alle drei Sprachen. Wenn sie Taiwanesisch sprechen, verstehe ich fast nichts, geschweige denn, wenn sie Hakka sprechen!

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Benj
Sehr spannend deine Erlebnisse. Ich sitze gerade im frisch verputzten Kompizimmer, es riecht noch nach frischer Farbe. Du solltest mal sehen wie es momentan bei uns aussieht, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hat:-)
Das ändert sich ja schon bald wieder, ich denke, dass wir so in zwei Wochen wieder alles an sienem normalen Ortb haben werden.
Also bis zum nächsten Mal
Liebe Grüsse
Di Pap

Livi hat gesagt…

Hallo Benj!
Wow was du alles erlebst ist ja super! Vor allem finde ich es wahnsinnig faszinierend wie du das Chinesisch bzw. Mandarin so gut lernst, und wie du in ihre Kultur eingeführt wirst (Opfergaben, Kalligraphie... wow). Am liebsten würde ich mal vorbei kommen :-)
Bei uns wird es immer wie heisser und es ist im Moment so richtig drückend heiss... Bald sind Ferien und nächste Woche kommt Linu zu mir.
Liebe Grüsse
Livi