Freitag, 23. November 2007

Mandarin, Tempel

Was über Mandarinchinesisch: Die Schriftzeichen bestehen oft aus mehreren Teilzeichen, welche immer wieder vorkommen, sie werden ,,Radicals“ genannt. Lustig ist, dass das Wort ,,safe (sicher, geschützt, Sicherheit) ān“ aus den beiden Radicals ,,roof (Dach)“ und ,,woman (Frau) (sieht doch auch irgendwie aus, wie eine Frau, die ihr Kind in den Armen hält, oder?“ besteht. Bedeutung: Eine Frau, welche sich im Familienhaus befindet, ist eben in Sicherheit.

Das Wort ,,gut hǎo“ besteht aus den Radicals ,,Frau “ und ,,Sohn “. Für die Chinesen ist es eben gut, wenn eine Frau einen Sohn gebärt, denn dieser Führt den Familiennamen und die Familie weiter.

Das Wort ,,home, house jiā“ besteht aus den Radicals ,,pig (Schwein) zhū“ und ,,roof (Dach)“. Zu Hause ,,unterm Dach“ hat man eben Tiere zum schlachten und essen oder einfach Haustiere.

Das Wort ,,Hunger è“ besteht aus den Radicals ,,Ich “ und ,,essen, bzw. Nahrungshí“. Wenn man eben Hunger hat, dann isst man. (Unter anderem eben Reis (Grundnahrungsmittel). Das Wort Reisfàn hat übrigens auch den Radical ,,essen, bzw. Nahrungshí“ als Teilzeichen. Reis hat also in der Chinesischen Sprache eine grosse Bedeutung.

Das Wort ,,fragen wèn“ besteht aus den Radicals ,,Tür mén und ,,Mund kǒu“. Wenn man eben jemanden etwas fragt, geht man an die Tür, klopft an und spricht mit dem Mund.

Chinesische Zeichen sehen manchmal sehr ähnlich aus, obwohl sie eine völlig andere Bedeutung haben, Bsp.: (= Mittag), niú (= Kuh, Ochse oder Stier). Oben ist nur ein kleiner Strich als Unterschied!

Die meisten Wörter bestehen aber aus zwei Zeichen, damit man sie von anderen gleichtönenden Wörtern unterscheiden kann. Hier gibt es dann oft sehr lustige Kombinationen:

Das Wort ,,Vorsicht“ 小心 xiǎo xīn heisst eigentlich ,,kleines Herz“: = klein, = Herz. ,,Stunde“ 小時 xiǎo shí heisst eigentlich ,,kleine Zeit“: = klein und = Zeit. Es gibt noch tausend andere lustige Beispiele, bei denen man oft lachen muss! Cool ist auch, wie der Satz ,,I don’t know“ zusammengesetzt ist: = zhī dào = wortwörtlich = ,,I/me no/not know road/direction“.

Speziell ist auch, dass es fünf verschiedene 3. Personen gibt! Alle werden genannt, man muss also das Zeichen lesen, damit man weis, ob es sich um eine Frau, einen Mann oder was auch immer handelt: = = „er, sein“, = = „sie, ihr“, = = „es (für Dinge)“, = = „es (für Tiere)“ und = = „er, es (für Gott und Götter)“.

Auch cool ist das Wort „Dessert“ = 甜點 = tian2 dian3, welches soviel heisst wie „süsser (Zeit)Punkt“.

Noch komischer ist das Wort „Tier (animal) = dòng “, was soviel wie „move-thing oder Bewegungs-Ding“ bedeutet. Für „Kinder (children)“ gibt es mehrere Synonyme, eines davon ist voll härzig: = xiǎo péng yǒu = wortwörtlich „little friends (kleine Freunde)“ ;-).

Wie schon gesagt ist hier in Taiwan VIEL mehr Verkehr als in der Schweiz, vor allem während den Rush-Hour Zeiten. Bei den Autobahneinfahrten haben sich deshalb die Taiwanesen ein gutes System einfallen lassen: Bei den Einfahrten ist eine Ampel, welche den Verkehr nur portionenweise reinlässt. Daher wird der rollende Verkehr auf der Autobahn nicht allzu sehr behindert. Wenn wir schon bei speziellen Sachen sind: Die Taiwanesen essen sogar die Haut von Schweinen, Rindern, usw.. Wääh, dies muss ich nicht haben. Aber eines verstehe ich nicht, die Haut von Äpfeln und anderen Früchten essen sie nicht!?! Ja sogar die Trauben schälen sie!!!

Hier ist noch meine neue Adresse (hat ganz schön lange gedauert, diese mit meinem Lehrer zu übersetzen!):

Family Liao (liào)

No. 21
Lane 615
Sec. 2
Hezun N. Rd.

Jhongli City
Taoyuan County 320
Taiwan (R.O.C.)

Die Chinesen schreiben übrigens ihre Adressen von ,,gross nach klein”, sie beginnen demzufolge mit dem Land, anschliessend folgt die Region, Stadt, usw. bis zum Familiennamen. Ist ja auch irgendwie noch logisch, denn wenn man auf einer Landkarte etwas sucht, beginnt man ja auch zuerst mit dem Grossen und geht dann langsam ins detail. Beim Datum ist es hier übrigens genau gleich: Zuerst das Jahr, dann der Monat, Tag, Tageszeit und dann Uhrzeit.

Den einzigen Job, welchen ich in meiner Familie erledigen muss, ist mein Bad zu putzen. Klar, ich habe ja auch ein eigenes Badezimmer für mich alleine. Mir ist aufgefallen, dass man eigentlich jeden Tag putzen könnte, denn wir haben die Fenster immer geöffnet. Es hat zwar überall Fliegengitter, doch der Feinstaub von der starken Umweltverschmutzung kommt da locker hindurch!

Was über die Schule: Der Grund weshalb die Schüler hier so schlecht English können ist, weil sie diese Sprache im Alltag nicht gebrauchen. Zudem könnte man es vergleichen, wie wenn wir Chinesisch lernen würden, es ist halt einfach eine komplett andere Sprache! Zudem lernen sie in der Schule bloss trockene Theorie (Grammatik und Wörtchen). Zum Sprechen kommen sie also kaum. Was sie jedoch sehr gut im Griff haben ist die Aussprache. Man könnte meinen, dass sie English als Muttersprache haben! Ich denke, dass die ,,betonungsreiche, musikalische, chinesische” Sprache dabei hilft. In der Schule lernen sie übrigens ,,American English”, denn Taiwan ist eher USA orientiert, nicht England. Ich weiss nicht, ob ich dies schon erzählt habe, aber hier in der Schule hat es angestellte ,,Militärmänner”. Die haben die Funktion als Aufseher und schauen deshalb, dass alles mit rechten Dingen zu und her geht. Sie nehmen die Regeln SEHR ernst. Man kann den Schulcampus wirklich erst dann verlassen, wenn die Schulglocke geklingelt hat, keine Sekunde früher! Auch während den Mittagsschlafzeiten stehen sie an den Schulhäusertoren und halten Wache, dass niemand die Gebäude verlässt. Trotzdem wird viel herumgelaufen ;-). Es ist hier immer noch sehr warm. Man kann das Wetter mit unserem Sommer vergleichen. Jedoch die Taiwanesen frieren schon bei diesem Wetter. Alle laufen mit Pullovern oder mit Trainerjacken herum und fragen mich stets, ob ich nicht friere. Nein!!! Für mich sind diese Temperaturen Sommer!?! Vor kurzem wurde im Schulauditorium ein Comedy-Theater aufgeführt (nicht von Schülern). Cool war, dass ich ziemlich viel verstanden habe, da sie Alltagssprache benutzten! Schüler beim Mittagsschlaf:

Am Dienstag Abend hat mir mein Hostvater sein Bureau in der Stadt gezeigt. Ist halt eben ein Bureau, nichts besonderes. Speziell jedoch war, dass alle Angestellten English können. Wahrscheinlich, weil dies eine amerikanische Versicherung ist, welche westliche Kunden anziehen will. Noch am selben Abend hatten wir dann schonwieder eine Rotary Club Geburtstagsfeier, 28 Jahre. Die Clubs der Selben Stadt müssen übrigens keine Geschenke bringen, Geschenk ist lediglich die gegenseitige Einladung an die eigene Geburtstagsfeier. Auswärtige Clubs überreichen sich jedoch selbstverständlich Geschenke. An dieser Feier war ein Club aus Japan und einer aus Korea eingeladen. Unter den Gästen war übrigens auch ein Austauschschüler aus Brasilien, wir tauschten natürlich Erfahrungen und Visitenkarten aus ;-).

Am normalen wöchentlichen Rotarymeeting hatte diesmal eine muntere, ältere Frau einen Vortrag über „wie man glücklich und fröhlich leben“ kann.

Diese Woche habe ich übrigens meine US Dollars umgetauscht. Ich und mein Chinesischlehrer reden oft über Währungen, Goldkurse, Wechselkurse, Aktien, usw. Mr. Lu ist in dieser Branche ja Experte…. Wir stellten fest, dass der US Dollar ständig sinkt, und dass die momentanen Ereignisse auf der Welt (Naher Osten versus USA) nicht unbedingt auf bessere Dollarkurse hinweisen. (Irgendeinmal in der nächsten Zeit muss ich das Geld ohnehin wechseln.) Der CHF steigt gegenüber dem NT$ Kurs übrigens andauernd, dies haben wir auch festgestellt. Auf der National Bank of Taiwan erhielt ich dann für 500 US$ 16'015 NT$. Mr. Lu als passionierter Münzsammler konnte es nicht lassen, auf der Bank musste er eine spezielle Silbermünze kaufen. SEHR komisch war, dass sie ihm als „Kaufwerbegeschenk“ eine Tube „neue“ Zahnpasta überreichten!?!?!

An einem Abend hat mich mein Hostvater an eine Sitzung der Appartements-Community mitgenommen (er ist ja Chef). Diverse Leute diskutierten über die Neuanstellung eines neuen Torwärters, denn der jetzige ist nicht zuverlässig. Noch am selben Abend führte mich meine Familie in die „Welt des Home Cinemas“ ein. Im 5. Stock haben sie ja eine Grossleinwand mit Beamer und super Soundanlage. Ich muss sagen, man fühlt sich wirklich wie in einem Privatkino, einfach phantastisch! Am Samstag sind wir dann zusammen in eine Sportanlage „Baseball“ spielen gegangen. Es hat dort so automatische „Baseballwurfanlagen“, welche einem den Ball zuwerfen (bis zu 140km/h!). Dies macht total Spass! Mein Hostvater hat es übrigens voll im Griff, er geht öfters dahin mit seinen Freunden.


Zudem hat es noch so Anlagen wo man den Ball selbst werfen kann und Zahlen treffen muss. Nebenbei befinden sich dort die üblichen in Taiwan populären „Vergnügungsautomaten“ wie Darts, Basketball, Boxsäcke, Videogames und auch dieses „Luftplattentisch-Puck Spiel“, von welchem ja Olivia in ihrem Blog erzählt hat. Am Abend sind wir in einen Früchteladen viele verschiedene Früchte kaufen gegangen.


Am Sonntag war nämlich im Chinesischen Mondkalender der 15. Tag, dazu Vollmond. Meine Familie hat mich dann am Morgen zu einem kleinen Tempel ganz in der Nähe unserer Appartements mitgenommen. Dort zeigten sie mir, wie man im Buddhismus „betet“ usw. Wir zündeten jeweils 3 Räucherstäbchen an und machten an verschiedenen Orten beim Tempel jeweils drei Mal mit den Händen eine spezielle Bewegung, anschliessend steckten wir die Stäbchen in einen „Gral“. Die Früchte stellten wir auf den Altar und opferten deren „gute Seele“ (schlussendlich nahmen wir sie aber wieder nach Hause zum eigenen Verzehr). Zudem warfen wir zwei Halbmondartige Holzklötzchen auf den Boden und schauten, wie sie gefallen sind. Je nach dem „antworten“ die Götter dann mit „Ja“ oder „Nein“. Die Chance für "Ja" ist 3/4, die für "Nein" 1/4. Als ich sie warf, haben die Götter „Ja“ gesagt ;-)! Zum Schluss verbrennten wir Papiergeld zur Ehrung und Anerkennung der Verstorbenen. Beim Beten geht es hauptsächlich um folgende Sachen: Gutes Wetter für ertragreiche Ernten, "peace" Frieden, Wohlergehen, Glück, und eben Gedenken an die Verstorbenen, sowie Segen über die Familie, usw... Die ganze Sache dauerte etwa 15 Minuten, es war wirklich ganz härzig. Meine Familie nimmt es aber nicht so Ernst, sie mussten beim Klötzchenwerfen oft lachen… Solche Zeremonien werden immer am 1. und 15. Tag des Monats (Beginn und Mitte) durchgeführt, wenn man nach der "Tradition" gehen will. Ist man ein Businessmann, ist es oft "Sitte", am 2. und 16. Tag zu beten. Meine Familie sagte mir aber, dass man eigentlich das Datum selbst wählen kann, es komme nicht so darauf an.


Am Mittag assen wir am Meer beim Fischmarkt Seafood und anschliessend Kauften meine Hostparents in einer Gärtnerei ein paar Blumen für den eigenen KLEINEN Garten. Auch hier wieder: Die Gärtnerei war völlig auf Kommerz ausgerichtet (mit Restaurant, Foodstände, kleiner Park mit Tieren, Zügli, Teich usw…). Die Blumen hier sind sehr günstig. Für ein paar Fränkli erhält man schon schöne exotische Blumen, Stauden und Bäume! Mein kleiner Bruder Jimmy will überall Spielsachen kaufen. Er ist sehr verwöhnt, und wenn er dann mal etwas nicht kriegt, muss er gleich weinen und spielt den sturen Bock! Auch nachmachen muss er immer alles, oder dann tut er genau das, was man ihm vorher gerade verboten hat…

Am Abend fuhren wir zur Urgrosmutter nach Hause um ihren 83. Geburtstag zu Feiern (sie sieht aber eher wie 75 aus!). Der Urgrossvater ist übrigens sogar 93 Jahre alt! Viele Familienmitglieder sind gekommen, alle Frauen haben zusammen ein super Essen gekocht. Mann, die wissen wie man kocht, die haben’s wirklich im Griff!

Nächste Woche waren in meiner Schule erneut die Midterm Exams angesagt. Ich schrieb wieder nur den Englischtest, diesmal aber im Second Grade, wo die älteren Schüler sind. (Hörverstehen, Leseverstehen, Wörtchen und Grammatik, allerdings alles nur mit dem Multiple-Choice System (nur Kreuzchen machen ;-)) Zudem war wieder der gesamte Stoff beinahe eins zu eins wie im Lernbuch…

Das Wetter hier ist immer noch ungewöhnlich warm. Eigentlich sollte es unter 18°C sein, denn auch hier ist momentan Winterzeit. Bis jetzt haben wir aber fast jeden Tag über 25°C! Mir ist’s ja recht so…

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Benj

Schon wieder ein sehr interessanter Bericht von Dir. Woher nimmst Du Dir auch immer die Zeit, so viel neues in deinen Blog zu schreiben?
Liebi Grüess
Di Pap

Unknown hat gesagt…

Hallo Benj
Ich bin einfach sprachlos....deine Erlebnisse beeindrucken mich immer wieder aufs neue...deine neue Familie scheint ganz toll zu sein. Sicher fühlst du dich mit ihnen sehr wohl, obwohl dein "kleiner Bruder" sehr verwöhnt ist und er dir sicher manchmal auf den "Keks " geht.....so sind halt eben kleine Brüder.....nimm es leicht und reg dich nicht auf.Ich habe mir deine neue Adresse aufgeschrieben und werde dir unser Weihnachtspäckli dort hinschicken.
Machs weiterhin gut.
Mam