Dienstag, 13. November 2007

Hostfamilywechsel, Rotary Geburtstag und Konzert

In den letzten paar Tagen haben wir wieder sehr heisses Wetter gehabt. Mann, ich kanns kaum glauben! Es ist Mitte November und ich habe bis jetzt noch nie lange Hosen getragen.

Wenn ihr in Taiwan Möbel usw. kaufen wollt, könnt ihr hier übrigens auch in die IKEA gehen! So strange ;-)
Den Legislator, welchen ich letzte Woche auf dem Night Market getroffen habe, sehe ich nun sehr oft im Fernsehen! Er mach dort irgendwie Werbung für die nächsten Senatorenwahlen oder so, cool! Wenn ich schon beim Fernsehen bin: I
m Taiwanesischen Fernsehen kommt immer auf fast allen Programmen zur selben Zeit Werbung, und dies etwa 8 Mal (!!!) die Stunde. Mann, ist das doof! Mit dieser Methode verhindern sie, dass man während der Werbezeit den Kanal und das Programm wechselt. Die Sendungen starten und enden stets auf die volle Stunde, dies ist noch praktisch. Meist kommen ziemlich unterhaltsame Sendungen. Mir ist aufgefallen, dass ich hier IMMER einen Kanal finde, auf welchem etwas Interessantes läuft, nicht so wie in der Schweiz. Hut ab!
In der Schule halte ich andauernd meine "Schweizer Präsentation", es fragen mich immer mehr Klassen, ob ich nicht auch bei ihnen den Vortrag halten könne. Klar doch! Wenn ich dann die DVD auf Chinesisch abspiele fällt mir fortwährend auf, dass ich jedes Mal mehr verstehe, wirklich cool.

Hier noch zwei Wörter, welche die selbe Aussprache haben: gōng = 功課 = Homework (Hausaufgaben), zweite Bedeutung von gōng = 公克 = Gramm (Gewichtseinheit). Identische Aussprache, unterschiedliche Schriftzeichen und Bedeutungen!
Wird mal Zeit, etwas über Tofu zu erzählen, denn so wie wir Schweizer Käse herstellen können, können die Chinesen Tofu fabrizieren: Tofu gibt es hier SEHR viel. Es ist beinahe ein Grundnahrungsmittel. Tofu wird aus Hülsenfrüchten (Bohnen, Sojabohnen...) hergestellt und ist daher auch für Vegetarier geeignet (guter Fleischers
atz, da proteinhaltig). Mein Lehrer sagte mir, dass es hier etwa 20 verschiedene "Zubereitungsmethoden" für Tofu gibt. Dementsprechend vielfältig sind dann auch die Endprodukte: Tofu hart, weich, brüchig, stabil, bröckelig, gummig, puddingmässig, schwer, leicht und luftig, frittiert, in Suppen, in Eiscrème (süss, schmeckt hervorragend, wie Pudding), gegrillt, roh, gekocht, gefüllt, würzig, fad, kalt, warm, süss, sauer, salzig, scharf, klebrig, trocken, wässrig, in verschiedenen Farben, gross, klein, eckig, rund, usw....!!! Da wird es einem ja nicht langweilig. Ich weiss, dass viele in der Schweiz Tofu nicht gerade so besonders mögen, hier aber würde jeder irgendeine Art finden, die gut schmeckt!
Mein Chinesischlehrer hat mir vor kurzem essbare Blumen mit in die Schule gebracht. Wow, die waren super süss, kann ich nur weiterempfehlen!
In Taiwan ist Fussball überhaupt nicht populär (im Vergleich zu Europa!). Ein Grund dafür ist auch, dass sie hier zuwenig "grosse und ebene" Fl
ächen und Plätze haben. Basketball eignet sich da viel besser. Trotzdem gibt es auch hier Leute, die Fussball mögen oder sogar davon begeistert sind. In unserer Schule hat es ein paar davon. Die wollten dann, dass ich ihnen im Sportunterricht „Fussball beibringe“! Na ja, ich bin ja auch nicht gerade ein Fussballheld, die Grundregeln jedoch kenne ich schon. Die meisten Schüler haben noch NIE in ihrem Leben Fussball gespielt, kaum vorstellbar!

Seit ich hier in Taiwan bin, ist mir aufgefallen, dass ich fast kein Schlaf benötige. Ich weiss nicht wieso, vielleicht liegt es am anderen Klima und Wetter. Ich lege mich meistens bis immer erst nach 23:00 schlafen, und erwache dann am Morgen oft schon bevor 06:00 und bin völlig wach. Na ja, ich hab nichts dagegen, ich kann die Zeit gut nutzen, um meine Berichte im Blog zu schreiben, die E-Mails zu beantworten und die Photos zu ordnen. Ich habe übrigens schon 12 CD’s mit Photos und kleinen Filmchen gebrannt (ca. 8 GB)!
Am letzten Abend in meiner ersten Hostfamily sind wir in ein "All you can eat" Restaurant gegangen. Für 228 NT$ (=+/- 9 CHF) pro Person habe
n wir uns dann so richtig die Bäuche vollgehauen ;-) Kaffee, Getränke, Icecream, Kuchen... natürlich inbegriffen!

Am Donnerstag bin ich dann in meine zweite Hostfamily „eingezogen“, sie heisst Liao. An diesem Tag war ebenfalls gerade der Geburtstag von den beiden neuen Gasteltern, es gab eine „Spongebobgeburtstagstorte“ ;-). Voraussichtlich werde ich bei ihnen ein Monat verbringen. Auch eine supertolle, nette und härzige Familie!


Der englische Nickname meines neuen Hostvaters ist Finance. Die Hostmutter heisst Gimmy und mein kleiner Hostbruder Jimmy. Ich kann sie beim englischen Namen nennen oder einfach Uncle und Aunt. Die beiden Eltern arbeiten bei einer Amerikanischen Versicherung (höchstes Gebäude in Chung-Li), haben aber auch ein Bureau im Haus. Der kleine Junge Jimmy ist 6 Jahre alt, geht in eine Amerikanische Grundschule, und kann daher er auch Englisch sprechen. Auch mein Hostvater kann mehr oder weniger gut Englisch, für mich ist dies sehr komisch, denn in der letzten Familie war dies ja anders! Ein Vorteil hat dies: Sie können mir in Englisch chinesische Wörter erklären, übersetzen, usw. Beide können davon profitieren, ich im Chinesisch und sie im English. Zudem Sagen sie mir immer wie die Silben zusammengesetzt sind (mit dem taiwanesischen Aussprachealphabet), und welche der 5 versch. Betonungen die Silbe hat, dies ist sehr nützlich! Ausserdem geben sie sich auch Mühe, „Standard“ Mandarin Chinesisch zu sprechen. Mein Hostvater war einmal Lehrer, deshalb kann er mir Alles so gut erklären. Er ist übrigens sehr engagiert: Im Rotary Club ist er Sekretär, bei dem Appartementkomplex, in welchem sie wohnen ist er „Chef“, zudem arbeitet er bei dieser Amerikanischen Versicherung. Diese Familie wohnt etwa 7km von meiner Schule entfernt in einem Appartement in ruhiger Lage, in der nähe des Industrieparks von Chung-Li. Sie wollen mich nun jeden Tag mit dem Auto in die Schule schoffieren, da der Weg zu weit sei! Das Appartement ist der absolute Hammer! Super modern und luxuriös mit viel Marmor, Glas und Edelholz! Darin riecht es wie in einem Hotel, es erst ein Jahr alt. Die Wohnfläche ist übrigens auf 5 Stockwerke verteilt, die Etagen sind dafür dementsprechend „klein“. Ich habe ein eigenes Zimmer mit TV, Stereo Anlage, zwei Pulten, Queensize-Bed und kleinem Balkon, woow! Auf meinem Stockwerk habe ich ein Bad für mich mit einer „Wellnessdüsen-Dusche“! Der Mülleimer im Bad ist auch voll cool: Man muss nur die Hand drüberhalten, der Deckel öffnet sich dann automatisch! Aussergewöhnlich ist die 5. Etage: Dort ist nämlich ein kleines „Home-Cinema“! Eine riesige Leinwand mit super Lautsprecher und grossem Beamer. Zudem hat es eine Discokugel samt Partybeleuchtung ;-). Mein Hostvater sagte mir, dass dies das Karaoke-Party-Video-DVD-Film-Stockwerk sei. Cool, bin ja mal gespannt! Das Treppenhaus aber ist für mich eine Nummer zu klein: Ich muss mich bücken, damit mein Kopf heil bleibt ;-). Der kleine Junge Jimmy ist ein völliger Autofreak. Er kennt beinahe alle Automarken! (Übrigens: Mercedes können sie nicht aussprechen, sie sagen einfach Benz ;-) Jimmy hat SEHR viele Spielsachen, vor allem Autos und Plüschtiere, die Hälfte ist jedoch schon kaputt... (Verwöhntes Einzelkind, dazu noch ein Junge… Alle Chinesen wünschen sich einen Jungen, denn der bleibt in der Familie und trägt den Familiennamen weiter.) Er hat sich schon seit Langem auf mich gefreut und konnte meine Ankunft kaum erwarten. Am liebsten würde er ständig mit mir spielen, ja sogar in die selbe Schule möchte er ;-)! Jimmy ist wirklich härzig (wie alle kleinen Kinder hier), er nennt mich übrigens 哥哥, was auf Chinesisch soviel wie „älterer Bruder“ bedeutet. Im Wohnraum ist schon wieder ein überdimensionaler Flachbildschirmfernseher, welcher zugleich ein Computer ist. Darauf spielt die ganze Familie PC und Videogames ;-). Diese Familie ist sehr gross, oder besser gesagt, es wird jung geheiratet und Kinder gehabt: Die eine Urgrossmutter wurde mir bereits vorgestellt, und sogar sie ist nicht ungewöhnlich alt (vielleicht 70)…


Die Appartements sind wie gesagt in ziemlich ruhiger Lage, man kann sogar die Vögel zwitschern hören! Zu den Appartements gehört ein schöner Spielplatz mit einem kleinen Park samt Springbrunnen und Palmenallee!

Am Freitag Abend sind wir zusammen mit unserem Rotary Club an eine Geburtstagsparty (25 Jahre) von einem anderen Rotary Club gegangen. Woow, das war ein Erlebnis: Über 300 Rotarier waren in einem superluxuriösen Golf-Resort zu einem Megameeting und Schlemmerdinner eingeladen. Sogar der Districtgovernor (Höchste Person des D 3500!!!) war anwesend. Der Höhepunkt war, dass er meinen Namen noch wusste, ohne dass ich ihm etwas gesagt habe. Wir haben uns vorher erst einmal getroffen.

Am Samstag übergab ich meiner neuen Hostfamily die Gastgeschenke aus der Schweiz. Wow, denen sind beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, als ich ihnen all die Geschenke gegeben habe. Vor allem die Münzsammlung, der Bergkristall und das Victorinox Taschenmesser kommen immer sehr gut an und werden sehr geschätzt. Sie bedankten sich überaus und hatten sehr grosse Freude. Jimmy nimmt seine Geschenke jetzt überall mit und zeigt sie voller Stolz ;-). Ich denke, der Grund, dass diese Familie viel mehr Emotionen gezeigt hat ist, weil sie Englisch können und sich dabei nicht genieren. Mich dünkt es, dass bereits jetzt schon das 100-Fache an Dankeschön, Gutachten und Gegenleistung zurückgekommen ist.

In Taiwan gebe ich mir immer sehr viel Mühe, mich zu Bedanken. Oft schreibe ich eine Schweizer Postkarte mit ein paar chinesischen Worten als Dankeschön. Dies kommt immer sehr gut an! Dies ist dann auch der Grund, weshalb mich immer wieder Leute ansprechen und Freude haben, auch wenn sie mich über längere Zeit nicht mehr gesehen habe und ich schon längs vergessen habe, wer sie sind (Alle schwarze Haare, asiatische Gesichter…, schwierig sich zu merken. Ihnen geht es übrigens mit den westlichen Gesichtern genauso, haben sie mir erzählt.).

Am Abend hat mich die Familie mit an ein Konzert in Hsinchu genommen, welches vom Rotary District 3500 arrangiert wurde. In einer super modernen Konzerthalle spielte dann ein erstklassig professionelles Orchester europäische, chinesische und taiwanesische klassische Musik. Zum Teil mit Opernsängerinnen. Ich muss sagen, die habens wirklich im Griff!!! Über 600 Rotarier waren anwesend, darunter auch einige Exchange Students. Wir hatten sogar Sitzplätze auf dem oberen der zwei Balkone!

Am nächsten Tag sind wir zu Familienmitgliedern essen gegangen. Ich konnte zuschauen, wie sie gekocht haben. Wow, die habens wirklich im Griff! Zum einen beherrschen sie die Küchengeräte und Utensilien wie ein Spitzenkoch, zum anderen haben sie auch das Timing völlig im Griff. Zudem sind viele Zutaten aus dem eigenen Garten, welchen sie mit dem eigenen Kompost düngen. Nach dem Essen sind wir zur einen Grossmutter nach Hause, die wohnt völlig abseits von der Zivilisation. Dort zeigten sie mir ihre Früchte, welche sie anpflanzen: Papayas, Mandarinen, spezielle Brombeeren, Pampelmusen, Passionsfrüchte, Khaki, und noch andere exotische Früchte, wessen Name ich nicht kenne. Wirklich ein Paradies dort! In diesem abgelegenen Ort zeigten sie zeigten mir dann noch einen alten Kleiderwaschplatz an einem Fluss und eine kleine Primarschule. Ich kam mir vor wie im Vietnamkrieg: Mitten im Uhrwald eine kleine Schulstation, welche wie eine Militärbasis aussieht. Mann, es gibt noch Orte auf dieser Welt, an welchen sich Fuchs und Hase gute Nacht wünschen… Im Familienhaus hat mir dann mein Hostfather erklärt, wie einige seiner Familienangehörigen beten und die verstorbenen Angehörigen „respektieren“, so mit Räucherstäbchen und so. Sie haben dort extra einen Raum, welcher wie ein kleiner buddhistischer Tempel ist. Wirklich interessant! Später sind wir wieder zu anderen Familienmitgliedern ihr neues Haus besichtigen gegangen. Auch eine Top moderne Bude, es muss sich hier wohl auch um eine reiche Familie handeln…

Am Montag sind ein paar Studenten aus den USA in unsere Schule gekommen, um irgend so religiöse Vorträge zu halten. Habe schon lange keine „Ausländer“ mehr gesehen ;-)! Am Abend hat mich dann mein Hostvater schonwieder an eine Geburtstagsfeier von einem Rotary Club mitgenommen (16 Jahre), cool! Diesmal waren etwa 200 Leute anwesend, unter anderem auch Schüler, wessen Familie finanzielle Unterstützung vom Rotary Club erhalten. An diesem Abend bot der Club ein interessantes Unterhaltungsprogramm. Sehr kleine Kinder (4-6 Jahre alt) spielten Instrumente (und zwar ausgezeichnet!), Frauen tanzten, ja sogar ein alter Mann spielte mit seinem Mund auf einem Baumblatt mehrere Lieder! Da mein Hostvater ja Sekretär unseres Rotary Clubs ist, muss er an alle Anlässe gehen. Er sagte mir, ich könne immer mitgehen, wenn ich wolle. Aber natürlich! In Chung-Li hat es 14 Rotary Clubs, das heisst, dass wir mit Geburtstagen und anderen Anlässen ganz schön ins schwitzen kommen ;-).

Am Dienstag war in der Schule wieder Kochen angesagt. Auf dem Speiseplan war so etwas Ähnliches wie Reisgratin und Seafoodsuppe, keine „typischen“ Chinesischen Gerichte. Komisch ist, dass es im Kochunterricht vor allem ums Kochen geht, und nicht wie man den Tisch deckt oder wie man sich am Tisch benehmen muss. Dienstag Morgen ist ja stets die Schulversammlung in der Turnhalle. Es werden dort ständig Schüler mit guten Leistungen ausgezeichnet, um die Anderen anzuspornen.

Woow, ich erlebe hier in Taiwan sooooooo viel, ALLES ist völlig anders und absolut interessant, ich kann’s einfach kaum glauben. Ich habe mir schon gedacht, dass dies ein super Jahr werden würde, aber dass es gerade soooooo gut sein wird, hätte ich nicht einmal im Traum vermutet.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo Benj
Wie ich gerade gelesen habe, geht es Dir in der neuen Gastfamilie auch sehr gut, das freut mich natürlich sehr für Dich.
Interessant zu sehen ist auch, wie sich Deine Erlebnisse andauernd noch steigern, und Du auch wirklich die Menschen mit deren Kultur erleben kannst.
Ich Denke das dieses Austauschjahr ein sehr prägendes Erlebnis für Deine Zukunft sein wird, im positiven Sinn gemeint.
Also bis zum nächsten Mal.
Liebe Grüsse von Pap.