Dienstag, 16. Oktober 2007

Allerlei, Besuch aus Japan, Oktoberfest, 2. Hochzeit

Allerlei:
Was mir hier in Taiwan immer wieder auffällt ist, dass alle Leute wahnsinnig viel Essen wegschmeissen. Ja die geuden geradezu. Die Essensportionen in den Restaurants oder in den Lunchboxen sind immer viel zu gross, sodass man beinahe fast gezwungen ist, die Resten fortzuschmeissen. In der Schule gibt es jeden Tag von jeder Klasse einen grossen Sack voller Essensresten, welche anschliessend ordentlich kompostiert werden. Ein weiterer Unterschied zur Schweiz ist auch, dass die Taiwanesen ihr Essen immer miteinander Teilen, manchmal
sogar in der Schule (auch die Knaben!!!). Jeder isst von jedem ein bisschen... Komisch ist ebenfalls, dass hier in Taiwan die Sandwichs immer heiss gegessen werden. Kalt mögen sie sie nicht!?! Ach ja, wenn ich gerade vom Essen spreche: Die Taiwanesen essen SEHR l a n g s a m!!! Wenn man ihnen zuschaut, schläft man beinahe ein! Ich bin ja nicht gerade ein Hihgspeedesser, aber hier komme ich mir so vor. Meine Hostmother sagt mir immer, ich soll langsamer essen. Langsamer kann ich aber kaum, ich will ja nicht einschlafen ;-).
Ich weiss nun, wieso alle Schüler in meiner High School soviel lernen: In Taiwan läuft es folgendermassen: Bessere Noten in der High School = Möglichkeit eine umso bessere Universität zu besuchen! Alle wollen natürlich in die beste Universität, deshalb geben sie sich mühe, gute Noten zu erreichen.

Ich habe ja mal von den Kassenzettel erzählt, welche alle ein Zahlencode darauf enthalten. Man kann diese ja behalten und Geld gewinnen, wie beim Lotto. Ich schmeisse die Kassenzettel natürlich immer in den Müll, ich brauche da ja nicht mitzumachen. Meine Kollegen (aus Taiwan) sagen dann immer: "Oh nein!!! Vielleicht hast du jetzt gerade 2 Mio. NT$ weggeschmissen!" Die sammeln diese Zettel wie es um Leben oder Tod ginge. Nicht schlecht habe ich gestaunt, als ich auf dem Nightmarket gesehen habe, dass diverse Leute diese Kassenzettel verkaufen!!! Auch vor den Eingängen der Läden sieht man oft Leute mit einer Box herumstehen, sie sammeln die Zettel. Ich verschenke von nun an meine Kassenzettel immer, Abnehmer sind leicht zu finden ;-).
Sehr oft sieht man in Taiwans Strassen Werbeautos. Dies sind so kleine Lastwagen, welche Werbeplakate hinten dran haben. Die fahren überall herum und Sprechen mit dem Megaphon ihre Werbeslogans und geben Aktionen, Rabatte und Sonderangebote bekannt.

In der Schule habe ich nun die selbe Präsentation vorgetragen wie im Rotary Club: Die Schweiz und meine Familie. Die Klasse, in welcher ich die Präsentation hatte, war völlig begeistert, auch die Lehrerin! Es haben mich nun auch noch andere Klassen gefragt, ob ich bei ihnen nicht auch diesen Vortrag halten kann ;-)...

Am Dienstag Abend sind ich und meine Hostmutter (sie hat jetzt übrigens auch einen englischen Namen: Rose ;-) ins Hallenbad gegangen. Dort trafen wir noch etwa 10 andere Rotarymitglieder. Mann, dies war aber ein cooles Hallenbad (oder soll ich es Wasser-Wellness-Wunderland nennen?)! 2 Saunen (mit TV), ein Dampfbad, welches nach so speziellem Salz riecht, mehrere heisse, nach Blüten duftende Sprudelbäder, kalte Bäder zum abkühlen, ein riesiger Bereich wo es Düsen, Blubberblasen, und andere Massagewasserdinger hat, 2 grosse 25m Sportbecken, ein riesiges Kinderparadies mit Rutschbahnen, Kletteranlagen, Stromschnellen usw., ein zweites Kinderbecken, ein Fitnesscenter und vieles mehr!!! Zudem sind die Duschen genug hoch, sodass ich mich nicht bücken muss!!! Alles Top modern und sauber! An diesem Abend hat übrigens eine etwa 60 jährige Nichtschwimmer- Rotarierin schwimmen gelernt, bravo! Von nun an (Herbst???) gehen wir jeden Dienstag Abend dorthin. Ich will jedenfalls wieder mitgehen!

Am Mittwoch sind etwa 200 Schüler aus einer Partnerschule aus Japan unsere Schule besuchen gekommen. Am Tag vorher haben wir unsere Schule feinsäuberlich und blitzblank
herausgeputzt. Zudem wurde die Schule mit Blumen geschmückt, damit wir ja einen guten Eindruck hinterlassen. Als die Japaner mit den Bussen ankamen, wurden sie mit unserem Blasmusikorchester begrüsst, Alle waren ganz aus dem Häuschen! 2700 Taiwanesen, 200 Japaner und 1 Schweizer! Das war eine Sache: Ich wurde etwa 150 Mal photographiert! Die Japaner besichtigten unsere Schule. Wir konnten aber nicht richtig miteinander kommunizieren, denn die können weder Chinesisch, noch Englisch, Französisch, Deutsch, geschweige denn Schweizerdeutsch. Höchstens mit Handzeichen oder mit Chinesischen Schriftzeichen (die Japaner können sie ja lesen, ach umgekehrt) könnten wir uns verstehen. Trotzdem hatten wir es sehr lustig! Im grossen Saal führten dann beide Schulen Tänze, Kunststücke, Lieder usw. vor, und es wurden Geschenke ausgetauscht. Die Japaner sehen übrigens völlig anders aus, als die Taiwanesen. Auch die Sprache ist völlig anders, für mich jedenfalls, da ich ja mit dem Chinesisch langsam vertraut werde.

(Die Schwarzen sind Japaner, die Blau-Weissen sind wir) Trotzdem ist das Chinesisch sehr schwierig, es liegt wirklich Alles bei der Betonung! Ein Beispiel: Skiing (滑雪) = hua2 xue3und Chemistry (化學) = hua4 xue2 ! (>klicken, um die Silben anzuhören!) Die Silben sind identisch, nur die Betonung der Beiden Wörter ist anders. Dies führt dann oft zu Missverständnissen: Als ich mich einmal vor Kollegen vorgestellt habe, haben alle komisch gekuckt, als ich sagen wollte, dass eines meiner Hobbys Skifahren ist. Ich habe nämlich Chemistry gesagt ;-)! Als ich dann das Skifahren imitiert habe, mussten sie alle lachen: Sie wussten nun, was ich sagen wollte... Anderes Beispiel: Useful (有用) = yǒu yòng und swimming (游泳) = yóu yǒng. Wenn die Leute hier schnell und undeutlich sprechen, dann ist es sehr schwierig herauszufinden, welche Betonung sie gerade benutzten. Eine gewisse musikalische Begabung und ein musikalisches Gehör ist für die Chinesische Sprache also Grundvoraussetzung. Auch ein gutes Mundwerk mit einer agilen Zunge ist sehr wichtig, denn es gibt sehr viele verschiedene C-H-Laute: ch-, zh-, sh-, c-, z-, s-, q-, j-... (Pinyin). Je nach dem sind diese stark, schwach, mit oder ohne Luft usw... Alles muss beachtet werden, sonst sagt man das falsche Wort.

Diese Woche hat ein Mann beim Rotarymeeting einen Vortrag über so Security- und Safetysachen gehalten. Bei unseren Meetings wird zu Beginn immer die Rotaryhymne gesungen (English). Anschliessend sagen Alle die Vier Leitsätze der Rotaryer (auf Chinesisch, vielleicht kann ich die am Ende des Jahres auch auswendig...), folgend werden die Gäste mit einem weiteren Lied ganz herzlich begrüsst. Wirklich nett!

Diesen Freitag bin ich mit meinem Chinesischlehrer nach Taipei in ein deutsches Restaurant (Wendel's German Bakery + Bistro) Essen gegangen. Der Freitagabend-Verkehr in Taipei ist ja zum kotzen! Wir hatten etwa 1,5 Stunden von Chung-Li bis ins
Stadtzentrum (+/- 50km). Mein Lehrer ist Deutschland-Fan (Europa allgemein). Er hört deutsche Lieder im Auto, war schon in Europa und kann auch gebrochen Deutsch sprechen. In diesem Bistro wurde das Oktoberfest gefeiert, und dies wollte mir mein Lehrer zeigen. Wow, dort ging die Post ab! Ich dachte wirklich, dass ich mich in Deutschland befinde: Jeder zehnte Gast war ein Deutscher, das Servierpersonal war ebenfalls aus Deutschland. Alles war typisch deutsch dekoriert. Serviert wurden natürlich nur deutsche Spezialitäten, zudem konnte man deutsches Bier haben. Deutsche Musik wurde gespielt und alle feierten wie die Deutschen! Bier ist geflossen und wurde in XXL-Humpen konsumiert... Der Höhepunkt war dann, als ich seit langem wieder einmal ein VERMICELLES gegessen habe! In der Bäckerei habe ich dann zum ersten Mal in Taiwan gutes Brot gesehen. Zudem konnte man Allerlei deutsche Spezialitäten kaufen. Das war ein Erlebnis!

An diesem Abend bin ich dann zum ersten Mal ganz alleine mit dem Zug von Taipei nach Chung-Li. Alles klappte problemlos! Die Tickets konnte ich
alleine auf Chinesisch lösen, den richtigen Zug habe ich gefunden (im gigantischen Taipei Bahnhof!) und ausgestiegen bin ich auch an der richtigen Haltestelle ;-)
Am Samstag habe ich mit Kollegen aus meiner Schule abgemacht. Wir spielten miteinander Pool Billard und gingen "lädele". Am Abend genossen wir zusammen Nightmarket Kost.
Am Sonntag Morgen habe ich eine Biketour mit drei Kollegen gemacht. Diesmal sind wir zum Wasserreservoir gefahren. Um 05:00 Uhr trafen wir uns am Bahnhof, es war noch tiefste Nacht. Also fuhr ich um 04:30 Uhr los. Das war ein Erlebnis! Im Morgenmarkt war schon Rush-Hour! Alle Stände waren bereits aufgestellt, die Verkäufer zerlegten
das Fleisch, den Fisch, oder stellten das Gemüse bereit. Ansonsten waren die Strassen "fast" leer. Man konnte viele Putzequipen sehen, welche den Müll und Dreck vom Vortag entfernten. Sonnenaufgang war ca. um 06:20 Uhr. An diesem Tag legten wir wieder so um die 50 km zurück! Wir hatten unseren Spass, es war wirklich toll. Wenn man hier Biken geht, hat man IMMER Wind. Und so wie es Murphy will, ist dies meistens Gegenwind ;-). Überhaupt, in Taiwan windet es eigentlich immer, zudem bläst der Wind viel stärker als in der Schweiz.

Am Mittag konnte ich bereits ans 2. Hochzeitsessen hier in Taiwan gehen. Diesmal waren "nur" etwa 330 Gäste eingeladen. Die Braut wechselte aber trotzdem mindestens drei Mal die Garderobe und Frisur. Wieder wurde sehr gutes Essen serviert, es war sehr ähnlich wie bei der ersten Hochzeit. Komisch ist, dass am Ende die Leute die Essensresten mit nach Hause nehmen dürfen!

3 Kommentare:

Michèle hat gesagt…

Hallo Benj, soeben habe ich deinen letzten Kommentar im Blog gelesen.Das Oktoberfest in Taiwan muss dir schon etwas komisch vorgekommen sein...wenigstens kamst du wieder einmal dazu, dein Lieblingsdessert zu essen...bei uns ist jetzt Vermicelle Hochsaison....na ja, nächsten Herbst wirst du wieder dazu kommen, soviel davon zu essen, bis dir die Ohren wackeln.Ich habe mir ebenfalls die richtige Aussprache deiner angegebenen Zeichen angeklickt und angehört, tönt in unseren Ohren wirklich sehr speziell, doch den Unterschied der verschiedenen Betonungen hört man gut heraus.Nur mauss man sich dann noch merken können, wann man wo und wie betont.Das muss wirklich schwierig sein.
Jetzz hast du schon an zwei Hochzeiten "getanzt".Waren die Eheleute Bekannte deiner Familie? Ja, du hast recht, die Japaner sehen wirklich anders aus als die Taiwanesen...verhalten sie sich auch anders?
E liebe Gruess
Mam

Unknown hat gesagt…

Hey Benj, i bi imfau o am oktoberfescht gsi, aber am richtige :-) , das isch es erläbnis gsi! s gröschte Volksfescht vor wäut!! ah jo die XXL Gläser nennt me de "Mass" u isch genau e Liter. Wägem dessärt, so vöu vermicelles wi i däm herbscht hani bis itz nonie gässe, fasch jede tag eis oder zwöi :D

gruess

Unknown hat gesagt…

Hallo Benj
Es ist für mich schon noch beruhigend zu wissen, dass Mr. Murphy auch in Taiwan zu Hause ist, habe schon gedacht er kenne nur mich. :-)
Wie ich lese wird es Dir vor lauter cooler Erlebnissen nicht langweilig, das freut mich ausserordentlich für Dich. Also bis zum nächsten Mal.
HdmfG di Pap