Montag, 16. Juni 2008

Dragon Boat Festival, Faltfahrrad

In den letzten Paar Tagen haben die feuchttropischen Temperaturen Taiwans nochmals einen Sprung in die Höhe gemacht. Am Schatten ist es nun über 35°C, einfach unglaublich heiss! In der Schweiz hätten wir schon lange Hitzefrei… Was wir in der letzten Zeit auch sehr oft haben sind sehr starke Sommerhitzeregengüsse. Meistens dauert der Regen nicht sehr lange, jedoch „leert“ es vom Himmel herunter wie aus sieben Eimern. Dazu dann noch diese Hitze, man läuft fast aus! Am Rotarymeeting dieser Woche wurden wieder einmal interne und organisatorische Angelegenheiten geregelt. Da es auch das erste Meeting in diesem Monat war, wurden zudem alle Juni Geburtstage und Hochzeiten gefeiert, es gab wie üblich eine grosse Torte, ebenfalls wurde gesungen. Noch speziell war, dass einem Rotarymitglied unseres Clubs einen Golfpreis überreicht wurde: Dieser Mann hat beim Golfspielen ein „Hole in one“ geschafft! Auf Chinesisch sagt man so schön; „Ein sauberes Loch“ ;-).
Freitagabends sind meine Gastgeschwister mit mir zusammen in ein super- luxus Buffet- Restaurant essen gegangen. Einerseits, weil meine Familie Gratiseintritte geschenkt bekommen hat, und andererseits, weil Bob erst vor kurzem Geburtstag hatte. Das Buffet war absolut spitze (viel Seafood und Desserts), beinahe so gut, wie damals im Grand Hotel in Taipei.
Samstags nahm mich meine Familie schon wieder zu einer Hochzeitsfeier mit. Dies war bereits das vierte (oder fünfte?) Mal, dass ich an einem Taiwanesischen Hochzeitsessen teilnehmen durfte ;-). Insgesamt wurden auch wieder so um die 400 Gäste eingeladen, natürlich gab’s auch diesmal super Essen, serviert wurden 12 Gänge. Ich habe ja mal erzählt, dass sich die Braut ständig umzieht und sich mit verschiedenen schönen Hochzeitskleidern präsentiert. Nun habe ich endlich einmal mitgezählt: Die Braut hat sich insgesamt vier Mal umgezogen, und dies innerhalb von etwa 2.5 Stunden, kaum zu glauben!

Am Sonntag war nach dem chinesischen Mondkalender der 5. Tag im 5. Monat, das heisst, es wurde das „Dragon Boat Festival“ gefeiert, namens duān jié = 端 午 節 ( http://de.wikipedia.org/wiki/Drachenbootfest oder http://en.wikipedia.org/wiki/Dragon_Boat_Festival ). An diesem Tage wird stets eine Drachenboot-Regatta veranstaltet. Nach einer Volkssage geht diese auf die versuchte Rettung von Qu Yuan in der Periode der Streitenden Reiche (475-211 v. Chr.) zurück, der sich wegen erlittenen Unrechts im Fluss Miluo ertränkt haben soll. Diese Regatta hat in China, einschließlich Taiwans und Hongkongs, eine lange Tradition und ist auch in Chinas Nachbarländern wie Japan und Vietnam eingeführt worden. Traditionell werden ad diesem Festival so eine Art Reisklösschen aus Klebreis gegessen, welche in Bambusblätter eingewickelt werden und verschiedene Füllungen wie z.B. Datteln, süßem Bohnenbrei, Schinken, Krabben, Erdnüssen und Eigelb haben. Diese erinnern an die Reisklöße, die man in den Fluss geworfen haben soll, damit die Fische NICHT den Leichnam von Qu Yuan fressen. Ich mag sie nicht so sehr, Reis hängt mir langsam zum Halse aus…

Meine Familie „segnete, opferte oder betete“ (weiss nicht, wie man dem auf Deutsch sagen soll) auch wieder Früchte und Essen, zudem verbrannten sie das berühmte Papiergeld. Mein Hostvater sagte mir dann, dass die Taiwanesische Regierung aufgrund Umweltverschmutzung vom verbrennen des Papiergeldes abrät, zudem sind die heutigen Räucherstäbchen kürzer als diejenigen von früher, auch aufgrund vom Umweltschutz. Am Nachmittag nahm mich dann meine Familie zu so einer Drachenboot Regatta in Longtan mit: Auf einem kleinen See, welcher ein schöner Tempel in der Mitte auf einer Insel hat fand die Regatta statt. Tausende von Leuten sind gekommen um die drachen- kanuförmigen Boote zu sehen. Da auch überall Essensstände Spezialitäten verkauften, war der Boden völlig mit Müll und Abfall übersäht, die Mülleimer waren voll gestopft. Es traten jeweils zwei Boote gegeneinander an; Wer sich als erstes die Flagge im Ziel schnappen konnte, hat gewonnen und kommt eine Runde weiter. Dabei gab es viele Kategorien: Erwachsene, Profis, Mittelschüler, Hochschulschüler, usw… War wirklich ein cooles Erlebnis, diese Veranstaltung zu sehen. Übrigens, die Ruderer auf den Booten ruderten schön nach dem Pfeifen- oder Trommeltakt des Trommelmanns:

Am Dienstag war der letzte Schultag für die Schüler der 3. Stufe in meiner Schule, für die meisten von ihnen wartet nun die Universität. Am Abend war dann auch die „Abschlussfeier“, eine lange Zeremonie, wo auch alle Eltern dazu herzlich eingeladen waren. Es wurde allen Schülern Diplome oder sonst welche Zettel verteilt, die Schulrektorin sprach viel Zeugs und zudem wurden auch von den Schülern selbst viele Darbietungen, Musikalische Unterhaltung und Shows geboten. Am Schluss gab’s dann noch ein Feuerwerk. Die armen Schüler können jedoch noch nicht frei durchatmen, denn der Abschlusstest, wo dann endgültig entschieden wird in welche Universität sie können, der folgt erst noch!

Noch in der selben Woche kamen wie schon im letzten Semester zwei Ausländer vom Englisch Schulmagazin „Studio Classroom“ in die beiden Englischklassen, um zu kommunizieren und „fun“ zu haben. War wirklich cool, wieder einmal mit „Ausländern“ zu sprechen ;-)!
Am Freitagabend bin ich mit meiner Familie ins Kino die
zweite Episode von „Die Chroniken von NARNIA“ schauen gegangen. Obwohl ich den ersten Film nicht gesehen habe, fand ich den zweiten Teil super gut (es war auch ein Englischer Film, und nicht ein Amerikanischer).
Da ich schon beim Kino bin: Das Taiwanesische Kinoprogramm ist viel gedrängter und bunter als das Europäische. Hier laufen Amerikanische (Hollywood und co.), Englische, Europäische, aber auch Chinesische, Taiwanesische, Koreanische, Japanische Filme usw... Zudem ist es hier so, dass ein Streifen viel kürzer im Programm enthalten ist, meist nur etwa 2 bis 4 Wochen, dann kommt schon wieder ein neuer Film. Wein ein Film nicht gut läuft, wird dieser so schnell wie möglich von der Palette entfernt, nicht so wie in der Schweiz, wo z. B. ein Film etwa 2 Monate lange zu sehen ist!
Samstags bin ich auf eine Einkaufstour
, denn bevor ich in die Schweiz komme will ich mir hier noch ein paar neue Kleider kaufen, zu Hause habe ich nämlich fast keine Kleider mehr. Am Abend bin ich mit Lars Essen gegangen (mit ihm bin ich ja anfangs Jahr auf zahlreiche Fahrradtouren, auf den Taipei 101 Wolkenkrazer, usw…), ich wollte ihm noch mal für Alles Danke sagen, er hat mir anfangs Austauschjahr viel geholfen, da sein Englisch sehr gut ist und ich zu Beginn ja kein Chinesisch konnte. Ich schenkte ihm als Dankeschön ein Schweizer Victorinox Taschenmesser. Wir wollen auf jeden Fall per Email in Kontakt bleiben, wenn ich wieder nach Hause gehe!
Am Sonntag organisierte unser Rotaryclub e
ine kleine Familienreise. Wieder mit zwei Reisecars ging’s für einen Tag auf eine Tour im Norden Taiwans. Erster Spot war ein Oceanmuseum mit vielen Fischen und Meerestieren. Ausserdem wurde dort noch eine ziemlich attraktive Wasser- Delphin- Seelöwen- Show geboten.

An diesem Ort konnte man zugleich auch ein „Naturspektakel“ bewundern, am Meer waren sehr schöne Sandsteinformationen zu sehen.


Zum Mittagessen gab’s Seafood in einem kleinen Fischerhafen (YEAH!). Später sind wir etwas in die Höhe, um bei einem ehemaligen Goldgräberdorf (Jioufen) eine alte Strasse zu besichtigen. Dort konnte man allerlei Spezialitäten kaufen, ich bin ja schon mal mit ein paar Schulkollegen da gewesen. Oben hatten wir eine superschöne Aussicht:

Zum Schluss assen wir alle zusammen ein grosses Dinner und fuhren anschliessend mit den Reisecars karaokesingend wieder heimwärts. Wirklich ein cooler Tag, vor allem die Landschaft wa
r wieder einmal atemberaubend! Chinesische Kommunikation ist absolut kein Problem mehr, ich finde es total super, dass ich jetzt auch immer mit den Rotarymitgliedern „mitdiskutieren“ kann ;-)!
Übrigens, habt ihr schon mal so riesige Wassermelonen gesehen???
Die gigantischsten hier sind bis zu 30 Kg schwer (das Stück)!
Die Früchte in Taiwan sind einfach der Hammer!!!

Weil ja Taiwan sehr berühmt für seine Qualitätsfahrräder ist (Giant, Trek, Merida,…), und diese im Vergleich zur Schweiz sehr günstig anzuschaffen sind (auch wenn man sie per Post nach Hause schicken muss…), habe ich mir ein Fahrrad gekauft. Und zwar nicht nur irgendein „normales“ Fahrrad, nein, ein sogenanntes „Klapp- oder Faltfahrrad“. Diese sind hier völlig im Trend, da sie sehr praktisch sind: In ein paar Sekunden hat man sie zusammengelegt, und kann sie auch in noch so einem kleinen Autokofferraum oder sonst wo verstauen. Vorwärts kommt man genau so schnell, wie mit einem grossen Fahrrad. Aufgrund deren Popularität sind diese Fahrräder hier alle völlig ausgebucht, die Produzenten mögen gar nicht mehr nach mit fertigen und liefern! Zum Teil muss man für ein bestimmtes Bike mehrere Monate auf einer Warteliste warten. Der eine kleine Bikeshop, welcher ich auch besucht habe, hat an einem Tag über 50 dessen Fahrräder verkauft! Fahrradfahren kommt eben auch in Taiwan langsam auf. Ich fände es super, wenn all die stinkenden Motorroller durch Fahrräder ersetzt würden… Die Marke meines Fahrrades ist Dahon (http://www.dahon.ch/ ), angeblich der weltgrösste Hersteller von Fahrrädern! Mein Modell ist ganz neu, in Europa noch nicht erhältlich. Gekostet hat es mich 19’000 NT$ (= ca. 570 CHF). In der Schweiz ist das Vorgängermodell übrigens 1800 CHF! Dieses Klappfahrrad hat 24 Gänge, Aluminiumrahmen, obendrein ist in der Sattelstange sogar eine Reifenpumpe integriert. Die Falttechnik ist absolut clever, auch die Qualität ist auch hervorragend. Das Gewicht beträgt nur 10,9 Kg, superleicht also. Ich werde es natürlich zusammengefaltet per Schiffpost nach Hause schicken, 20Kg sind nur 30 CHF. Ich freue mich schon aufs herumcruisen in der Schweiz ;-)!


Wer sich weiter für Taiwans Fahrradindustrie interessiert, hier ist ein guter Artikel: http://www.velojournal.ch/CMS/content/view/74/55/

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