Montag, 23. Juni 2008

Abschluss-speech, Hochzeit, 115 Km Biketour

Wenn man über eine längere Periode in einer Stadt lebt, bekommt man mit, wie sich diese von Zeit zu Zeit verändert. Dies merkte ich bei meiner Stadt Chung-Li: Ständig werden neue Blockwohnhäuser errichtet, neue Strassen gebaut und neue Läden eröffnet, ist noch eindrucksvoll!
An den Wochenenden in Taiwan verteilen bei
den Verkehrsampeln stets Leute Werbeprospekte an den Autofahrern, während dem Rotlicht ist. Mein Hostfather hat mir gesagt, dass so ein Prospekteverteiler pro Tag etwa 600 NT$ erhält, das sind etwa 18 CHF! Meist sind dies Arbeitslose oder manchmal sogar auch leicht Behinderte Leute.
Meine Nachfolger in der Chung-Li High School sind jetzt bestimmt, es sind sogar drei! Die Länder sind USA, Finnland und Deutschland; zwei Mädchen und ein Knabe. Ich finde es zwar nicht so gut, dass gerade drei in der selben Schul
e sein werden, denn die Chance, dass nur die drei stets in der selben Gruppe miteinander sind und somit „Kontakte schliessen“, ist sehr gross…
Diesen Montag hatte ich zum letzten Mal d
en Spezialchinesischunterricht in dieser Universität. Wir schauten uns einen Chinesischen Film an und gingen anschliessend noch alle zusammen Essen. Wir erhielten auch noch so etwas wie ein „Bestätigungsdiplom“, als Beweis, dass wir insgesamt 120 Stunden diesen Chinesischkurs besuchten. Wir hatten alle wirklich eine schöne und lustige Zeit miteinander, natürlich tauschten wir unsere Email Adressen aus, um in Kontakt zu bleiben. Hier ist ein Bild von uns allen: Die Frau ist die Lehrerin, der erwachsene Mann ist Mario aus Italien (nicht Rotary), der blondhaarige ist Austauschschüler aus Schweden, und der andere Junge ist Austauschschüler aus den USA (Oregon).

Mein cooler Englischlehrer, mit welchem ich ja auch schon viel zusammen unternommen habe, hat mir vor kurzem ein Abschlussgeschenk überreicht, und was für eines! Er schenkte mir zwei superschöne topqualitäts Kalligraphiepinsel. Der Eine mit Schafshaaren und der Andere mit Wolfshaar. Ihre Schreibeigenschaften sind natürlich verschieden. Beide Pinselansätze sind aus Kuhhorn, zudem haben die Stiele schöne Chinesische Schriftzeichen eingraviert. Darüberhinein gab er mir auch noch ein Tintenschälchen und drei spezielle „Tintensteine“, um Tinte „anzureiben“. Woow, das ist ja ein super Erinnerungsgeschenk, ich bedankte mich tausend Mal! Ich schreibe sehr gerne Kalligraphie, in der Schweiz will ich unbedingt auch von Zeit zu Zeit mal was schreiben.

Am Dienstag in der allwöchentlichen Morgenschulversammlung hielt ich vor der ganzen Schule (jetzt nur noch etwa 2'000 Schüler, da die Drittgrader ja nicht mehr da sind) einen Chinesischspeech. Ich berichtete über meine Taiwanerlebnisse sowie die Typhoons, die Erdbeben, die Feste, das Essen, die Rotaryfamilien usw. und bedankte mich zudem bei allen. Als Dankeschön schenkte ich der Schulrektorin, meinem Englischlehrer und meinem Chinesischlehrer Mister Lü jeweils eine von mir selbst geschriebene Kalligraphie. Darauf steht: huì liáng duō = = „Many are the favours you have done me!“ und der Name des Empfängers sowie des Schreibers (ich ;-). Die Lehrer waren alle sehr erstaunt über mein Chinesisch und lobten mich, denn als ich ja neu in die Schule kam, konnte ich ja noch fast kein Wort.


In dieser Woche feierte die Klasse 101 in der Schule eine Party aus vielen verschiedenen Gründen: Eine Schülerin hatte Geburtstag, das Semester ist bald zu Ende, und zudem eine Abschlussparty für mich ;-)! Währen dieser Party bestellten wir Pizza, assen Geburtstagstorte und schauten uns Photos von allen speziellen Events und Aktivitäten der Klasse und der Schule an. Ich zeigte der Klasse zudem meine Photos von der Taiwanreise mit meinen Eltern. Es war wirklich cool, ich fühlte vor allem einmal mehr den starken Klassenzusammenhalt: Die sind alle wie eine Einheit mit willensstarkem Teamgeist!

In einem Austauschjahr sammelt sich so einiges an Material, Souvenirs, Bücher, usw. an, natürlich viel zu viel und zu schwer für ins Flugzeug. Infolgedessen bin ich ein weiteres Mal auf die Post ein Packet per Schiffpost nach Hause schicken gegangen (alleine, ohne irgendwelche Hilfspersonen). Eigentlich hätte ich EIN grosses, 28 Kg schweres Packet verfrachten lassen wollen, da jedoch für Schiffpost die Paketgewichtslimite 20 Kg ist, musste ich alles noch mal auspacken und in zwei Pakete verteilen! Ansonsten hätte ich es per Luftpost senden müssen, was mich 6'800 NT$ (ca. 205 CHF) gekostet hätte. Eine Stunde Umpackarbeit ersparte mir sehr viel Geld, die beiden Pakete waren dann zusammen nur 1520 NT$, was etwa 45 CHF entspricht. (Das wäre ja ein Stundenlohn von 150CHF!!!) Für um den halben Globus kann man dann wirklich nicht jammern! Die Postbeamtin kenne ich ja sehr gut, sie schenkte mir einen wundervollen Briefumschlag mit schönen Marken darauf! In derselben Woche schickte ich noch ein drittes Packet in die Schweiz; 9.8 Kg für 660 NT$.

Am Donnerstag beim Rotarymeeting wurde ein so genannter „Probedurchlauf“ der neuen Rollenverteilungen gemacht. Ab August werden nämlich andere Clubmitglieder Präsident, Sekretär, Kassier, usw… sein. Zudem hielt ein Mitglied einen Vortrag über den Rotary Club im Allgemeinen auf der ganzen Welt, mit all den guten Taten, Veranstaltungen, usw… Am Schluss des Meetings habe ich dann dem Club einen Dankensbrief und eine Geldspende (natürlich in rotem Couvert…) meiner Eltern überreicht, als Dankeschön dass ich für beinahe ein Jahr als Austauschschüler bei ihnen zu Gast sein konnte, und dass der Club sich so gut um mich (und auch damals als meine Eltern kamen, um meine Eltern), kümmert. Natürlich habe ich den Brief in der Schule mit Mr. Lü ins Chinesische übersetzt, damit die Message bei allen ankommt. Darüberhinein schenkte ich dem Club zwei schöne von mir selbst geschriebene Dankenskalligraphien. Der Brief, die Kalligraphien und das Geld wurden mit grossem Applaus angenommen ;-)!

Am Freitag Abend bin ich mit meiner Familie und ein paar Kollegen noch einmal in das Luxus- Büffet Restaurant essen gegangen, denn wir hatten immer noch Freikarten vom Rotary Club. Ich habe es völlig genossen, denn ich weiss, dass dies in der Schweiz nicht mehr zu haben ist. Bei den Büffets sind hier übrigens auch die Drinks stets inbegriffen (gefährlich!) Die Jugendlichen trinken so Bier oft über ihren durst… ;-)!

Samstags nahm mich meine Gastfamilie schon wieder an ein Hochzeit mit (ist glaub ich schon mein sechstes hier in Taiwan!). Woow, das war eine Feier, die grösste, die ich bis jetzt erlebt habe! 700 Gäste waren eingeladen, alles super nette und sympathische Leute. Speziell an dieser Hochzeit war, dass alles Essen vegetarisch war, da das Brautpaar und deren Familie Vegetarier sind (sie sind auch Buddhisten, welche sich aufgrund des Glaubens und der Gesundheit vegetarisch ernähren). Da es natürlich kein Fleisch gab, waren viele Gerichte aus Pilzen, Bohnen und anderen Hülsenfrüchten zubereitet worden. Mann, ich wusste gar nicht, wie vielfältig auch die vegetarische Küche sein kann! Ich und mein Hostfather sind schon etwas früher hingegangen, da wir Leinwand, Kamera und Beamer installierten, damit Photos vom Brautpaar gezeigt werden konnten. Zudem wurde, wenn gerade etwas auf der Bühne lief, live gefilmt und auf die Leinwand projeziert. Ist ja klar, dass bei 700 Gästen nicht alle sicht auf die Bühne und den Brautpaarstisch haben. Schon nur das Vorbereiten war eine riesige Sache und ein enormer Aufwand! Was ich noch schön finde (dies war bis jetzt bei jeder Hochzeit so), ist dass beim Eingangstisch alle Leute in einem grossen Buch unterschreiben können. Zudem liegt stets ein riesiges Photoalbum da, wo sehr schöne Bilder und Photos des Brautpaares darin enthalten sind. Dafür wird immer ein richtig professionelles „Photo shooting” arrangiert!

Wunderschöne Schnitzereien aus Karotten und anderem Gemüse! Ein Phönix und ein Drache:

Am Sonntag bin ich mit meinem coolen Englischlehrer nochmals auf eine monströse Fahrradtour. Einen ganzen Tag lange fuhren wir herum und genossen einmal mehr die atemberaubende Landschaft. Vorallem der Bambus ist im Moment sehr saftig grün und buschig! Auch exotische Schmetterlinge sahen wir auffallend viele. Auf der Tour besichtigten wir zahlreiche Tempel; manche waren noch von den Japanern aus „termitenresistentem“ Holz erbaut worden, ohne jegliche Nägel und Nieten, nur anhand verkeilen des Holzes. Das Wetter war fabelhaft, den ganzen Tag nur Sonnenschein. Die Temperatur betrug am Schatten sagenhafte 37°C, an der Sonne natürlich noch mehr! An diesem Tag holte ich mir den ersten Sonnenbrand in Taiwan, ich verbrannte mir meinen linken Arm. Wieso es nur den linken Arm war, weiss ich auch nicht!?! Wahrscheinlich wurde der rechte Arm die meiste Zeit vom eigenen Körperschatten bedeckt... Noch ein Paar schroffe Zahlen: Insgesamt legten wir an diesem Tag 115 Kilometer zurück, und dies bei feuchtheisssonnigen 37°C, der Schweiss lief mir runter wie ein Wasserfall! Ich trank während der Fahrt 6 Liter Tee, und der Fahrradcomputer meines Lehrers zeigte 5'500 Kalorien an! Gut, er ist ja auch schwerer und älter als ich. Dementsprechend sind wir abends zusammen gut essen gegangen ;-)! Die kühle Dusche zu Hause war dann super erfrischend… Welch ein unvergesslicher Tag! Apropos Kalorien: Kürzlich habe ich eine Waage entdeckt und mein Körpergewicht gewogen. Seit dem letzten Mal in der Schweiz habe ich 6 Kilos zugenommen! Leider sieht man’s mir nicht gross an, denn währenddessen bin ich auch noch gewachsen!
Ganz in der Nähe eines Staudammes fand ad diesem Tag eine Schwimmaktivität statt. Die farbigen Streifen hinter den Schwimmern sind Rettungsschläuche aus Schaumstoff, im Falle dass ein Schwimmer nicht mehr mag:


Das unten zu sehende weisse Wasser ist übrigens Schwefelwasser, welches in den Fluss läuft; Ganz in der Nähe hat es Heisse Quellen!



1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hey Benj

Sehr schöner Abschluss, genisse es noch solange du kannst.

Hdmfg di Pap